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#„Ich habe keine Ahnung von Fußball“

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„Ich habe keine Ahnung von Fußball“

Mit so einem Pass hätten wohl so manche ihre Schwierigkeiten gehabt. Recht planlos kam der Ball hoch und weit aus dem Mittelfeld und fiel in den Sechzehnmeterraum, als wäre er aus einem Hubschrauber gefallen. Dort kämpfte Gerard Moreno mit seinem Gegenspieler um ein wenig Bewegungsfreiheit, holte das Leder auf den Boden, legte es sich vom rechten auf den linken Fuß und schoss aus der Drehung ins Tor.

Mit dem Treffer hatte der Stürmer für den Villarreal Club de Fútbol das 1:0 gegen Valladolid besorgt, zum 2:0-Endstand lieferte er die Vorlage, war damit mal wieder der entscheidende Mann auf dem Platz, und Villarreal hatte wenigstens den Platz in den Europa-Conference-League-Play-offs wieder sicher.

Es könnte aber noch besser kommen, wenn der kleine Klub aus der spanischen Mittelmeerregion Castellón an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League, bei Nitro und DAZN) im Endspiel der Europa League in Danzig gegen das große Manchester United gewinnt. Moreno ist der erfolgreichste Stürmer im Team von Villarreal, und es ist seine beste Saison. 29 Mal traf er, 23 Tore davon erzielte er in La Liga, das ist Platz zwei in der Torjägerliste hinter Leo Messi mit 30 Treffern. Hinzu kommen sechs Tore in der Europa League. Mit 29 Jahren ist er recht spät zu einem Topstürmer gereift, obwohl er in dieser Saison mit dem aus Dortmund nach Spanien heimgekehrten Paco Alcácer starke Konkurrenz an seiner Seite hat.

Spiele im „Stadion der Keramik“

Auch Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique ist die Leistungsexplosion des Stürmers in dieser Saison nicht entgangen, Moreno steht auch im Aufgebot für die Europameisterschaft. Er ist der erfolgreichste spanische Torjäger der Saison. Trotzdem war die Karriere für Gerard Moreno steinig. In der katalanischen Fußballschule des CF Damm galt er als Ausnahmetalent, aber in der Jugend von Espanyol Barcelona sortierten sie ihn mit 15 Jahren wieder aus, weil sie glaubten, er sei dem Kontaktsport Fußball körperlich nicht gewachsen.

Dabei begann in diesen Jahren doch schon die Zeit der Kleinen und Schmächtigen im spanischen Fußball, die insbesondere den FC Barcelona später so erfolgreich machten. Vor zehn Jahren zeigte auch Real Madrid Interesse, Moreno war inzwischen 1,80 Meter groß, doch er ging nach Villarreal, spielte dort in allen Nachwuchsmannschaften, wurde nach Mallorca ausgeliehen und zwischenzeitlich schon an Espanyol weiterverkauft.

Ein Financier, der sich aus sportlichen Sachen heraushält: Fernando Roig


Ein Financier, der sich aus sportlichen Sachen heraushält: Fernando Roig
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Bild: Picture-Alliance

Seit drei Jahren ist er nun wieder in Villarreal, wo er in seinen beiden ersten Jahren allerdings nicht über 20 Tore hinauskam. In anderen Klubs wäre das vielleicht nicht spektakulär genug, der Erfolgsdruck größer. Aber Villarreal ist ein kleines Städtchen, hat 55.000 Einwohner, von denen viele in der traditionsreichen heimischen Fliesenindustrie arbeiten. Das Stadion heißt folgerichtig „Stadion der Keramik“ und sieht schon von außen wie gekachelt aus.

Hauptsponsor ist ein Fliesenhersteller, und der Chef des Unternehmens ist auch Vereinspräsident und Hauptaktionär. Solche Modelle mit einem finanzkräftigen Geldgeber, der alles unter Kontrolle hat, gehen oft schief, wie sich ganz in der Nähe beim FC Valencia und seinem Sponsor aus Singapur beobachten lässt. Doch Fernando Roig mischt sich nicht in die sportlichen Belange ein. „Ich habe keine Ahnung vom Fußball“, sagt der Präsident ganz offen, „ich bin ein Manager.“

Ein Financier, der auch nicht unruhig wurde, als der Klub nach dem ersten Aufstieg in die Primera División 1998 auch gleich wieder abstieg. Mit Spielern wie Palermo, Riquelme oder Senna, der ballsichere Stabilisator in Spaniens Europameister-Kader von 2008, stabilisierte sich der Verein im Mittelfeld der spanischen Liga und baute gleichzeitig eine der erfolgreichsten Jugendabteilungen in Spaniens Fußball auf.

Elf der 26 Profis im Kader stammen aus der eigenen Jugend, der Altersdurchschnitt liegt bei 28 Jahren. „Viele reden von der Jugendarbeit, aber wir hatten auch schon mal elf Spanier auf dem Feld“, sagte Roig in einem Gespräch mit dem ehemaligen Nationaltrainer Vicente del Bosque: „Wir wollen von unten wachsen.“

So ist die Endspielteilnahme heute schon ein großer Erfolg für den Villarreal Club de Fútbol, aber auch nicht mehr als ein weiteres Etappenziel. Aber von großen Träumen will der Vorsitzende gar nicht reden. „Unser Titel ist, jedes Jahr in der ersten Liga zu spielen, das ist schon schwierig genug“, wehrt er ab. „Wenn wir am Ende an der Champions oder Europa League teilnehmen, ist das auch gut.“ Ein Sieg über Manchester United käme dem zurückhaltenden Fußballpräsidenten wohl dennoch nicht ungelegen.

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