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#Interview zu US-Milizen: „Die Einschüchterung funktioniert“

Interview zu US-Milizen: „Die Einschüchterung funktioniert“

Frau Kishi, Ihr Bericht schaut auf Gefahren, die von bewaffneten organisierten Milizen rund um die Wahlen am 3. November ausgehen könnten. Wer sind diese Gruppen überhaupt?

Wir haben die Aktivitäten von vielen unterschiedlichen Milizen in den Vereinigten Staaten beobachtet, mehr als 80 allein in diesem Sommer. Die alle unter einem Begriff zusammenzufassen, ist schwierig. Ein großer Teil von ihnen hat rechtsextreme Tendenzen, andere stellen sich, grob gesagt, auf die Seite der Ordnungshüter, während wieder andere davon eher Abstand nehmen und regierungskritisch sind. Was sie eint, ist die Tatsache, dass sie bewaffnet und organisiert sind und Unruhe stiften. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass es sich hier nicht um eine homogene Bewegung handelt. Diese Gruppierungen sind sehr unterschiedlich in ihrer Ausrichtung, sie arbeiten nicht zwangsläufig zusammen. Ein paar stehen sich sogar konkurrierend gegenüber.

Wie sind die organisatorischen Strukturen dieser Milizen?

Wir haben verschiedene Abstufungen beobachtet, innerhalb und zwischen den Gruppen. Einige von ihnen sind mit verschiedenen Ortsverbänden im ganzen Land aktiv, arbeiten aber nicht unbedingt eng zusammen, selbst wenn sie das gleiche Ziel verfolgen. Auf der anderen Seite gibt es zwischen den unterschiedlichen Gruppen immer wieder Zusammenschlüsse, wie 2017 für den Aufmarsch in Charlottesville. Zunehmend gibt es Onlineforen, auf denen sich Gruppen austauschen, die sonst wenig Berührungspunkte haben. Vor allem, wenn es um Rekrutierung von Mitgliedern geht.

Roudabeh Kishi arbeitet beim „Armed Conflict Location & Event Data Project“ in Madison, Wisconsin.


Roudabeh Kishi arbeitet beim „Armed Conflict Location & Event Data Project“ in Madison, Wisconsin.
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Bild: privat

Vor dem Vorfall in Wisconsin in diesem Sommer, bei dem ein 17 Jahre alter Junge bei Protesten gegen Polizeigewalt zwei Personen erschossen hat, gab es einen Aufruf zur Bildung einer „Kenosha Guard“. Wie kann man auf solche bewaffneten Einzeltäter ein Auge haben, die sich gar nicht oder nur lose in Verbindung mit solchen Gruppen sehen?

Das ist nicht ganz einfach zu kontrollieren. Es gibt keine Hinweise, dass der 17-Jährige sich einer der beiden Milizen zugehörig gefühlt hat, die dort aufmarschiert sind. Er scheint auf eigene Faust gehandelt zu haben. Das deutet trotzdem darauf hin, welchen Einfluss diese Gruppen haben, indem sie Anhänger rekrutieren, die eigentlich in einer anderen sozialen Sphäre angesiedelt sind. Der 17-Jährige kam extra aus einem anderen Bundesstaat angereist, ohne in direkter Verbindung mit diesen Gruppen zu stehen.

Sind solche Aufmärsche letztlich das Überschwappen einer breitbeinigen Online-Kommentarkultur in die analoge Welt? Stellen die sich denn nicht in den meisten Fällen mit Tarnuniform und Gewehr vorm Bauch hin, um einfach nur Sheriff zu spielen?

Das stimmt, bislang haben diese Gruppierungen mehr Gewalt angedroht als sie ausgeübt haben. Die Vorfälle in Kenosha sind zwar bei weitem nicht die einzigen gewaltsamen Zwischenfälle, die wir diesen Sommer gesehen haben. In vielen Fällen geht es aber wirklich mehr um Einschüchterung als um die Ausübung von Gewalt. Dennoch kommen die Befürchtungen, dass es zu noch mehr gewaltsamen Zwischenfällen kommen kann, nicht von ungefähr, besonders wenn diese Gruppen bis an die Zähne bewaffnet bei Protesten aufkreuzen. Hoffentlich sehen wir keine weiteren gewaltsamen Zwischenfälle rund um die Wahlen. Dass wir uns über diese Milizen unterhalten, nur weil sie irgendwo aufkreuzen, zeigt ja schon, dass ihre Einschüchterungsmethoden auf gewisse Weise wirken.

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