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#Im Test! Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition

„Im Test! Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition“


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Titel Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition
Japan 07.04.2022
Square Enix
Nordamerika 07.04.2022
Square Enix
Europa 07.04.2022
Square Enix
System PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PCs
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Square Enix, D4Enterprise
Genres JRPG
Texte
Deutschland Nordamerika
Vertonung

Die Chrono-Reihe und vor allem Chrono Trigger zählen für viele auch heute noch zu den besten Videospiel-Erlebnissen, was das Genre der JRPGs betrifft. Chrono Trigger sowie der RPG-Nachfolger Chrono Cross blieben dem europäischen Markt allerdings lange Zeit fern. Auch wenn die Gerüchteküche durchaus brodelte, kam die Ankündigung doch schon irgendwie überraschend.

Square Enix bringt mit der „Radical Dreamers Edition“ nun nicht nur ein Remaster des PlayStation-Titels Chrono Cross, sondern auch das ungewöhnliche Textadventure Radical Dreamers weltweit heraus. Durchaus ein Grund zur Freude, allerdings auch immer ein Grund, einen kritischen Blick auf die Umsetzung zu werfen.

Nach mehr als zwanzig Jahren sammelt sich zweifelsohne viel Staub an. Eine Anpassung an unsere heutigen digitalen Endgeräte schafft nicht selten den Eindruck einer subjektiv „schlechteren“ Umsetzung. Auch wird sich die Frage stellen, ob man auch neue SpielerInnen begeistern kann oder man nur auf der Nostalgie-Welle reiten möchte. Fragen über Fragen, denen wir uns nun stellen wollen.

Wo Engel sich verirren

Chrono Cross ist kein direkter Nachfolger zu Chrono Trigger, spielt allerdings in der gleichen Welt. Vorwissen wird also hier nur bedingt benötigt, denn hier und da gibt es schon Anspielungen. Da man es aber in beiden Ablegern mit Zeitreisen und Paralleldimensionen zu tun hat, muss man sich nicht wirklich Gedanken über die logischen Zusammenhänge machen. Die Marschrichtung ist aber klar, denn auch Chrono Cross schlägt in dieselbe Kerbe in Sachen Thematik und Atmosphäre.

Ein besonderes Augenmerk hat man hier auf verschiedene NPC gelegt, die man im Laufe des Spiels je nach eingeschlagener Route ins eigene Team rekrutieren kann. Über 40 verschiedene Charaktere lassen sich durch mehr oder minder komplexe Dialogstränge in das eigene Repertoire überführen. Verschiedene Routen und Entscheidungen führen zwangsläufig auch zu mehreren Enden – auch hier steht Chrono Cross dem Vorgänger in nichts nach.

Neben der vormals ausschließlich englischen Übersetzung gibt es nun erstmals auch unter anderem eine Übersetzung ins Deutsche. Die damalige englische Lokalisierung wusste die ausgefallenen Eigenarten der einzelnen Figuren sehr gut herauszukristallisieren und dient als Basis für die neuen Übersetzungen. Das Ergebnis kann sich demnach auch auf Deutsch sehen lassen und vermittelt fast schon das Gefühl, man habe die Übersetzung schon jahrzehntelang fertig in einer Schublade liegen gehabt.

Radikal geträumt

Bevor es ans Eingemachte geht, ein kurzer Schwenker zu Radical Dreamers, welches einen recht interessanten Einblick in eine (alternative?) Realität einiger Charaktere gibt und auch den ein oder anderen Bogen zu Chrono Trigger schlägt. Das Spiel selbst ist komplett als Textadventure konzipiert und bietet nur wenige, meist detailarme Darstellungen.

Auch hier gab es natürlich wieder gelungene Übersetzungen und eine dementsprechend hochskalierte Schrift, allerdings beschreibt das auch schon den gesamten Aufwand, der in die Umsetzung geflossen ist. Kein wirklich negativer Punkt, denn mehr gibt das Original auch nicht wirklich her. Selbst Kämpfe, die witzigerweise randomisiert daherkommen, werden in Textform präsentiert und verlangen somit eine ausgeprägte Lesekompetenz. Entscheidungen sind hier äußerst ausschlaggebend und selbst wenn es zunächst nicht den Anschein macht, so hat Radical Dreamers ebenso mehrere Enden parat.

Das Spielkonzept ist zwar recht veraltet und stellt sich auch ohne Scham so dar, dennoch sollte man das Spiel nicht einfach als bloße Bonuszugabe abtun, denn so etwas findet man heutzutage in solch einem antik anmutenden Zustand nur noch selten. Zumindest für die Chrono-Reihe ist Radical Dreamers ein wertvolles Stück Videospielgeschichte.

