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#Hongkong wehrt sich weiter

Hongkong wehrt sich weiter

Im Jahr 2019 erlebt Hongkong einen dramatischen Sommer, der sich in die Geschichte des Stadtstaates einschreiben wird. Die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone gegen ein geplantes Auslieferungsgesetz beginnen friedlich, es sind vor allem Schüler und Studierende, die auf die Straße gehen und darauf pochen, dass die Formel „Ein Land, zwei Systeme“ nicht durch den Einfluss der chinesischen Regierung immer weiter ausgehöhlt wird. Doch der Kampf für eine „echte“ Demokratie spitzt sich schnell zu, und die Staatsgewalt zeigt ihr hässliches Gesicht.

Zwei Jahre sind seither vergangen, eine lange Zeit, in der sich die Aufmerksamkeit der Welt auf neue Brennpunkte gerichtet hat. Aber die Ruhe nach politischen Stürmen trügt in der Regel, denn sie verschleiert die gravierenden Folgen. Umso wichtiger sind Dokumentationen wie „Hongkong – eine Stadt im Widerstand“, die daran erinnern, dass geschehenes Unrecht immer in die Zukunft wirkt. Tan zum Beispiel, ein junger Mann und Familienvater, der sich im Laufe des Sommers 2019 zunehmend radikalisiert, bezahlt für sein Demokratie-Engagement mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe. Er ist einer der Protagonisten, die die Regisseurin Han Yan Yuen bei ihrem Kampf für eine bessere, demokratische Zukunft begleitet. Mit Gasmaske, Hodenschutz und Knieschonern ausgerüstet stellt sich Tan den Polizisten entgegen, die die Demonstranten im Laufe der Monate immer brutaler zurückdrängen, mit Gummigeschossen und Wasserwerfern. In einer Szene sieht man, wie ein Polizist aus nächster Nähe einem Demonstranten Tränengas ins Gesicht sprüht und der sich vor Schmerz krümmt. Tan sagt: „Mein Familie kann auf mich warten, meine Mitstreiter nicht.“

Eine dieser Mitstreiterinnen ist die Jurastudentin Eve, die in der Universität vor einem Monitor sitzt, auf dem die erschreckenden Live-Bilder der eskalierenden Proteste laufen. Sie unterstützt, wo sie kann, bietet juristische Hilfe und koordiniert Aktionen. Twitter, Instagram, aber vor allem Telegram sind die bevorzugten Kommunikationskanäle der Demonstranten, deren Angst, abgehört zu werden, freilich groß ist. Anonyme Anrufer aus China, erzählt Eve, hätten sie und ihre Familie mit dem Tod bedroht, doch einschüchtern lasse sie sich dadurch nicht.

Straßenszenen, die eindrucksvoll die Dynamik der Proteste und jene Punkte einfangen, an denen alles kippt, dominieren die Dokumentation. In der heißesten Phase der Proteste wechseln sich Angriff und Rückzug der Demonstranten im Minutentakt ab. Eben aufgebaute Straßenblockaden reißt die Polizei nieder. Sichere Orte existieren nirgendwo. MJ, einen achtzehnjährigen Mann, verhaftet die Polizei eines Tages zu Hause. Die Kamera begleitet seine völlig aufgelöste Freundin Jessica, die Hongkong inzwischen verlassen hat, in einem Taxi zur Polizeiwache. Der Sommer 2019 stellt auch zahllose Beziehungen auf eine harte Probe. Alltagsmomente wie jene, in denen MJ und Jessica gemeinsam shoppen gehen, lachen und herumalbern, werden zu einer kostbaren Seltenheit. Plötzlich ist das Selbstverständliche ungewöhnlich.

Zu den stärksten Szenen zählt die aus dem Ruder laufende Diskussion der Studenten mit dem Direktor ihrer Universität. Fassungslos darüber, dass er mit keinem Wort öffentlich die Polizeigewalt verurteilt, schreien sie ihm ihren Frust entgegen. Sie fühlen sich verraten von einem Mann, der im Westen studiert und gelebt hat und nun zu feige ist, Stellung zu beziehen. Ein Student bricht unter Tränen zusammen.

Gleichzeitig ist das Engagement der Bevölkerung groß: Noch nie zuvor hat eine soziale Bewegung in Hongkong eine derart breite, milieuübergreifende Unterstützung erfahren. Autofahrer halten, wenn sie das Gefühl haben, Protestierende vor der Polizei beschützen zu können – genannt werden sie Elterntaxis. Diese Elterntaxis sind zwar verschwunden, die Wunden aber, die der Sommer 2019 mit seinen toten, verletzten und verhafteten Freiheitskämpfern geschlagen hat, schmerzen nach wie vor.

Hongkong – Eine Stadt im Widerstand, heute um 22.55 Uhr bei Arte.

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