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#Im Test! Cris Tales

Im Test! Cris Tales


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Titel Cris Tales
Japan 20. Juli 2021
Modus Games
Nordamerika 20. Juli 2021
Modus Games
Europa 20. Juli 2021
Modus Games
System PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, XBox Series, Nintendo Switch, Stadia, PCs
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Dreams Uncorporated, Syck
Genres JRPG
Texte
DeutschlandNordamerikaJapan
Vertonung Nordamerika

Klassische JRPGs genießen schon seit gefühlten Äonen einen hohen Stellenwert nahezu auf der ganzen Welt. Die Faszination oder gar die Essenz der sogenannten „japanischen Rollenspiele“ macht für jeden etwas ganz anderes aus. Das Gefühl mitten in einem fantastischen Abenteuer zu sein, die Lust auf taktische, weniger actionorientierte Kämpfe oder doch der Grind?

Allzu oft scheint diese Essenz in heutigen Triple-A-Produktionen verloren und der Wunsch nach diesem nostalgischen Gefühl kommt auf. Man weiß es nicht genau, aber bestimmt war es eines dieser Dinge, die das kleine kolumbianische Entwicklerstudio Dreams Uncorporated dazu bewegt haben, mit Cris Tales einen „Liebesbrief“ an klassische JRPGs zu schreiben, beziehungsweise zu entwickeln.

Die allgemeine Qualität vieler Indie-Entwicklungen ist über die Jahre enorm gestiegen, sodass man heutzutage solche Spiele nicht mehr von der Hand weisen sollte. Cris Tales strebt auf ähnliche Weise höhere Sphären an und zeigt sich absolut konkurrenzfähig gegenüber den ganz großen Spielschmieden des angepriesenen Genres. Ob der Titel auch genug Ausdauer besitzt, um ganz oben mitzuspielen, wollen wir uns einmal genauer anschauen.

Zeit heilt alle Wunden

Cris Tales verfolgt das junge Mädchen Crisbell, die ein ruhiges, nahezu sorgenfreies Leben in einem Waisenhaus führt. Als sie eines Tages auf den sprechenden Frosch Matias stößt, landet sie unverhofft in einem großen Abenteuer, welches weltumspannende Ausmaße annehmen soll. Crisbell erlangt in einer Kathedrale die Fähigkeit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sehen. Eine Zeitmagierin von jetzt auf gleich, das muss nicht nur die junge Protagonistin erst einmal verarbeiten.

»Man merkt wirklich, dass die Entwickler selbst ganz große Freunde des JRPG-Genres sind und das macht durchaus Lust auf mehr.«

Viel Zeit zur Selbstreflektion bleibt allerdings nicht, denn Crisbell sieht eine dunkle Zukunft auf ihre Stadt zukommen. Als die Stadt nun noch im Banner der sogenannten Kaiserin angegriffen wird, bahnen sich noch viel größere Aufgaben an, die ihrer besonderen Fähigkeiten abverlangen. Auf ihrer Reise trifft sie auf einige freundlich gesinnte Personen, die sich ihrer Sache anschließen. Allerdings ist die Welt, wie so oft, voller Konflikte und schwieriger Personen, deren Charakter sich nicht sofort in gut oder böse einkategorisieren lassen.

Im Laufe der Geschichte wird man einige Entscheidungen treffen müssen, die selbst eine Zeitmagierin nicht immer vorhersehen kann. Um nicht allzu viel vorweg zu nehmen, es wird definitiv spannend, interessant, wird zum Nachdenken anregen und an emotionaler Erzählstruktur wird es ebenso nicht mangeln. Storytechnisch hat mich Cris Tales gerade zum Ende hin wirklich überrascht, was zum großen Teil wohl auch die nicht wirklich hohe Erwartungshaltung ausgemacht haben wird. Man merkt wirklich, dass die Entwickler selbst ganz große Freunde des Genres sind und das macht durchaus Lust auf mehr.

