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#Grüne Atomkraft? Was die Neueinstufung der EU für Deutschland bedeutet

Grüne Atomkraft? Was die Neueinstufung der EU für Deutschland bedeutet

Zum Unmut der Bundesregierung werden Investitionen in Atomkraftwerke in der EU künftig als klimafreundlich klassifiziert. Wäre es dann nicht einfach, diesen „grünen“ Strom nach Deutschland zu exportieren und dort den Umbau der Industrie hin zu Klimaneutralität zu beschleunigen und die erwartete Masse an strombetriebenen Autos zu laden. Billig, ohne weitere Windräder?

Nein, heißt es unisono aus der Industrie. Atomstrom könne auch nach dem EU-Beschluss nicht als grün verkauft werden. In Deutschland müsse bei der Vermarktung ausgewiesen werden, aus welcher Quelle der angebotene Strom stamme. Für Kernenergie gebe es heute keine vergleichbaren Herkunftsnachweise wie bei den Erneuerbaren. Atomstrom bleibe daher Graustrom, als Mix gekauft, ohne klaren Herkunftsnachweis. Sogenannte PPAs, wie sie nahezu wöchentlich zwischen Windparkbetreibern und Industrieunternehmen geschlossen werden – garantierte langfristige Abnahmeverträge – gebe es zwischen Industrie und AKW-Betreiber nicht. Abgesehen davon ist Atomstrom auch knapp. Ein simples Hochfahren der Meiler hinter den Grenzen sei gar nicht möglich. Deutschland exportiere noch immer mehr Strom nach Frankreich als umgekehrt, sagt Jörg Rothermel vom Verband der chemischen Industrie (VCI).

„Konkrete Arbeiten sind uns aktuell nicht bekannt“

Die Energieversorger wollen nach der EU-Entscheidung denn auch an ihrer Strategie festhalten. „Die Kernenergie ist ein Auslaufmodell. Wir sehen die Zukunft in den Erneuerbaren Energien“, ließ Kerstin Andreae, die Geschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft ihre Follower auf LinkedIn wissen. Ähnlich sieht es der Energieversorger ENBW . „Die im aktuellen EU-Taxonomie-Entwurf vorgenommene Klassifizierung der Kernenergie als nachhaltig hat aus heutiger Sicht und auf absehbare Zeit keinen Einfluss auf die Erzeugungsstrategie“, schreibt Vorstand Georg Stamatelopoulos der F.A.Z.

Ganz so einfach verhält es sich für die energieintensiven Unternehmen aber nicht. Die „Taxonomie“ der EU legt schließlich nur fest, welche Investitionen in welche Erzeugungsart als nachhaltig klassifiziert werden. „Sie gibt nicht vor, ob der Strom dann auch grün oder nachhaltig ist oder eben nicht“, sagt VCI-Geschäftsführer Rothermel. Nach seinen Worten müssen solche Fragen jetzt national geklärt werden.

Ähnliches berichtet die Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Konkrete Arbeiten an einer Grünstahl-Definition seitens der EU sind uns aktuell nicht bekannt“, schreibt deren Präsident Hans Jürgen Kerkhoff. Ob und in welchem Umfang Atomstrom als nachhaltig und grün klassifiziert wird, müsse über nationale Regelungen festgelegt werden, sagt Rothermel. „Dazu wird es noch viele lebhafte Diskussionen geben.“ Dabei zeigen sich schon viele Konfliktfelder. Sollte die Bundesregierung Wasserstoff, Stahl oder Grundchemikalien, die mit Hilfe von Atomstrom produziert werden, nicht als nachhaltig klassifizieren – was passiert dann mit dem Import? Und wie werden die Kunden darauf reagieren? Begnügt sich ein Autokäufer mit dem Label „nachhaltiger Stahl“, oder will er einen Beleg, dass sein Stahl mit Strom aus Erneuerbaren Energien hergestellt ist?

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