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#„Ich will Ordnung und Chaos“

„Ich will Ordnung und Chaos“

Ein Oktobermorgen in Paris. Die britische Schriftstellerin Deborah Levy, 1959 in der Südafrikanischen Union geboren, sitzt in einem angemieteten Appartement über dem Marché Saint-Germain und winkt in ihre Computerkamera. Sie trägt roten Lippenstift, Perlenohrringe und eine Bluse, ihre Stimme ist warm und tragend. Gerade ist „Ein eigenes Haus“, der letzte Teil ihrer von ihr selbst als „living autobiography“ bezeichneten Trilogie erschienen, die das Magazin New Yorker ganz passend „Coming of Middle Age“-Trilogie nannte. Levy, die in London lebt, ist gerade in Frankreich, um diesen letzten Band zu bewerben. Für die ersten beiden Bände hat sie dort im vergangenen Jahr den „Prix Fémina Étranger“ gewonnen. Wenn sie irgendwo hinkomme, sei die erste Frage immer: Kann ich hier schreiben? Hier geht es offenbar. Sie habe sich schon eingerichtet, sagt sie und schwingt den Computer durch den Raum, die wichtigsten Bücher mitgenommen, gestern Blumen gekauft. Morgens trinke sie ihren Kaffee ganz früh unten mit den Gemüse-, Käse- und Fischhändlern, die ihre Waren auspacken, danach arbeite sie oben in ihrem provisorischen Heim an ihrem neuen Roman. Darin geht es um Doppelgänger. Wir reden über Paris, das Zuhause, Frauen und die vielseitigen, oft widersprüchlichen Stimmen in ihr selbst.

Ihr Buch „Ein eigenes Haus“ ist der dritte und letzte Teil Ihrer „Living Autobiographies“. Wie geht es Ihnen nach Abschluss dieses Projekts?

Eigentlich bin ich froh darüber, es macht mir großen Spaß, an meinem nächsten Roman zu schreiben und durch fiktive Figuren zu sprechen. Aber manchmal sehe ich etwas auf der Straße oder höre etwas und würde es gerne direkter weitergeben als „ich“. Dass das nicht geht, finde ich dann kurz traurig, doch ich denke auch, man kann nicht leben, wenn man permanent nur über sich selbst schreibt.

Ihre Unterkunft ist gerade in Saint-Germain des-Prés, in der Nähe der Place Sartre-Beauvoir. Simone de Beauvoir ist eine Ihrer großen Inspirationen, Sie erwähnen sie sehr oft. Sie hat vor sechzig Jahren, etwa im selben Alter wie Sie, begonnen, Autobiographien zu schreiben, nur hat sie darin ihr gesamtes Leben, von der Kindheit bis zum Alter, erfasst. Warum haben Sie sich für eine Trilogie entschieden? Und warum hören Sie jetzt auf?

Das frage ich mich natürlich auch manchmal. Ich habe angefangen, da war ich in meinen Vierzigern, im zweiten Band ging es um meine Fünfziger und jetzt um die Sechziger, und natürlich geht das Leben weiter, es ist nicht fertig geschrieben. Aber Sie vergessen etwas Wesentliches: Simone de Beauvoir war ein Star, als sie begann, ihre Autobiographien zu schreiben. Sie konnte davon ausgehen, dass ihr Leben die Leute interessiert. Das war bei mir überhaupt nicht der Fall. Ich war kein bisschen berühmt, als ich anfing, „Was ich nicht wissen will“ zu schreiben, und ich hatte keine Ahnung, ob diese Suche, dieser aus dem Schwung des Lebens aufgeschriebene Alltag und diese vielleicht banalen Gedanken irgendwen interessieren würden. Und vor allem wusste ich auch nicht, ob es Literatur sein könnte. Ich wollte ja keine Ratgeber schreiben.

Wie sicher waren Sie, dass es keine Ratgeber wurden?

Als ich es noch einmal durchlas, fand ich, dass aus diesem assoziativen Schreiben etwas entsteht. Eine gewisse Schönheit, Poesie, auch ein politischer Standpunkt. Mir gefiel die Idee, den Gedanken einer Frau meines Alters einen Platz zu geben. Und ich entdeckte eine Stimme in mir, die ich so nicht kannte.

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