Kämpfe ohne Zeitlimit

Zeit und deren Manipulation spielt auch in den Kämpfen eine Rolle. Zu Beginn schon lernt man, dass verschiedene Statuseffekte über eine gewisse Zeit hinweg größeren Schaden oder andere verheerende Effekte auslösen können. Crisbell kann hier alles, was links der Gruppe ist, in die Vergangenheit setzen und rechts einen Kristall für die Zukunft einsetzen.

Gegner besitzen hierbei jeweils drei Formen für die jeweilige Zeitperiode, was ebenso Einfluss auf Statuswerte oder Angriffe hat. Versetzt man einen Gegner in seiner „Vergangenheitsform“ in die Vergangenheit, so erhält dieser sogar noch zusätzlichen Schaden. Im Zusammenspiel mit den anderen, meist magisch begabten Party-Mitgliedern eröffnen sich so interessante Kombinationen und recht viel Raum zum Herumexperimentieren.

Leider rückt diese Mechanik, besonders im späteren Verlauf, immer mehr in den Hintergrund. Das kommt vor allem daher, dass der Schwierigkeitsgrad recht angenehm bleibt und mit höherem Level Kämpfe nur noch nettes Beiwerk werden. Der Weg dahin verlangt aber schon die ein oder andere Auseinandersetzung mit der eigentlich originellen Mechanik.

Zeit für Sidequests

Cris Tales bietet zwar nicht wirklich viele Sidequests, aber die, die in den verschiedenen Städten angeboten werden, haben ziemlich viel Tiefgang. Die Geschichten selbst drehen sich meist um persönliche Probleme der Stadtbewohner oder dem Schicksal der Stadt selbst und verlangen viel Backtracking in der gegenwärtigen Region. Nichtsdestotrotz sollte man sich schon die Mühe machen, wenn man der jeweiligen Stadt eine rosige Zukunft bescheren und auch das Ende des Spiels leicht beeinflussen möchte.

Neben den im Questlog hinterlegten Sidequests, gibt es auch hier und da einmal einen Bürger, dem man ganz ohne große Nebengeschichte aus der Patsche helfen kann. Hier winken natürlich auch entsprechende Belohnungen und auch ein positiver Blick in die Zukunft. Wie in den Kämpfen, sieht man nämlich in den Städten jeweils Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur gleichen Zeit auf dem Bildschirm. Ein genauerer Blick lässt sich mit Matias, dem sprechenden Frosch, riskieren.

Der Frosch kommt in nahezu jeder Nebenbeschäftigung zum Einsatz. Crisbell kann diesen nämlich als Stellvertreter durch die Zeit schicken, um Informationen zu sammeln oder auch Gegenstände aus der Vergangenheit oder der Zukunft zurück in die Gegenwart zu holen. Diese Funktion nutzt Cris Tales wirklich gut und die überschaubare Anzahl an Aufgaben lässt das auch nicht allzu schnell repetitiv werden.

Keine Zeit für Ladezeiten

Technisch merkt man dem Spiel, besonders auf Nintendo Switch, ein paar Macken an. Der Ladebildschirm wird äußerst inflatiös genutzt. Gerade zu Beginn eines Zufallskampfs wechselt der Bildschirm ohne große Ankündigung und das Spiel geht seiner Ladetätigkeiten nach. Große Verwirrung, wenn man mit einer Art audiovisuellem Auslöser zu Kampfbeginn gerechnet hat.

»Technisch merkt man dem Spiel, besonders auf Nintendo Switch, ein paar Macken an. Der Ladebildschirm wird äußerst inflatiös genutzt.«

Nachdem man aber weiß, dass man beim Durchqueren der Dungeons oder Gebiete mit random Ladebildschirmen zu rechnen hat und diese immer in einen Kampf münden, wechselt Frust die anfängliche Verwirrung ab. Zum Glück ist das Kampfgeschehen interessant genug und die Häufigkeit der Kämpfe überschaubar, welches diesen Punkt mehr in die Kategorie „Meckern auf hohem Niveau“ einfließen lässt. Die Ladezeiten sind dennoch recht lang…

