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#„Ich kann andere sehr gut glänzen lassen“

„Ich kann andere sehr gut glänzen lassen“

Kürzlich erlaubte Helge Braun sich einen Scherz. Er saß im Saal der Bundespressekonferenz, um das Team vorzustellen, mit dem er CDU-Chef werden will. Zur Begrüßung wünschte Braun den Journalisten einen schönen guten Tag „hier in Ost-Berlin“. Klar, das stimmte, er saß in Ost-Berlin. Aber viel wichtiger: Ein paar Tage zuvor hatte auch Friedrich Merz sein Team vorgestellt, und auch er hatte die Gäste „in Ost-Berlin“ begrüßt. Bloß befand er sich in einem Hotel im Westteil der Stadt. Doppelt peinlich: erst bemüht Richtung Osten zwinkern, und dann auch noch an der falschen Stelle. Helge Braun genoss die Lacher, die er für seine kleine Spitze erntete, und machte dann weiter, ohne auch nur ein einziges schlechtes Wort über Merz zu verlieren.

Braun will keine Show machen. Schon deshalb, weil er noch Kanzleramtschef ist. Das Amt erfordert Ernsthaftigkeit, erst recht, seit die Pandemie das Land fester denn je im Griff hat. Aber der Hesse neigt ohnehin zum leisen Ton, was nicht heißt, dass er nicht gehört werden wollte, nur, dass er es ohne Getöse versucht. Das kann funktionieren, wenn einem ohnehin alle zuhören, aber auch schwierig werden, wenn man sich durchsetzen muss. Wie jetzt beim Parteivorsitz. Viele hoffen auf Merz, weil der so durchsetzungsstark sei.

Braun versteht Führung anders. Als in der Bundespressekonferenz seine Teamkolleginnen sprachen, hörte er lächelnd zu und nickte zwischendurch bestärkend, wie ein Sänger, der das Solo seines Gitarristen genießt. Er hat, anders als seine Konkurrenten Merz und Norbert Röttgen, mit Nadine Schön und Serap Güler mehr Frauen als Männer im Team, was in der CDU tatsächlich etwas Neues ist. Ansonsten wäre die Frage, wie Helge Braun, 49, gelernter Anästhesist, einer der engen Vertrauten Merkels, die CDU neu aufstellen will. Und warum er.

Herr Minister, was ist Ihre größte Stärke?

Was ich gut kann, ist, so zu führen, dass am Ende alle mit Freude zusammenarbeiten und gerne für eine Sache kämpfen. Zum Beispiel eben für die CDU. Ich spüre in der Partei eine große Sehnsucht nach inhaltlicher Klarheit. Aber für die muss man mit Überzeugungskraft und Teamgeist kämpfen. Dafür würde ich gerne arbeiten.

Aber welche Eigenschaft führt Sie dazu? Ehrgeiz? Neugier? Durchhaltevermögen?

Ich glaube, dass es traditionell häufig als Stärke empfunden wurde, wenn man versucht hat, allein zu führen. Ich habe es schon immer als Stärke gesehen, wenn man als starke Persönlichkeit andere starke Persönlichkeiten neben sich nicht nur duldet, sondern aktiv fördert. Wenn die CDU eine Volkspartei sein will, die konservative Themen, soziale Themen, emotionale Wärme, Frauen und Männer, Ost und West abbilden will, dann ist die Vorstellung, dass das durch eine Person gelingt, überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Dann braucht es die Führungsstärke zu sagen: Ich kann andere auch sehr gut glänzen lassen.

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Das Motto Ihrer Bewerbung um den Parteivorsitz lautet „Neue CDU. Neue Stärke“. Woher soll die Stärke kommen?

Man kann andere nicht überzeugen, wenn man nicht von sich selbst überzeugt ist. Das heißt, wir müssen uns klar auf unsere Werte besinnen, auf eine CDU-Programmatik, die auch im öffentlichen Eindruck nicht mehr von den Kompromissen verwässert wird, die wir als Regierungspartei machen mussten mit der SPD. Das ist das eine. Aber der nächste Schritt ist, dass wir uns so ausrichten müssen, dass wir mit unserem Programm wieder mehr Menschen ansprechen, auch die Töchter und auch die Enkel.

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