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#Handynetz im Katastrophengebiet nach Flut zusammengebrochen

Handynetz im Katastrophengebiet nach Flut zusammengebrochen

Wer derzeit in den Katastrophengebieten im Westen Deutschlands unterwegs ist, hört von den Menschen, die im Schlamm des Hochwassers versuchen zu retten, was zu retten ist, immer wieder die Frage, wie man überhaupt hergekommen sei. Welche Straßen denn benutzbar, welche gesperrt oder zerstört seien, fragen die Leute. „Wir bekommen ja hier nichts mit.“ Bundesweit wird über die verheerenden Fluten berichtet, doch in den am schwersten betroffenen Ortschaften etwa entlang der Ahr in Rheinland-Pfalz sind die Menschen von Informationen abgeschnitten.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Dort ist das Handynetz weiterhin tot. Ebenso wie die Stromleitung sowie die Wasser- und Gaszufuhr hat die Flut auch die Mobilfunkinfrastruktur zerstört. Wann die Ortschaften wieder angeschlossen werden können, ist noch nicht absehbar. Angesichts der Zustände vor Ort, der zerklüfteten Straßen, der zerstörten Brücken und kaputten Häuser, dürfte es dauern. Das ist verheerend in vielerlei Hinsicht.

Mehrere Hotlines geschaltet

Zunächst erschwert es die Beantwortung der Frage enorm, wie viele Personen noch vermisst werden. Die Leute sind schlicht nicht erreichbar. Für die Menschen vor Ort ist es auch unmöglich zu klären, inwiefern Verwandte und Bekannte in anderen Ortschaften von der Flut betroffen sind.

Der Kreis Ahrweiler gab die Zahl der Vermissten am Donnerstag zwischenzeitlich mit 1300 an. Am Freitag teilte er mit: Nach wie vor sei die Zahl der Vermissten hoch, reduziere sich jedoch stündlich. Die zuvor genannte Anzahl an Vermissten sei unter anderem auf Mehrfachmeldungen sowie den Ausfall des Mobilfunknetzes zurückzuführen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) bezifferte die Zahl der Vermissten am Freitag mit knapp 100.

Die fehlenden Mobilfunknetz macht es den Anwohnern zudem unmöglich, Kontakt zu Bekannten und Verwandten außerhalb der betroffenen Gebiete aufzunehmen, um selbst raus aus dem Katastrophengebiet zu kommen. Viele sind nun in den Notunterkünften für Obdachlose untergekommen, die der Kreis eingerichtet hat. Vielen Menschen dort ist unklar, für wie lange sie bleiben müssen.

Er hoffe, sagte am Freitag ein Mann in der Notunterkunft in Bad Neuenahr-Ahrweiler, dass er bei Verwandten im nahen Nordrhein-Westfalen unterkommen könne, doch sei unklar, inwiefern eine Fahrt dorthin derzeit überhaupt möglich sei. Auch am Samstag waren noch viele Straßen in der Region gesperrt.

Für die Vermisstenanzeige und für Hinweise aus der Bevölkerung haben die Behörden eine Hotline geschaltet, auch gibt es eine Hotline für Seelsorge sowie eine zur Notbetreuung. Nur was bringen die Angebote, wenn es keine Telefonverbindung in den am schwersten betroffenen Gebieten gibt? Das gleiche gilt für die Möglichkeit der Vermisstensuche etwa über Facebook. Zum Telefonieren, raten einem die Anwohner vor ihren zerstörten oder stark beschädigten Häusern, müsse man raus aus dem Tal fahren, die Hügel hoch bis etwa auf Höhe des Nürburgrings. Eine Fahrt von knapp 30 Minuten. Zudem haben viele ihre Autos bei der Katastrophe verloren.

Bemühungen um ein „rudimentäres Netz“

„Ein Großteil der Bevölkerung ist nach wie vor von der Infrastruktur komplett abgeschnitten“, heißt es am Samstag in einer Pressemitteilung Landkreises Ahrweiler. Der Landrat des Kreises sagte am Samstag, nach der verheerenden Flut sei im Kreis Ahrweiler mit mindestens 100 Toten zu rechnen. Es sei zu befürchten, dass noch weitere Todesopfer hinzukämen, teilte das Polizeipräsidium Koblenz mit. Als verletzt wurden 618 Personen gemeldet. Auch am Samstag liefen nach Angaben der Kreisverwaltung noch Lebensrettungseinsätze, unter anderem mit Hubschraubern.

Auch Wohnwagen schwemmte die Flut in Kreuzberg weg


Auch Wohnwagen schwemmte die Flut in Kreuzberg weg
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Bild: Reuters

Auch den Rettungskräften selbst erschwert das ausgefallene Handynetz die Arbeit. Die Polizei sei selbst schlecht erreichbar, einige Dienststellen seien betroffen, sagt am Samstag ein Sprecher der Polizei Koblenz. Das ausgefallene Handynetz mache die Arbeit der Einsatzkräfte vor Ort „äußerst schwierig“. Wo es gehe, kommunizierten die Einsatzkräfte per Funk, sagt der Sprecher.

Ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Landesfeuerwehrverbands mit Sitz derzeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler sagt, die Rettungskräfte selbst hätten zum Teil „massive Probleme“, Telefonverbindungen aus dem Ort raus zu bekommen. „Stabil ist etwas anderes.“  Es sei weiterhin „Priorität Nummer eins, Leben zu retten“, sagt der Sprecher. Doch derzeit bemühten sich die Rettungskräfte ein „rudimentäres Netz“ aufzubauen, aber auch das brauche seine Zeit angesichts der Zustände vor Ort.

Druck auf Unternehmen

Nach Angaben einer Sprecherin des Digitalisierungsministeriums in Mainz baut derzeit der Landesbetrieb Daten und Information „mobile Ersatzstationen“ für den Digitalfunk auf. Diese dienen der Kommunikation der Sicherheits- und Rettungskräfte untereinander. Die Bevölkerung sei jedoch auf die Infrastruktur der Telekommunikationsunternehmen angewiesen, so die Sprecherin.

Die Landesregierung sucht nun, Druck auf die Unternehmen auszuüben, um das Mobilfunknetz möglichst rasch wieder aufzubauen. Eine Bereitstellung von Netzangebot sei die „dringlichste Aufgabe der Telekommunikationsunternehmen“, teilte der rheinland-pfälzische Minister für Digitalisierung, Alexander Schweitzer  (SPD) am Freitag mit. „Die unübersichtliche Lage in den von Unwetter betroffenen Regionen wird dadurch erschwert, dass die Kommunikationsmöglichkeiten aktuell noch immer nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Es ist höchste Zeit, dass die Unternehmen der Telekommunikationsbranche hier schnell und mit allen Kräften aktiv werden. Wir brauchen eine verlässliche Infrastruktur für die Kommunikation in der Region.“

Der Sprecherin von Schweitzers Ministerium zufolge sicherten die Unternehmen zu, „alles zu tun, was möglich ist“. Möglichst zeitnah sollen demnach mobile Masten wieder aufgestellt werden. Wann das geschehen könne, sei aber unklar.

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