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#Isolation und Impfpflicht: Karl Lauterbachs Fehler

„Isolation und Impfpflicht: Karl Lauterbachs Fehler“

Als Karl Lauterbach im Dezember von Olaf Scholz als designierter Gesundheitsminister vorgestellt wurde, erschien das vielen nur folgerichtig. Lauterbach war einer der beliebtesten Politiker; ein Arzt und Epidemiologe, der gefühlt jede Corona-Studie gelesen und sich damit über die Parteigrenzen hinweg einen Namen gemacht hatte. Vielen galt der spleenige Lauterbach als Hoffnungsträger, der endlich für einen klaren Kurs in der Pandemiepolitik sorgen sollte.

In der SPD aber rollten schon damals viele mit den Augen – bis hinauf zu Scholz, der sich bei der Nominierung erst spät dem Druck der Straße beugte. Denn Lauterbach hatte zwar Ahnung von der Materie, stand aber auch im Ruf, ein eigenwilliger Einzelkämpfer zu sein. Lauterbach kann Talkshow, hieß es damals, er ist der König von „Markus Lanz“. Aber kann er auch Minister?

Ein Kommunikationsdesaster

Nach dieser Woche, in der Lauterbach gleich zweimal katastrophal gescheitert ist, dürfte diese Frage für viele endgültig entschieden sein. Erst verkündete der Minister, die Isolation bei einer Corona-Infektion sei vom 1. Mai an nicht mehr verpflichtend, sondern nur noch freiwillig. Einen Tag und viele Empörungswellen später kassierte er den Vorstoß ausgerechnet bei „Markus Lanz“ dann aber wieder ein und schickte mitten in der Nacht noch einen Entschuldigungs-Tweet hinterher: Er habe „einen Fehler gemacht“, das Signal sei „falsch und schädlich“ gewesen.

Doch da war das Kommunikationsdesaster eines Ministers, der eigentlich alles besser machen wollte als sein Vorgänger Jens Spahn, längst in der Welt. Dass Lauterbach den Entschluss, den er zuvor gemeinsam mit den Gesundheitsministern der Länder gefasst hatte, eigenmächtig zurücknahm, zeuge von „irritierender Wankelmütigkeit“, ätzte Bremens Regierungschef und Lauterbachs Parteifreund Andreas Bovenschulte. Es war nicht der erste kommunikative Fauxpas, den der Gesundheitsminister sich leistete. Schon jetzt ist das Vertrauensverhältnis der Länder zu Lauterbach dort angekommen, wo es unter Spahn erst später war: ganz unten.

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Auch das Scheitern der Impfpflicht im Bundestag ist eine kapitale Niederlage für Lauterbach (und Kanzler Scholz), die es nicht vermocht haben, eine Mehrheit zu organisieren; weder in der Koalition noch darüber hinaus. Und gerade Lauterbachs Isolationspflicht-Debakel dürfte Wasser auf die Mühlen derer gewesen sein, die das Virus schon für besiegt halten. Olaf Scholz, der einst die allgemeine Impfpflicht versprach, reagiert auf solche Niederlagen wie immer: Er schweigt. Lauterbach hingegen verstrickt sich unter Druck in Widersprüche, rudert vor und zurück. Krisenfest und standhaft wirkt das nicht.

Tragischste Figur im Kabinett

Auf eine Art ist Lauterbach die tragischste Figur im Kabinett, weil er der Konsenspuffer einer Koalition ist, die in der Pandemiepolitik noch nie mit einer Stimme gesprochen hat. Er plädierte für eine Impfpflicht, verzichtete aber auf einen eigenen Antrag, weil er als Minister neutral sein (und die FDP nicht desavouieren) wollte. Er war immer für die Maskenpflicht, musste aber deren Ende verkünden. Als Minister muss er für Entscheidungen stehen, die er früher bei Lanz noch von der Seitenlinie verdammen konnte.

Manchmal sieht man ihm an, wie weh ihm das tut. Das Problem ist nur: Diesen Spagat zwischen Überzeugung und Realpolitik glaubhaft zu bewältigen gehört zur Stellenbeschreibung. Ein Traumjob ist das nicht. Vielleicht dämmert Lauterbach das jetzt auch.

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