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#Japan nutzt den Covid-Vorteil wirtschaftlich nicht

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Japan nutzt den Covid-Vorteil wirtschaftlich nicht

Mit einem überraschend starken Wachstum am Jahresende 2020 hat die japanische Wirtschaft die Erholung nach einer längeren Rezession stabilisiert. Nach der vorläufigen Schätzung des Kabinettbüros wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Jahresschlussquartal um 3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Volkswirte hatten nur eine Zuwachsrate von etwa 2,3 Prozent erwartet. Die Erholung im zweiten Halbjahr verlief so gut, dass die Wirtschaftsleistung am Jahresende fast den Stand vor der Pandemie erreichte.

Patrick Welter

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Im Gesamtjahr 2020 schrumpfte die Wirtschaft um 4,8 Prozent, nachdem einem früher ausgerufene Virusnotstand die Konjunktur stärker bremste als zunächst vermutet. Von der zweiten Jahreshälfte an aber griff eine Subventionskampagne der Regierung zur Förderung des Binnentourismus, die die wirtschaftlichen Einbußen im Dienstleistungsbereich abmilderten. Die Kampagne ist seit Dezember ausgesetzt, nachdem die Zahl der Infektionen deutlich angestiegen war.

Verglichen mit anderen Ländern steht Japan im Spannungsfeld zwischen Pandemie und Wirtschaftswachstum bei weitem nicht mehr so gut da, wie es in der ersten Jahreshälfte noch aussah. Die Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 4,8 Prozent im vergangenen Jahr liegt dem deutschen Minus von 5 Prozent nahe. Dabei registriert Japan eine deutlich niedrigere Zahl an Infektionen und Covid-Toten als Deutschland. In Deutschland gibt es mehr als 780 Covid-Tote auf 1 Million Einwohner, in Japan sind es nur 55. Deutschland zählt mehr als 28.000 Infektionen je 1 Million Einwohner, Japan nur rund 3000. Der Vergleich zeigt, dass Japan den Vorteil der geringen Ausbreitung des Virus im Lande wirtschaftlich nicht wirklich hat nutzen kann. Dar deutet auch ein Blick ins Nachbarland Südkorea hin, das zuletzt 29 Covid-Tote je 1 Million Einwohner zählte. Die südkoreanische Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr aber nur um 1 Prozent.

Eine neue Konjunkturdelle

Das recht starke japanische Wachstum am Jahresende deutet dennoch darauf hin, dass die Wirtschaft den Erholungskurs stabilisiert hat. Seit der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Oktober 2019 bis zum Sommer 2020 schrumpfte die Wirtschaft und hat danach wieder Fahrt aufgenommen. Die wichtigsten Wachstumsfaktoren an Jahresschluss waren der Export, der um 11,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zulegte. Der private Konsum wuchs um 2 Prozent, und die Investitionen von Unternehmen um 4,5 Prozent. Volkswirte werden das einzige, dass die wirtschaftliche Erholung solider wird.

Mit dem abermaligen Virusnotstand in den großen Ballungsräumen Japans steht dem Land in diesen Wochen eine neue Konjunkturdelle bevor. Manche Analysten erwarten eine Rezession, andere grosso modo eine Stagnation. Der aktuelle Virusnotstand greift deutlich weniger in das wirtschaftliche Leben ein als im Frühjahr und trifft vor allem die Gastronomie und Hotellerie. Die ganzen Infektionszahlen sind so stark gesunken, dass über eine vorzeitige Aufhebung des Notstands diskutiert wird. Für das Gesamtjahr erwarten Volkswirte und Analysten im Durchschnitt ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent.

Der Nikkei-Aktienindex erreichte am Montag kurzzeitig die Marke von 30.000 Punkten und lag damit so hoch wie seit August 1990 nicht mehr, als die damalige Börsenblase schon geplatzt war. Bis zum Nikkei-Allzeithoch am Jahresende 1989 mit 38957 Punkten hat die Börse aber noch ein gutes Stück Weg vor sich. Marktteilnehmer begründeten das große Interesse an japanischen Aktien am Montag mit guten Gewinnaussichten der Unternehmen, mit dem kräftigen Wirtschaftswachstum und mit der Aussicht, dass noch in dieser Woche Japan mit Schutzimpfung gegen Covid-19 beginnen wird. Am Sonntag hatte die Regierung der deutsch-amerikanischen Schutzimpfung von Biontech/Pfizer die Zulassung erteilt. Bis die allgemeine Bevölkerung geimpft wird, werden freilich noch Monate vergehen, weil Japan zuerst mit Pflegepersonal und dann von April mit den älteren beginnt.

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