Attacken muss man sich verdienen

Das Kampfsystem in Chrono Cross unterscheidet sich nicht nur offensichtlich von Radical Dreamers, sondern auch signifikant von Chrono Trigger. Gegner sind weiterhin sichtbar in den Arealen unterwegs, der Kampf selbst leitet aber bei Berührung in einen separaten Kampfbildschirm über. Eine zu seiner Zeit aufwändige Kamerafahrt führt dann die beiden rivalisierenden Parteien zusammen und folgt grob dem Muster eines „moderneren“ rundenbasierten Kampfes.

Wichtiger Bestandteil und für Chrono Cross eine Art Alleinstellungsmerkmal ist das Elementsystem. Elemente, welche zum großen Teil Zauber, aber auch Spezialattacken umfassen, verlangen das Aufladen der Elementlevels durch normale Attacken. Attacken sind hier in drei Kategorien eingeteilt und mit Trefferwahrscheinlichkeiten versehen. Je nach Level der Attacke lädt man den entsprechenden Level in Elementkraft auf und kann eine vorher ausgewählte Spezialattacke ausführen.

Voraussetzungen: Es muss alles auch so erfolgreich ablaufen – die Attacke muss auch tatsächlich den Gegner treffen und man muss auch genug Ausdauer zur Verfügung stehen haben. Jeder Charakter verfügt über eine gewisse Anzahl an Ausdauerpunkten, die abhängig vom Level der Attacke abgezogen werden. Spezialattacken, also elementbasierte Attacken, verlangen als Minimum einen Ausdauerpunkt, lassen die Ausdauer aber dann in den Minusbereich wandern. Das gleiche Prinzip gilt auch für die anderen Party-Mitglieder, die allerdings mit ihren Attacken die Ausdauer der anderen wieder aufladen.

Zum Sieg geruckelt

Das alles klingt zwar recht komplex, gestaltet sich aber letztendlich ziemlich homogen. Dennoch liegen auch im Kampf die größten Schwächen des Spiels. Zum einen hat man das Gefühl, ständig Angriffe zu verfehlen, selbst wenn der angegebene Prozentwert relativ hoch ist. Ebenso kommt es vor, dass Gegner Kombos oftmals unterbrechen und die Trefferwahrscheinlichkeit zurücksetzen.

Auch wenn das wohl eine rein subjektive Feststellung ist, so kann dieser Aspekt sehr frustrierend sein, was vor allem durch die langsamen und ruckeligen Animationen noch verstärkt wird. Zwar gibt es hier das Feature, Kämpfe schneller ablaufen zu lassen, allerdings hätte man in diesem Remaster auch ruhig das Grundproblem etwas überarbeiten können.

Besonders schlimm wird es, wenn man Elemente einsetzt oder durch starken Input-Delay falsche Attacken auswählt. Fairerweise wurde hier schon mit einem Patch ein wenig nachgeholfen, aber Luft nach oben haben wir hier definitiv noch. Zumindest scheinen die Framerate-Probleme außerhalb der Kämpfe etwas behoben worden zu sein.

Keine Spur von Grinding

Relativ einzigartig ist auch das Level-System von Chrono Cross. Auch hier gibt es wieder drei Kategorien, wovon zwei relativ zufällig nach Kämpfen passieren. Die hauptsächlichen Charakterlevelaufstiege, welche auch Erweiterungen der Elementslots bieten, finden ausschließlich nach Bosskämpfen statt. Und gelten für jeden spielbaren Charakter. Danach folgen für die aktive Party kleinere Statusboni, abhängig von der Anzahl der Kämpfe.

Nach dem gleichen Prinzip gibt es dann noch eine größere Statuserhöhung, was prinzipiell voraussetzt, dass man ständig die Party neu ordnet, um effektiv die meisten Statuserhöhungen mitzunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Charakter, der im Bosskampf stirbt, lediglich die Elementerweiterung erhält und nicht den Statusboost. Da man nur eine Chance für diese festen Levelaufstiege hat, sollte man also tunlichst speichern und gegebenenfalls eine passendere Gruppe für den Kampf zusammenstellen.

Zwei neue Features umgehen dieses komplexe System allerdings. Kämpfe lassen sich per Knopfdruck komplett ausstellen und erlauben so theoretisch einen freien Weg zum jeweiligen Bosskampf. Das kann in manchen Situationen durchaus hilfreich sein, verwehrt einem allerdings auch die erwähnten Statusboni, die auch wichtig für spätere Kämpfe sind.

