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#Hurra oder Hauruck bei Spanien gegen England

Nicht weniger als eine „Revolution“ hat Jorge Vilda in seinem Heimatland ausgemacht. Der heute 42 Jahre alte Trainer steht seit 2008 in Diensten der Real Federación Española de Fútbol (RFEF), dem Fußballverband Spaniens, und die Fortschritte seiner Arbeit als Entwicklungshelfer sind in seinen Augen mittlerweile weit über die Stadien hinaus erkennbar. Er spricht gerne vom gesellschaftlichen Umbruch, der von den von ihm betreuten Nationalspielerinnen mit vorangetrieben werde.

Lange sei der Fußball der Frauen von seinen Landsleuten allenfalls „akzeptiert“ worden. Heute aber „ist er eine Sportart, die Millionen von Menschen mobilisiert“. An diesem Sonntag besteht für die Protagonistinnen die nächste Gelegenheit, ihren Ruhm zu mehren: In Sydney treffen sie im Endspiel der Weltmeisterschaften auf England (12.00 Uhr MESZ im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM der Frauen und im ZDF).

Beide Nationen greifen erstmals nach der World-Cup-Trophäe. Die spanischen Erfolgsaussichten sind nicht so schlecht. Bei den Juniorinnen sind sie derzeit das Maß aller Dinge. Die U 19 verteidigten am 30. Juli den EM-Titel durch einen Sieg im Elfmeterschießen gegen Deutschland. Und aus dem Kreis der U 17, deren Nachfolgergeneration im vorigen Jahr den WM-Triumph von 2018 wiederholte, hat Vilda mit Torhüterin Cata Coll (FC Barcelona), Mittelfeldspielerin Teresa Abelleira (Real Madrid) sowie den Stürmerinnen Eva Navarro (Atletico Madrid) und Salma Paralluelo (FC Barcelona) ein schon in Teenagertagen herausragendes Quartett auf Erwachsenenniveau inte­griert.

Die Spanierinnen haben eine Auswahl beisammen, die auch unter Druck nicht von ihrem Konzept abweicht, dem Gegner den Ballbesitz streitig zu machen und Freiräume zu finden, aus denen sich Chancen kreieren lassen. In vielen WM-Statistiken, die ihren Offensivgeist erkennen lassen, liegt Vildas Ensemble an der Spitze – bei den Teams mit den meisten Torschüssen pro Partie (20), der durchschnittlichen Zahl an Eckstößen (7) und vollendeten Pässen während neunzig Minuten (504).

Vilda gelang es, seine „Selección“ trotz Querelen zu einer zielbewussten Gemeinschaft zu formen. Im vorigen Herbst, nachdem die Spanierinnen bei der EM an England im Viertelfinale gescheitert waren, weil die heutige Bayern-Spielerin Georgia Stanway zum 2:1-Sieg getroffen hatte, stand der Coach in der Kritik. 15 Spielerinnen wandten sich mit einem öffentlichen Brief an die Spitze der RFEF und warfen Vilda konzeptionelle Fehler vor. Sie forderten, „dass die Lage korrigiert“ werde, um die „Leistungsfähigkeit“ der Formation zu verbessern.

Nach einer Untersuchung sprach der Verband dem Coach sein Vertrauen aus. Von denen, die gegen ihn opponiert hatten, nominierte Vilda für die WM nur Ona Batlle, Aitana Bonmati (3 WM-Tore) und Mariona Caldentey (1); durch den Finaleinzug kann er sich in seinem Kurs bestätigt sehen. Alexia Putellas, der „Weltfußballerin“ vom FC Barcelona, übertrug er nach ihrem Kreuzbandriss dosiert Verantwortung, und in vorderster Reihe verfügen sie mit der 19 Jahre alten Salma Paralluelo (2) über eine Angreiferin, die mit ihrer Laufstärke schwer zu bremsen ist. „Wir hatten noch nie eine so komplette Mannschaft wie diese“, sagte Vilda vor dem Showdown mit den „Lionesses“.

In England hatten sie sich vor der WM nur zögerlich zu ihrer Favoritenrolle bekannt. Obwohl nach dem EM-Gewinn vor einem Jahr allen klar war, dass weniger als das Halbfinale eine Enttäuschung wäre. Das Erreichen des Endspiels wurde insgeheim vorausgesetzt, denn grundsätzlich existiert auf der britischen Insel die Erwartungshaltung, dass es im Fußball der Frauen gegenwärtig niemand Besseren gibt. Allerdings war der Weg, den sie Down Under beschritten, nicht einfach.

In der Gruppenphase quälten sie sich gegen Haiti und Dänemark zu 1:0-Siegen. Das 6:1 gegen China war das Highlight, sonst zeigten sie eher Hauruck- als Hurra-Fußball: Im Achtelfinale setzten sie sich im Elfmeterschießen gegen Nigeria durch, im Viertelfinale mussten sie sich gegen Kolumbien durchbeißen (2:1), und das 3:1 im Halbfinale gegen Australien hört sich eindeutiger an, als es der Spielverlauf in Wirklichkeit war. Bei aller Qualität im Kader: Manchmal hatte England einfach Glück.

Titelreif: Die englische Kapitänin Millie Bright


Titelreif: Die englische Kapitänin Millie Bright
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Bild: Firo

Nationaltrainerin Sarina Wiegman war zudem gezwungen, sich von ihrer erprobten 4-3-3-Formation zu verabschieden. Hinzu kamen die zwischenzeitliche Verletzung der Mittelfeld-Strategin Keira Walsh und die Zwei-Spiele-Sperre von Lauren James für einen Tritt in den Rücken einer nigerianischen Gegenspielerin. Wiegman stellte auf Dreierkette um – und auf die Defensive um Millie Bright war Verlass.

Drei Gegentore (ohne das Elfmeterschießen) in sechs Turnierspielen sind ein guter Wert, zumal sich das Team gegen Nigeria in Unterzahl durch die Verlängerung retten musste. Auch der Leistungsnachweis der Offensive kann sich mit 13 Treffern sehen lassen. Mit jeweils drei Toren führen Lauren Hemp, Alessia Russo und die zuletzt gesperrte James die interne Liste an.

Gegen Spanien kann Wiegman alle drei einsetzen – wie gegen China mit Hemp und Russo als Doppelspitze sowie James zentral dahinter. Auch diese Aussicht trägt zum englischen Optimismus bei. Es sei einiges „passiert bei diesem Turnier, uns wurde viel in den Weg gelegt“, sagte Stanway beim Blick zurück auf die vergangenen Wochen, denen nun die Krönung im Stadium Australia folgen solle: „Wir haben es mit Respekt und Demut bewältigt und uns genau das hier verdient.“

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