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#„Ich trete auch Corona-Leugnern mit Respekt entgegen“

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„Ich trete auch Corona-Leugnern mit Respekt entgegen“

Noch bevor die Schulen, die Restaurants und Geschäfte im März schlossen, hatte es ein Begriff aus den noch gar nicht eingetretenen Kontaktbeschränkungen in den Sprachgebrauch geschafft: Corona-Helden. Mit dem neuen Wort traten Menschen in die Öffentlichkeit, die sonst im Verborgenen arbeiten – teilweise im wahrsten Sinne des Wortes. Wie die Reinigungskräfte, die spätabends oder am frühen Morgen kommen, um in Großraumbüros Ordnung zu schaffen.

Sarah Obertreis

Gustav Theile

Auf einmal sahen wir Menschen, deren Arbeit im Alltag vorausgesetzt wird, ohne dass man sie wahrnimmt, ohne die es aber nicht gehen würde: Fahrerinnen etwa, Kassierer, Pfleger, Paketboten, besagte Reinigungskräfte und viele andere. Sie erfuhren nun, wie es ist, beklatscht zu werden, und wie es sich anfühlt, wenn ihnen der eigene Kollege von einem Werbeplakat zulächelt. Manche haben einen Corona-Bonus erhalten. Ihre Arbeit hat all das nicht einfacher gemacht, aber viele von ihnen nachdenklich.

Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie haben uns vier Corona-Helden – ein Essenslieferant, eine Altenpflegerin, ein Paketbote und ein Fahrer von Patiententransporten – erzählt, was nach dem Applaus kam, wie sie ihren Heldenstatus finden und wie es sich anfühlt, schon wieder systemrelevant in einem Lockdown zu sein. Kleiner Spoiler: Es gibt Schöneres.

„Die Lebenslust sinkt bei vielen“

Josephine Schmidt, 36, Altenpflegerin in der Nähe von Erfurt:

„Ich pflege vom 6-Jährigen bis zur 98-Jährigen. Die Corona-Auflagen schränken mich ein. Es gibt wieder Lieferengpässe, wenn auch nicht so massiv wie in der ersten Welle. Wir werden spärlich und langsam beliefert mit Hygieneartikeln und Desinfektionsmitteln, Masken sind teurer. Patientenkontakt erfolgt mit Maske. Die setzen wir auf, bevor wir das Haus betreten, und ab, nachdem wir das Haus verlassen haben. Der Rest funktioniert mit Hygienevorschriften: Hände-Desinfektion und Handschuhe an. Corona-Verdachtsfälle werden wie im Krankenhaus behandelt: Schutzbrille, großer Schutzkittel, Schuhüberzieher, Haarhaube.

Altenpflegerin Josephine Schmidt


Altenpflegerin Josephine Schmidt
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Bild: privat

Wir hatten einige Verdachtsfälle, bei allen außer einem haben die Verwandten die Pflege übernommen. Jetzt häufen sich Positivfälle: der Physiotherapeut, die Fußpflege, die Enkeltochter, die weit weg wohnt. Das ist aber nicht das Schlimme in der Pflege: Es ist die Angst, die die Leute haben. Um mich selbst habe ich keine Angst, ich gehöre zu jener Gruppe, die wenig Risiko hat. Viele Patienten sind sehr vorsichtig und sehr eingeschränkt in ihren Sozialkontakten. Andere machen sich große Sorgen. Das sind jene, die Nachrichten verfolgen und fernsehen. Was man im Thüringen Journal sieht, das macht Angst. Viele vergleichen das mit einer Kriegssituation. Die kalten Schulen wegen des Lüftens sind am unerträglichsten. Das erinnert an früher, als jeder Holzkohle mitgebracht hat, damit die Schule warm wurde.

Viele können das gar nicht mehr verstehen. Sie können uns nicht mehr ins Gesicht gucken und unsere Mimik sehen. Das ist mit Brille und Maske schwierig. Daraus ergibt sich Frustration und Angst. Die mit einer diagnostizierten Depression rutschen da massiv rein. Die Lebenslust sinkt bei vielen. Einige Hochbetagte sagen: ‚Na wenn das meine Lebensqualität ist, möchte ich das nicht mehr haben.‘ Weil der Körperkontakt fehlt. Wir können uns nicht mehr danebensetzen und sagen: Wir trinken noch einen Kaffee zusammen. Das geht nur mit diesen 1,50 Meter Abstand, und das ist nicht das, was der Mensch braucht. Die müssen den Rücken geklopft und den Unterarm gestreichelt bekommen, was außerhalb der Pflegeleistung ist. Man beschränkt sich auf das, was sein muss. Bei unserer Klientel ist der Familienkontakt sehr sporadisch: Einmal in der Woche kommt der Sohn. Oder sie telefonieren. Das ist nicht das, was zur Seelengesundheit beiträgt: Das ist der Kontakt untereinander, dass man beim Bäcker schwatzt oder sich auf dem Seniorennachmittag trifft. Das macht man nicht, wenn man Angst hat, sich anzustecken.

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