Weiter gibt es noch die Möglichkeit, einen Boost für die Kämpfe zu aktivieren. Hier startet man mit voller Elementleiste und kann von Gegnern nicht mehr getroffen werden. Meiner Meinung nach ein bisschen zu viel des Guten, aber wer in der Klemme steckt, hat zumindest auch diese Option. Besonders, wenn Bosse gern einmal unangenehme Konterattacken fahren.

Restauration anstatt Remaster

Unter einem Remaster versteht man meist eine Neuauflage eines alten Titels, welcher an die heutige Technik relativ gut angepasst ist. Für Chrono Cross musste man ungewollt allerdings eher Restaurationsarbeiten angehen. Wie man aus Interviews erfährt, war auch hier wieder einmal der Sourcecode beschädigt oder teilweise abhandengekommen und verlangte dem Team eine wahre Mammutaufgabe ab, das Spiel wieder halbwegs originalgetreu herzustellen.

Meine Zeit mit Chrono Cross liegt zwar schon eine Weile in der Vergangenheit, aber im Grunde entspricht das Erlebnis so ziemlich dem, was mein altes Hirn noch wiederherzustellen vermag. Daher aus diesem Gesichtspunkt, definitiv Hut ab für diese Leistung. Betrachtet man das Spiel allerdings nun aus der Sicht der heutigen Technik, ist das Ergebnis leider wirklich nicht besonders hübsch anzusehen.

Die gerenderten Hintergründe, damals ein Augenschmaus, heute ein pixeliger, unscharfer Haufen Farbe. Die Charaktermodelle wurden zwar überarbeitet, bieten letztendlich aber nur wenig mehr als die Originalmodelle. Frühe 3D-Modelle haben ihr Ablaufdatum schon lange überschritten und da schafft eine höhere Auflösung und ein bisschen mehr Detail eben auch nur ein bisschen mehr. Dennoch bleibt einem die Option zwischen beiden Versionen zu entscheiden, dazu gibt es noch Einstellungen für das Bildschirmverhältnis. Die neu gezeichneten Charakterporträts sind allerdings auf wirklich gutem Niveau und stehen den Originalen in nichts nach.

Ein Relikt aus alten Zeiten

Chrono Cross und auch Radical Dreamers sind Spiele, die wir bis dato nur auf inoffiziellem Wege zu Gesicht bekamen. Mit einer Neuauflage – bevor die Gerüchteküche brodelte – hätten wohl die wenigsten gerechnet. Von daher ist die Radical Dreamers Edition nun besonders in Europa einen Blick wert. An der Umsetzung hapert es zwar an vielen Ecken, aber das Grundspiel bleibt im Kern unangetastet und ist auch heute noch ein großartiges JRPG.

Neue und in die Jahre gekommene SpielerInnen sollten sich allerdings bewusst sein, dass man mit „Quality of Life“-Verbesserungen, bis auf die offensichtlichen Cheats, gespart hat und man sich mit jeder Menge anstrengenden Mechaniken herumschlagen wird.

Die Chrono-Reihe und Chrono Cross als solches ist und bleibt allerdings letztendlich ein Stück Videospielgeschichte und ein sehr guter Vertreter des Genres, welches sich heute teilweise zu oft in generische Szenarios verrennt. Ein neuer Teil der Chrono-Reihe mit ähnlich komplexen Szenarien und Themen ist mehr als gern gesehen in der heutigen Zeit.

 

Story

Zeitreisen und Paralleluniversen gespickt mit interessanten und witzigen Charakteren.

Gameplay

Komplexes und einzigartiges Kampf- und Levelsystem, was etwas in die Jahre gekommen ist.

Grafik

Aus Fragmenten restaurierte Grafik und hier und da höhere Auflösung, die leider nicht mehr ganz zeitgemäß daherkommt. Die überarbeiteten Charakterporträts sind hingegen sehenswert.

Sound

Chrono Cross bietet ausschließlich einen neu arrangierten Soundtrack, der aber nichts an der ursprünglich sehr guten Qualität vermissen lässt.

Sonstiges

Cheats, um Kämpfe zu umgehen oder gänzlich anspruchslos zu gestalten. Funktion, das Spiel zu beschleunigen, und natürlich die Bonuszugabe Radical Dreamers, die man sich gern einmal zu Gemüt führen sollte.

Bildmaterial: Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition, Square Enix, D4Enterprise

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