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#IHK Chemnitz-Chef Jankowsky kritisiert die Energiepolitik der Ampel

Herr Jankowsky, Sie betreiben eine Eisengießerei im Erzgebirge mit 85 Mitarbeitern. Wie läuft’s bei Ihnen gerade?

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft der energieintensiven Mittelständler in diesem Land. Nach der turbulenten zweiten Hälfte des vorigen Jahres, als ich keinen Gasvertrag hatte, fehlt mir immer noch die Strategie, wie wir die Energiefrage lösen können. Das haben wir in den letzten Jahren oft erlebt, auch schon bei Corona: Im Sommer ist die Welt immer ein bisschen schöner, da sind die Politiker im Urlaub, und viele Probleme werden vergessen. Mir graut davor, dass wir im Herbst dieselbe Debatte um Energieengpässe führen wie im vorigen Jahr.

Durch den vorigen Winter sind wir doch ohne Gasmangel gekommen?

Das stimmt. Trotzdem waren viele verunsichert, und es war nur durch eine Reduzierung des Bedarfes der Industrie möglich. Neulich war ich in Lubmin an der Ostsee, das war für mich ein Symbol der deutschen Energiepolitik: ein brachliegendes Atomkraftwerk, zwei stillgelegte Gaspipelines – und daneben ein LNG-Schiff, das nur ein Provisorium ist. Wir befinden uns immer noch in einer Notlage. Das macht die Unternehmen, die viel Energie brauchen, sehr unruhig. Der deutsche Mittelstand ist widerstandsfähig, aber er ist nicht unsterblich. Weitere Jahre der Unsicherheit halten viele Firmen nicht durch. Wir erleben fast schon regelmäßig Insolvenzen unter unseren Kunden. Das sind keine großen Firmen, deshalb nimmt das kaum jemand wahr. Für mich ist das aber ein Zeichen: Die Lage ist schlimmer, als oft berichtet wird.

Was müsste aus Ihrer Sicht passieren?

Wir brauchen mehr Klarheit. Ich bin das Paradebeispiel eines deutschen Unternehmers: Ich habe mir die Welt angeschaut, bin zurückgekommen, habe die Nachfolge im Familienbetrieb angetreten, will die Produktion transformieren für eine klimaneutrale Zukunft. Aber es fehlen die Rahmenbedingungen. Es fühlt sich momentan nicht so an, als ob die Grundstoff- und Schwerindustrie hierzulande eine gute Zukunft hätte.

Was bräuchte es dafür?

Ich stehe gerade vor einer großen Transformation meines Schmelzbetriebs. Momentan erhitzen wir ihn noch mit Kokskohle, jetzt will ich auf elektrischen Betrieb umstellen. Aber in unserer kleinen Stadt gibt es schlichtweg nicht die nötigen Stromleitungen. Mit meinem jetzigen Leistungsbedarf von 3 Megawatt bin ich schon an der Grenze des Möglichen. Um von der Kohle wegzukommen, brauche ich 9 Megawatt zusätzlich an Leistung. Dafür ist eine neue Stromtrasse nötig. Selbst wenn wir dieses Mammutprojekt mit 40 Prozent staatlicher Förderung hinbekommen, stellt sich die Frage: Sind wir hinterher wettbewerbsfähig? Der Strompreis wird in drei Jahren, wenn alles fertig ist, immer noch hoch sein. Ich habe Herrn Habeck neulich gefragt: Würden Sie 7 Millionen Euro in eine kleine Gießerei an einem ländlichen Standort investieren? Deshalb bin ich kein Kritiker der Grünen. Mir sagt einfach mein Bauchgefühl: Das Problem ist noch nicht im Griff.

Sie fragten auch: Sind wir als Schwerindustrie in Deutschland noch erwünscht?

Wir sind das Fundament der deutschen Wirtschaft, durch uns entstehen erst Elektroautos oder Windräder. Aber wir sind in der öffentlichen Debatte unterrepräsentiert. Es macht keinen Spaß, in diesem Land eine Gießerei zu führen. Was ich hier mache, ist der Realitätscheck für die Transformation der deutschen Industrie. Da entstehen Fragen, und die müssen geklärt werden. Andererseits hören wir, dass ein Großkonzern wie Intel für seine Fabrik in Magdeburg nicht bloß 10 Milliarden Euro an Subventionen bekommt, sondern auch einen garantierten Strompreis von 10 Cent für die nächsten 20 Jahre. Von einem solchen Stromvertrag kann ich nicht mal träumen.

Habeck und weite Teile der SPD wollen einen Industriestrompreis von 6 bis 8 Cent. Würde das helfen?

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