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#„Jede Frau, die ich kenne, hat diese Dinge schon einmal erlebt“

„Jede Frau, die ich kenne, hat diese Dinge schon einmal erlebt“

Mit 20 Jahren gab Carey Mulligan in „Stolz & Vorurteil“ ihr Leinwanddebüt als kleine Schwester von Keira Knightley. Nur vier Jahre später erhielt sie für „An Education“ ihre erste Oscarnominierung. Später sorgte die Londonerin mit Filmen wie „Drive“, „Shame“, „Der große Gatsby“ oder „Am grünen Rand der Welt“ für Aufsehen. In diesem Jahr meldet sich die 36 Jahre alte Schauspielerin nun mit Nachdruck zurück. Bereits seit einigen Monaten ist bei Netflix der Film „Die Ausgrabung“ zu sehen, nun startet endlich auch „Promising Young Woman“ in den deutschen Kinos. Mulligan bekam dafür ihre zweite Oscarnominierung, während die Regisseurin Emerald Fennell (bekannt als Camilla Parker-Bowles in „The Crown“) für das Beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde. Aktuell steht die Londonerin übrigens für „She Said“ vor der Kamera, Maria Schraders Film über die Harvey-Weinstein-Enthüllungen der New York Times.

Frau Mulligan, Ihr neuer Film „Promising Young Woman“ entfaltet seine Wirkung am Besten, wenn man vorab nicht weiß, worauf man sich da einlässt. Aber man kann zumindest verraten, dass es sich um eine sehr unerwartete, mit Humor gespickte Rachegeschichte handelt. Was hat Sie selbst daran gereizt?

Mich interessieren vor allem wahrhaftige Geschichten. Dabei muss es nicht um wahre Begebenheiten gehen, aber um Geschichten, die sich authentisch anfühlen. In „Promising Young Woman“ geht es um Belästigung und sexuelle Gewalt gegen Frauen – und das ist ein Thema, das in unserer Welt realer und leider allgegenwärtiger kaum sein könnte. Die Art und Weise, wie der Film damit umgeht, ist ohne Frage ungewöhnlich. Doch inhaltlich ist wirklich kein Aspekt des Films Fiktion. Jede Frau, die ich kenne, hat diese Dinge in irgendeiner Form schon einmal am eigenen Leib erlebt. Oder kennt eine andere Frau, der sie widerfahren sind.

Es geht auch um toxische Maskulinität, systemische Misogynie und Trauma. Keines dieser Themen wird allerdings so angegangen, wie man es konventionell erwarten würde.

Meine liebsten Filme waren immer schon die, die Fragen stellen, aber keine Antworten geben. Nichts finde ich langweiliger, als wenn mir alles vorgekaut wird und mir quasi direkt gesagt wird, was ich denken soll. Wenn ein Film dazu führt, dass die Leute wochenlang darüber nachdenken, sprechen und streiten, dann ist das großartig. Sicherlich gibt es auch gute Argumente für Filme, die nichts sein wollen als Unterhaltung und Eskapismus. Aber mindestens aus Schauspielerinnen-Sicht interessieren die mich kaum.

Also muss ein guter Film eine Provokation sein?

Er muss niemanden zwingend vor den Kopf stoßen. Aber wenn er Denkprozesse und Diskussionen provoziert, dann finde ich das schon viel wert. Deswegen fand ich es auch nie wichtig, ob alle Reaktionen und Kritiken auf meine Filme positiv sind.

Über „Promising Young Woman“ haben Sie gesagt, das Drehbuch habe Sie nervös gemacht. Wie meinten Sie das?

Nicht in dem Sinne, dass ich Sorge gehabt hätte, dass die Autorin und Regisseurin Emerald Fennell nicht weiß, was sie da tut. Im Gegenteil, spätestens nach unserem Kennenlernen hatte ich nicht den geringsten Zweifel, dass dies ein aufregender Film wird. Aber mich verunsicherte die Figur, die ich da spiele, wenn auch auf reizvolle Weise. Cassie ist unberechenbar und nicht immer sympathisch. Ich wurde nicht wirklich schlau aus ihr – und so etwas ist in Drehbüchern eher eine Seltenheit. Viel zu oft lese ich Geschichten, in denen es um eindimensionale Ehefrau- oder Freundin-Rollen geht. Cassie dagegen wirkte wie ein echt schwieriges psychologisches Puzzle, von dem ich nicht wusste, ob ich es würde lösen können.

Im Film nennt sie jemand mal eine Soziopathin. Stimmen Sie zu?

Nein, auch wenn ich nachvollziehen kann, warum die Person das über Cassie sagt. Soziopathen zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie keinerlei Empathie empfinden. Cassie ist das Gegenteil davon, denn sie strotzt nur so vor Empathie. Das ist ja nicht zuletzt ihre Motivation. Nur weil sie nicht die ganze Zeit heult, heißt das nicht, dass sie nicht emotional ist.

Würden Sie sagen, dass „Promising Young Woman“ ein Film ist, der ohne die #MeToo-Bewegung vielleicht nie entstanden wäre?

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