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#„Ich wusste nicht, ob ich das je wieder erlebe“

„Ich wusste nicht, ob ich das je wieder erlebe“

Mit der begeisternden Wirkung einer Goldmedaille kennt sich Alexander Zverev inzwischen aus. Das gute Stück ist auch in New York dabei, und wenn man es anziehen könnte, dann sähe man ihn vielleicht täglich darin. Da das bekanntlich nicht geht, trägt er weiter im Training und auch sonst Teile der deutschen Olympia-Kollektion. Für die Spiele holt er die übliche Berufskleidung wieder raus, und bis jetzt hat er darin einen ziemlich guten Eindruck gemacht.

Für den Sieg in Runde zwei der US Open über Albert Ramos-Viñolas (6:1, 6:0, 6:3) brauchte Zverev nicht mehr als 74 Minuten, und das lag nicht nur daran, dass der Spanier an diesem Tag nichts Besonderes zu bieten hatte. Normalerweise hat Zverev meist irgendwas auszusetzen an seinem Spiel, diesmal gab es offensichtlich nichts. Und als einer fragte, ob er nicht zum Test der Form ein bisschen härtere Gegenwehr vertragen könnte, meinte Zverev: Nee, sicher nicht. „Wenn die nächsten fünf so laufen wie heute, dann ist es perfekt. Damit hab ich überhaupt kein Problem.“

Sock als nächster Gegner

Die nächsten fünf – das wäre dann der Rest des Turniers einschließlich Finale. Aber da die alte Tennisweisheit nahelegt, immer nur das nächste Spiel, die nächste Aufgabe zu sehen, richtet sich der Blick erst mal auf einen anderen Gold-Mann, den Olympiasieger im Mixed und Bronzemedaillengewinner im Doppel von Rio 2016, Jack Sock. Eine überraschende Aussicht? Das kann man so sagen. Der 28 Jahre alte Amerikaner hat ein paar Jahre hinter sich, in denen er sich immer wieder fragen lassen musste: Sag mal, spielst du eigentlich noch?

Seine beste Zeit erlebte Sock im Herbst 2017, als er sich mit dem wertvollsten seiner sieben Turniertitel, gewonnen beim Masters-1000er-Turnier in Paris Bercy, für die ATP Finals qualifizierte, den Showdown des Jahres. Damals in London besiegte er Zverev in der Vorrunde und hätte fast das Finale erreicht. Danach gehörte er bis Frühjahr 2018 zu den Top Ten, danach allerdings verlor er immer öfter und rauschte im Fahrstuhl ins Souterrain. Als im Herbst die Punkte aus Bercy und London vom Vorjahr von seinem Konto abgezogen wurden, gehörte Sock nicht mehr zu den besten Hundert der Weltrangliste.

Nach einem Bänderriss im Daumen konnte er 2019 ein halbes Jahr lang gar nicht spielen, und als er es wieder versuchte, klappte nichts mehr. Bei neun Turnieren gewann er kein einziges Spiel. Immer wieder neue Anläufe, immer wieder Frust und Enttäuschung, immer wieder Schläge für Ego und Gemüt – es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie das war. Ende 2019 tauchte Sock in der Weltrangliste überhaupt nicht mehr auf.

„Es ist Zeit weiterzuarbeiten“

Mit dem ersten Sieg auf der ATP Tour nach 16 Monaten meldete er sich im Februar 2020 bei einem Turnier in Delray Beach zurück, die 20 Punkte für den Sieg reichten für eine neue Position in der Rangliste – 768. Nach dem Sieg flossen Tränen. „Ich wusste nicht, ob ich das jemals wieder erleben würde“, schrieb er auf Instagram. „Es ist Zeit, weiterzuarbeiten und nach vorne zu gehen.“ Dieser Sieg war vielleicht wertvoller als ein Titel, denn er brachte die Dinge wieder in Gang und gab ihm frischen Mut. Gleich beim nächsten Versuch im Rahmen eines Challenger-Turniers in Indian Wells erreichte er das Finale – und dann schlug Corona zu.

Bei den US Open meldete sich Jack Sock Ende August zurück und verlor wieder in der ersten Runde, aber dass er prinzipiell auf dem richtigen Weg war, sah man danach bei den French Open, als er vier Spiele in Serie gewann, drei in der Qualifikation und eines im Hauptfeld. Und weiter ging die Reise. Er hatte sich mit einem Team zusammengesetzt, und alle hatten beschlossen, das könne es noch nicht gewesen sein. „Wenn wir das machen“, sagte er, „dann muss es das Ziel sein, Turniere zu gewinnen und wieder zu den Besten der Welt zu gehören. Und wenn du dazu nicht bereit bist, dann hat es keinen Sinn, deine Zeit zu verschwenden.“

Alexander Zverev nach dem schnellen Weiterkommen in Runde zwei.


Alexander Zverev nach dem schnellen Weiterkommen in Runde zwei.
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Bild: USA TODAY Sports

Sock sammelte Punkte auf der Challenger-Tour, gewann ein Turnier auf dieser Ebene in Little Rock, Arkansas. Ein paar Wochen später sagte der Südafrikaner Kevin Anderson nach einem gemeinsamen Spiel, dass er knapp gewonnen hatte, man solle sich nicht täuschen lassen von der Position des Gegners in der Weltrangliste, der sei definitiv besser.

Der Stand der Dinge? In der Weltrangliste tauchte Sock vor Beginn der US Open auf Platz 184 auf, und der Sieg in fünf Sätzen in Runde zwei über Alexander Bublik aus Kasachstan war mehr als nur ein Erfolg, der in irgendeiner Statistik landen wird. Während auf der Tribüne Miss North Carolina von 2019 jubelte, Laura Little, mit der er seit neun Monaten verheiratet ist, lag Sock eine Weile lang platt auf dem Boden, erleichtert und glücklich über einen solchen Moment im zweiten Teil seiner Karriere.

Er hörte den Jubel seiner Freunde und Landsleute am Rande vom Court fünf, und das waren Töne, wie der Amerikaner sie lange nicht gehört hatte. Mit dem Spiel gegen Zverev wird er an diesem Samstag (2.15 Uhr MESZ in der Nacht auf Sonntag bei Eurosport) auf eine der größeren Bühnen der US Open zurückkehren – und auch das wird Sock glauben lassen, er sei noch nicht fertig mit diesem Spiel.

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