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#„Ist das zu viel verlangt?“

„„Ist das zu viel verlangt?““

Man kennt das Bild inzwischen: Wolodymyr Selenskyj, gekleidet in einem olivgrünen T-Shirt, sitzt an seinem Schreibtisch vor einer weißen Wand. Neben ihm die blaugelbe Fahne der Ukraine. Der Präsident ist am Mittwochmorgen aus Kiew per Video zugeschaltet in den amerikanischen Kongress. In einer nichtöffentlichen Sitzung hatte er sich Anfang März schon einmal an die Senatoren und Abgeordneten gewandt. Auch zu Mitgliedern mehrerer anderer westlicher Parlamente sprach er schon. Selenskyj, der über PR-Berater aus Washington verfügt, weiß, wie wichtig Kommunikation in dieser Lage ist.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Nancy Pelosi, die „Sprecherin“ des Repräsentantenhauses, ruft: „Slava, Ukrajini“ – Ruhm der Ukraine. Die Senatoren und Abgeordneten, die sich in einem Auditorium im Kapitol versammelt hatten, erheben sich zum Applaus. Sie wissen, was sie erwartet: Selenskyj erwähnt Pearl Harbour und den 11. September, als unschuldige Amerikaner durch Luftangriffe getötet worden seien. Seinem Land ergehe es nun auch so, sagt er. Die Ukraine erlebe seit drei Wochen jeden Tag ein „9/11“. Er bittet Amerika um die Einrichtung einer humanitären Flugverbotszone: „Ich habe einen Traum“, sagt er in Anlehnung an Martin Luther King.

„Schließt den Luftraum über der Ukraine“

Er brauche die Entscheidung des Kongresses, er brauche die Hilfe. Eine Flugverbotszone würde dazu führen, „dass Russland unsere freien Städte nicht terrorisieren“ könnte. „Ist das zu viel verlangt?“, fragt er. Wenn ja, gebe es eine andere Option: Washington möge seinem Land Luftabwehrraketen liefern und Flugzeuge – „starke Flugzeuge“. Dann führt er einen kurzen Film vor, der mit glücklichen Vorkriegsbildern aus Kiew beginnt und mit grausamen Aufnahmen von Bombeneinschlägen, toten Kindern und Massengräbern endet. Die Botschaft ist eindeutig, sie wird am Ende des Films gleichwohl noch einmal eingeblendet: „Schließt den Luftraum über der Ukraine.“ Selenskyj, der bis dahin in seiner Muttersprache redete, wechselt nun ins Englische: „Um es zusammenzufassen“, beginnt er und dankt dann Amerika für die Unterstützung. In seinem Land werde nicht nur für die Ukraine gekämpft, sondern auch für Europa und die Welt.

Dann wendet er sich direkt an Präsident Joe Biden: „Sie sind der Führer ihrer Nation, ihrer großen Nation.“ Er wünsche sich, dass er, Biden, auch der „Führer der Welt“ sei. Das bedeute der „Führer des Friedens“ zu sein. Selenskyj weiß, dass es im Kongress in beiden politischen Lagern Stimmen gibt, die Biden unter Druck setzen, mehr für die Ukraine zu tun. Unter den Republikanern gibt es ein paar Falken, die dabei gewiss auch ein parteipolitisches Kalkül verfolgen. Doch auch einige Demokraten kritisieren Bidens Unterscheidung zwischen Defensiv- und Offensivwaffen. Der Präsident hatte so die Lieferung von Kampfflugzeugen etwa vom Typ MIG-29 aus polnischen Beständen abgelehnt und darauf hingewiesen, dass dies den dritten Weltkrieg bedeuten könnte.

Könnte der Kongress am Ende den Präsidenten zwingen, mehr für Kiew zu tun? Der demokratische Senator Chris Coons, ein enger Vertrauter Bidens, sagt, Putins Krieg gegen die Ukraine führe den Kongress zusammen, wie er es seit dem 11. September nicht gesehen habe. Und Mitch McConnell, der republikanische Minderheitsführer im Senat, hatte schon vor Selenskyjs Rede eine Flugverbotszone ausgeschlossen. In der Frage der Lieferung von Kampfflugzeugen zeigte er sich unentschlossen. Man erörterte noch, wie man dies organisieren könne.

Die Regierung hatte eine Überführung vom Luftwaffenstützpunkt Ramstein aus abgelehnt, wie sie Warschau vorgeschlagen hatte. Wohl aber hat Washington inzwischen dafür gesorgt, dass Kiew Luftabwehrraketen mit höherer Reichweite erhält. Biden verkündete kurz nach Selenkyjs Rede zudem im Weißen Haus, dass Kiew weitere 800 Millionen Dollar als Verteidigungsunterstützung erhalte. Diese seien Teil des jüngsten Hilfspakets über 13,6 Milliarden Dollar.

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