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#Den überfluteten Regionen fehlen Handwerker

Den überfluteten Regionen fehlen Handwerker

Noch sind nicht alle Schäden in den überfluteten Gegenden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sichtbar. Viele stellen allerdings schon fest, dass der Wiederaufbau sehr lange Zeit brauchen wird und viel Hilfe benötigt. Doch woher sollen die dafür notwendigen Handwerker und Bauunternehmen kommen, die mit bisherigen Aufträgen ausgelastet sind und zusätzlich über Materialmangel klagen? Vielfach ist der Wunsch zum Helfen zu spüren – auch auf dem Bau. Schnelle Hilfe ist das oberste Gebot und muss zügig umgesetzt werden, teilt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) mit. Vergangene Woche haben die Landesverbände bei ihren Mitgliedsunternehmen nachgefragt und den jeweiligen Kommunen die möglichen Hilfeleistungen weitergegeben.

Für Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDH), geht es zunächst darum, Schutzräume für Menschen zu schaffen, deren Häuser und Wohnungen unbewohnbar sind, sowie Straßen und Brücken für Hilfstransporte und Rettungsfahrzeuge frei zu bekommen. „In der jetzigen Notsituation stehen die Bauunternehmen in den Regionen für akute Krisenhilfe bereit und tun ihr Mögliches, um in den vom Hochwasser zerstörten Gebieten eine provisorische Infrastruktur für die weiteren Rettungs- und Hilfsarbeiten zu schaffen“, sagt er. Das Baugewerbe unterstützt mit Geräten, Maschinen und Baumaterialien und steht laut Quast auch für den Wiederaufbau und Renovierungen bereit.

Toiletten und Telefon sind ausgefallen

Vor dem Wiederaufbau liegen die Aufräumarbeiten. Norbert Portz, Beigeordneter des Städte- und Gemeindebundes, war am Wochenende selbst in Ahrweiler, um Freunden zu helfen und eimerweise Schlamm aus der Wohnung zu schaffen. Als erstes Problem sieht er, dass oft die nötigste Grundversorgung mit Wasser und Strom fehlt. Toiletten, Telefon und Kühlschränke sind ausgefallen. „Hier müssen auch Bundeswehr und THW schnell die Basisversorgung für die Menschen sicherstellen“, sagt er zur Ausnahmesituation. „Im Übrigen stehen Handwerker in einem ohnehin überlasteten Markt nicht ausreichend zur Verfügung.“

Vieles läuft in Eigenregie. Vorteile hat, wer Handwerker in der Familie hat oder persönlich kennt. Doch vor Ort werden kaum genügend Fachkräfte zu finden sein. Diese müssten daher auch mit längeren Anfahrtswegen in die von der Katastrophe gezeichneten Ortschaften kommen, wodurch Kosten steigen dürften. „Wir müssten jetzt durch eine konzertierte Aktion Handwerker von überallher zusammenziehen“, fordert Portz.

Der Kursaal in Bad Neuenahr ist komplett verwüstet.


Der Kursaal in Bad Neuenahr ist komplett verwüstet.
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Bild: dpa

Vor Ort leiden auch die Betriebe. Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), spricht davon, dass die Flutkatastrophe die Existenz zahlreicher Handwerksbetriebe über Nacht vernichtet oder dauerhaft infrage gestellt hat. Ihnen versuchen sie derzeit zu helfen. Er sieht zahlreiche Baubetriebe aus benachbarten und entfernteren Regionen bereit, erforderliche Sanierungs- und Wiederaufbauarbeiten anzugehen: „Als Hürde dafür erweisen sich allerdings die aktuellen, massiven Beschaffungs- und Preisprobleme bei Baumaterialien.“ Wollseifer spricht von flexiblen Lösungen auf kommunaler Ebene: Aktuelle Preisrisiken der Baumaterialien dürften nicht einseitig bei Baubetrieben verbleiben. Daneben drängt der Handwerkspräsident auf Dringlichkeitsvergaben in dieser Ausnahmesituation. Für den Wiederaufbau sollten zudem die Verfahren verschlankt werden. Das hält er auch mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft für unerlässlich.

Bauindustrie kann Aufträge verschieben

Für die Baubranche ist wichtig, dass die öffentliche Hand konkret sagt, was wann und wo gebraucht wird. „Dann können unsere Unternehmen ihre Kapazitäten umschichten, umplanen oder aufstocken“, teilt der Verband der Bauindustrie mit. Die Bauindustrie ist bereit, Aufträge zu verschieben, um in einer solchen Notlage zu helfen. Auch eine freihändige Vergabe ist im Rahmen des Katastrophenschutzes zulässig, unter anderem wenn die Leistung besonders dringlich ist, heißt es aus dem Verband.

Ebenso sieht Kommunalfachmann Portz für die öffentliche Infrastruktur die Notwendigkeit einer dringlichen Wiederherstellung. Vergabeverfahren müssten bei aller Berechtigung von Wettbewerben in Notfällen auch als Direktbeschaffungen bei einem geeigneten Unternehmen ohne Einhaltung von Fristen möglich sein. „Der absolute Vorrang muss jedenfalls der schnellen und hochwasserfesten Wiederherstellung der öffentlichen Infrastruktur, also von Brücken, Straßen und Gebäuden, gelten“, fordert er.

Weiter müssen riesige Schutt- und Müllberge vor den Häusern rasch entsorgt werden. Portz zieht hierfür Bundeswehr und THW in Betracht, wenn die Entsorgungsunternehmen das nicht schaffen. Eine ältere Frau hat das Raustragen ihres gesamten Hab und Guts aus ihrer Wohnung mit den Worten „Jetzt liegt mein gesamtes Leben auf dem Schuttberg“ beschrieben. Fotoalben, Schaukelpferd der Enkel, Erinnerungsstücke: Woran die Flut gekommen ist, das hat sie unbrauchbar gemacht.

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