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#Italiens „Dollarumma“

Italiens „Dollarumma“

Der vielleicht begehrteste Torwart der Welt ist seit Donnerstagmorgen offiziell ohne Verein. Am 30. Juni um Mitternacht lief der Vertrag von Gianluigi Donnarumma beim AC Mailand aus. Es war natürlich Kalkül, dass der erst 22 Jahre alte Keeper nicht verlängerte. Die italienischen Gazetten wissen, dass sein in der Branche berüchtigter Berater Mino Raiola längst einen neuen, höchst lukrativen Vertrag mit Paris Saint-Germain ausgehandelt hat.

Natürlich ging es vor allem ums Geld, einen Kontrakt über fünf Jahre hat Donnarumma nun in Paris und soll dem Vernehmen nach zwölf Millionen Euro pro Spielzeit verdienen. So viel konnte der AC Mailand nicht bieten. Das ist nicht nur extrem viel Geld für einen jungen Mann. Donnarummas bevorstehender Wechsel in die Ligue 1 ist auch der einzige bekannte Anlass für Zwist in der italienischen Harmonie bei dieser Europameisterschaft.

Die anfänglich skeptischen Tifosi stehen längst kompakt hinter ihrer jungen Mannschaft ohne Stars. Die kam ohne Gegentor und mit drei überzeugenden Siegen durch die Gruppenphase und bezwang dann mit Mühe Österreich im Achtelfinale 2:1 in der Verlängerung. An diesem Freitag trifft Italien im Viertelfinale in München auf Belgien, die Nummer eins der FIFA-Weltrangliste (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV). Wenn es nach 120 Minuten noch keinen Sieger geben sollte, folgt Elfmeterschießen, und darin ist „Gigione“, wie sie ihn nennen, besonders gut.

Durchschnittlich einen von drei Strafstößen parierte der Keeper in den ersten fünf Dienstjahren beim AC Mailand. Donnarumma könnte mit dieser Fähigkeit Italiens Matchwinner werden. Außerdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass er mehr zu tun bekommen wird als bisher bei diesem Turnier. Belgien mit Stürmer Romelu Lukaku, der bei Milans Lokalrivalen Inter Mailand spielt, ist für seine Offensive gefürchtet.

Der einzige Makel der Karriere

In der italienischen Begeisterung war der Torwart Anlass für die bislang einzige Dissonanz. Im letzten Gruppenspiel gegen Wales, als der Gruppensieg längst feststand, wurde Donnarumma eine Minute vor Spielende ausgewechselt. Trainer Mancini wollte Ersatzkeeper Salvatore Sirigu wenigstens einen Kurzeinsatz bei der EM genehmigen. Bei Donnarummas Auswechslung hallten gellende Pfiffe durch das Stadio Olimpico in Rom, die Kritik bezog sich auf den bevorstehenden Wechsel nach Paris. Der Teamarzt von PSG soll Donnarumma während der EM untersucht haben.

Das ewige Hin und Her, der offensichtliche Vertragspoker, das Geschachere ums ganz große Geld, es ist der einzige Makel in der schon jetzt glanzvollen Karriere des jungen Torhüters, dessen Berater es schaffte, auch Bruder Antonio als dritten Schlussmann beim AC Mailand unterzubringen. Donnarumma gilt besonders bei den Milanisti als Raffzahn. Bei einem U-21-Spiel Italiens vor vier Jahren in Krakau warfen ihm Tifosi kopierte Geldscheine entgegen. „Dollarumma“ nennen ihn manche. Berater Raiola, der auch Stars wie Paul Pogba oder Zlatan Ibrahimovic vertritt, hat die Fäden in der Hand. Aber jeder ist schließlich frei, sich seinen Berater auszusuchen.

Sportlich ist Donnarumma über jeden Zweifel erhaben.


Sportlich ist Donnarumma über jeden Zweifel erhaben.
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Bild: dpa

Die Nationalmannschaft ist deshalb auch eine Art Biotop für den 22-Jährigen aus Castellammare di Stabia bei Neapel, hier geht es in erster Linie um Sport und um Bestmarken. Gegen Österreich stellte Donnarumma den Rekord von Torwart-Legende Dino Zoff von 1974 ein und blieb 1169 Minuten ohne Gegentor. Das „Phänomen zwischen den Pfosten“ (Gazzetta dello Sport) sah beim Gegentor von Sasa Kalajdzic in der 114. Minute dann nicht besonders gut aus, dessen geschickter Kopfball ging in die Torwart-Ecke. Auch bei einem wegen Abseits aberkannten Treffer von Marko Arnautovic stand Donnarumma nicht ideal.

Ziele: „Weltfußballer und Titel mit Italien“

Vielleicht liegen diese Pannen daran, dass Italiens Torwart so wenig zum Zuge kommt. Unter Coach Mancini stehen die Stamm-Verteidiger Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci wenn möglich an der Mittellinie und halten den Gegner auf Abstand, der Rest des Teams bemüht sich um Pressing. Pro Partie erhält das Team durchschnittlich nur 0,4 Gegentreffer. Die Gazzetta dello Sport schrieb deshalb vom „azurblauen Bunker“. Gegen eine gut konternde Mannschaft wie Belgien könnte Italien allerdings Probleme bekommen.

Donnarummas Paraden wären dann wichtig. Der 1,96 Meter große Torwart ist ausgezeichnet im Parieren, auch mit den Füßen spielt er exzellent. Eindrucksvoll ist besonders seine Seelenruhe. „Meine Ruhe ist meine Stärke“, sagte Donnarumma einmal. Wie es heißt, hat der Keeper vor nichts Angst außer vor dem Fliegen mit dem Flugzeug. „Aber das bekomme ich gerade in den Griff“, erklärte er vor Tagen lächelnd.

Es war sein Onkel, der ihn mit fünf Jahren zum Fußballtraining brachte. Schon damals war klar, dass Donnarumma einmal Torwart würde. Poster von Italien-Legende Gianluigi Buffon und dem damaligen Milan-Torwart Dida hingen über seinem Bett. Mit 13 zog er nach Mailand um und besuchte die Jugend-Akademie des Vereins, mit 16 gab er sein Serie-A-Debüt in der ersten Mannschaft.

Inzwischen, erst 22-jährig, spielt Donnarumma bereits das sechste Jahr in Italiens höchster Liga, er hat schon 215 Liga-Spiele gemacht. 30 Mal lief er für die Nationalmannschaft auf, dort debütierte er mit 17. Noch 20 Jahre lang will er nach eigenem Bekunden aktiv bleiben. Ziele? „Weltfußballer und Titel mit Italien“, sagt er. Ein Sieg im Viertelfinale über Belgien wäre auch insofern von größter Bedeutung.

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