In manchen Dungeons kommt es zudem noch zu dem ein oder anderen Ruckler, welches aber wohl auch nur auf Nintendo Switch der Fall sein sollte. Nichts Tragisches, aber doch schon auffällig. Die Gebiete und Dungeons selbst sind nicht extrem komplex, aber bieten schon versteckte Gegenstände und Rätselportionen, die zugegebenermaßen recht simpel daherkommen. Alles in allem hat mir die Handhabung und Umsetzung hier aber recht gut gefallen. Eine gute Mischung aus kleineren Puzzlepassagen, Kämpfen und Erkunden, auch hier mal wieder ganz im Zeichen der Zeitmagie. Man bleibt dem Thema also auch hier treu.

Zeitloses Design

Designtechnisch ist Cris Tales ein wahrer Augenschmaus. Laut Entwickler flossen viele kulturelle Aspekte Kolumbiens in die Designfindung mit ein und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Bunt, liebevoll und durchaus interessant anzusehen. Schön sind auch die verschiedenen Animationen im Kampf gelungen, die viel Liebe zum Detail versprühen.

»Laut Entwickler flossen viele kulturelle Aspekte Kolumbiens in die Designfindung mit ein und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.«

Musikalisch hat man auch einige sehr gute Stücke aus dem Hut gezaubert, auch wenn die Auswahl in Bezug auf größere Produktionen gering ausfällt. Die Themen der einzelnen Städte sind aber wirklich sehr einzigartig und runden mit dem Design die Atmosphäre schön ab. Ein kleines Manko ist das Zusammenspiel zwischen kurzen Filmsequenzen, Musik und emotionalen Plotpunkten, die man meiner Meinung noch ein wenig imposanter hätte umsetzen können. Trocken blieben die Augen trotzdem nicht wirklich.

Die ambitionierten Charakter- und Gegnerdesigns hätten absolut eine Art Galerie im Spiel verdient, denn gerade die verschiedenen Zeitversionen schreien vor Detailverliebtheit. Enttäuschend, aber auch etwas nachvollziehbar ist die ausgeschaltete Screenshot-Funktion, welche vor allem aus Spoilergründen wohl blockiert wurde.

Es ist Zeit für Cris Tales

Cris Tales zeigt im großen Stil, dass sich Indie-Produktionen schon lange nicht mehr verstecken müssen und mit den großen Entwicklern mithalten können. Wenn man sich manch klassisches JRPG heutzutage zu Gemüt führt, so muss ich ganz klar sagen, dass hier Dreams Uncorporated mit Cris Tales einen besseren Job macht, die Essenz des Ganzen besser und sympathischer einzufangen.

Hier und da schwächelt das Spiel bei der technischen Umsetzung, aber auch das ist zu verkraften, besonders wenn man mit einer gut durchdachten und emotionalen Geschichte und eingängigem Gameplay belohnt wird.

Cris Tales ist wahrlich ein Liebesbrief an klassische JRPGs. Ein Liebesbrief, der mich Herz über Kopf in das Spiel verlieben ließ. Es bleibt zu hoffen, dass sich mehr Entwickler ein Beispiel daran nehmen.

 

Story

Seichter Anfang, der schnell in eine recht komplexe und emotional inszenierte Geschichte entgleist.

Gameplay

Durchweg bleibt man dem Zeitthema in Kämpfen, der Story und den Nebengeschichten treu. Ein wirklich interessantes Prinzip mit guter Umsetzung.

Grafik

Ästhetisch, zeitloses Design mit viel Liebe zum Detail und kolumbianischem Einflüssen.

Sound

Schöne einzigartige Stücke, die zwar von der Anzahl gering, aber gut gelungen sind.

Sonstiges

Verschiedene Enden. Galerie und Screenshot-Funktion wären bei den schönen Designs wünschenswert gewesen.

Bildmaterial: Cris Tales, Modus Games / Dreams Uncorporated, Syck

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