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#„Ich musste das Laufen quasi neu lernen“

„Ich musste das Laufen quasi neu lernen“

Moppes Petz, dem langjährigen Torwarttrainer der Eintracht, sagte man nach, dass er seine Torhüter mit den härtesten Schüssen überhaupt eindecke. „Meine sind extrem platziert“, betont Dimo Wache schmunzelnd. Dass er überhaupt noch beziehungsweise wieder gegen den Ball treten kann, grenzt an ein Wunder. Dimo Wache, einst einer der besten deutschen Bundesligatorhüter, hat Monate erlebt, in denen er andere, existenzielle Sorgen hatte. Da ging es um die Frage, ob er für den Rest seines Lebens auf einen Rollator angewiesen sein würde, und nicht darum, ob er je wieder Vollspann schießen könne.

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Wache schießt wieder Vollspann. „Etwa 85 Prozent der Schüsse mache ich, obwohl ich ursprünglich nicht wollte. Aber es gehört für mich dazu“, sagt er. Seit etwa einem halben Jahr ist der 48-Jährige wieder in seinem Beruf als Torwarttrainer beim SV Darmstadt 98 tätig. Trotz der Schmerzen. Das Gefühl, schmerzfrei zu sein, kennt Wache nur aus fernen Erinnerungen. Immerzu wird er daran erinnert, dass eine langjährige Torwartkarriere kein Gesundheitssport war. Dass er Raubbau an Knochen, Sehnen und Gelenken betrieben hat.

Wenn er auf dem Trainingsplatz steht und mit den drei Schlussmännern der „Lilien“ arbeitet, alltags den Geruch von Gras und Kabine in der Nase hat, wird er aber auch daran erinnert, dass sein Kämpferherz noch intakt ist. Dass er sich mit eisernem Willen und unverbrüchlicher Widerstandskraft zurückgearbeitet hat. Zweieinhalb Jahre musste Wache pausieren, ehe er im Sommer ans Böllenfalltor zurückkehrte. Einige Ärzte hatten ihm zu verstehen gegeben, dass es mit ihm und Bewegungsfreiheit nichts mehr werden würde.

„Gedanken, die man nicht gebrauchen kann“

„Ich habe gezeigt, dass ich es wieder schaffen kann. Auch zum Preis, dass ich ständig Schmerzen in den Knien habe und das Fußgelenk häufig anschwillt. Das ist für mich in Ordnung, weil ich wusste, dass es nicht einfach wird. Ich habe den Weg bewusst gewählt“, sagt er, der Ehrenspielführer des FSV Mainz 05. 406 Pflichtspiele bestritt er für die Rheinhessen. 406 Pflichtspiele, unzählige Trainingseinheiten und so manche zu frühe Rückkehr nach Verletzungen, weil Mannschaft und Trainer ihn zwischen den Pfosten brauchten, haben ihren Tribut gefordert. Schier unglaubliche 35 Operationen hat er über sich ergehen lassen.

Gravierend waren die letzten: 2016 bekam Wache ein neues Gelenk im rechten Knie, vier Jahre später war das linke dran, dazu machte ein Sprunggelenk schlapp, das versteift werden musste. „Drei Monate lang durfte ich nicht auftreten. In unserem Haus am Hang sind viele Treppen – da war ich quasi gefangen auf einer Ebene. Wenn man Hilfe benötigt selbst bei den kleinen Dingen des Alltags, ist es schwer zu ertragen. Da tauchen Gedanken auf, die man gar nicht gebrauchen kann“, sagt der Hüne, der zudem Typ-1-Diabetiker ist.

Dimo Wache im Tor des FSV Mainz 05 beim DFB-Pokalspiel gegen Schalke 04 im Jahr 2009.


Dimo Wache im Tor des FSV Mainz 05 beim DFB-Pokalspiel gegen Schalke 04 im Jahr 2009.
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Bild: REUTERS

„Als ich die Krücken weglegen durfte, hatte ich kaum mehr Muskulatur, musste das Laufen quasi neu lernen. Mein Laufbild wurde neu angepasst, ich mache nun deutlich kürzere Schritte.“ Waches 1,94 Meter großer Körper musste quasi neu justiert werden, ein langer, mitunter quälender Prozess. Einer, der sein Leben in ein Davor und ein Danach gliederte. Und noch längst nicht zu Ende ist. „Wenn ich nicht jeden Tag meine Übungen machen würde – keine Chance“, sagt Wache. „Dank des Kraftraums in Darmstadt und daheim komme ich einigermaßen über die Runden. Es fühlt sich an wie das tägliche Erklimmen eines Berges.“

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