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#Der nächste Albtraum

Der nächste Albtraum

Haiti scheint dieselben Albträume immer und immer wieder zu erleben. Gut elf Jahre nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 hat wieder ein schwerer Erdstoß den Karibikstaat erschüttert. Das Beben der Stärke 7,2 am Samstagmorgen gegen 8.30 Uhr war noch stärker als das von 2010. Das Epizentrum lag rund 130 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, nahe der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud, wodurch es weniger Schaden anrichtete als damals. Dennoch sind die Folgen dramatisch. Die Zahl der Todesopfer ist auf mehr als 700 gestiegen. Bislang seien 724 Leichen geborgen worden, teilte die Katastrophenschutzbehörde am Sonntag mit. Hunderte weitere Menschen werden noch vermisst, mehr als 2800 Menschen wurden verletzt.

Das volle Ausmaß der Verwüstungen durch das jüngste Beben ist noch nicht bekannt. Die Zahl der Opfer dürfte in den folgenden Tagen noch erheblich ansteigen, wenngleich sie in keinem Vergleich zu 2010 stehen wird, als mehr als 200.000 Menschen ums Leben kamen. Betroffen sind nach bisherigen Informationen vor allem die Städte Les Cayes und Jérémie auf der südlichen Halbinsel. Andere Ortschaften dürften ebenfalls stark verwüstet worden sein. Doch die Kommunikation in die Region ist unterbrochen, was den Informationsfluss erschwert. Die Krankenhäuser in der Region seien völlig überlastet, berichten Ärzte. In Les Cayes soll zudem ein Personalgebäude eines Krankenhauses eingestürzt sein, in dem Medizinstudenten und Praktikanten sowie zwei Ärzte untergebracht waren.

Dass Haiti immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert wird, überrascht Experten nicht. „Das Land liegt am Rande einer großen tektonischen Platte, der Karibischen Platte“, sagte Marco Bohnhoff vom Geoforschungszentrum Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. „Das Problem ist, dass das Beben fast bis an die Oberfläche gereicht hat.“ Im Mittel habe das Beben die Karibische Platte um etwa 1,5 Meter versetzt – „hauptsächlich zur Seite, aber mit einer vertikalen Komponente“.

Das Erdbeben hätte kaum zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Haiti spürt bis heute die Folgen des Bebens von 2010. Der Süden des Landes, der am stärksten von dem Erdstoß am Samstag getroffen ist, erholt sich zudem von den Folgen des Hurrikans Matthew vor fünf Jahren, bei dem mehr als 500 Menschen ums Leben kamen. In den vergangenen Jahren hat sich die wirtschaftliche und später auch die politische Krise in Haiti vertieft. Proteste erschütterten das Land, schon bevor im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie ausbrach. Die Bandenkriminalität ist markant angestiegen, die Sicherheitslage prekär. Die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse am 7.Juli hat das Land und dessen elf Millionen Einwohner weiter traumatisiert und die politische Situation noch komplexer gemacht. Die für September vorgesehenen Wahlen wurden auf November verschoben. Nach dem Erdbeben steht nun allerdings auch dieser Termin infrage.

Premierminister Ariel Henry bezeichnete die Lage als „dramatisch“ und verhängte für einen Monat den Ausnahmezustand. „Wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den vom Erdbeben betroffenen Menschen zu helfen“, versprach er in einer Nachricht auf Twitter. Doch es ist fraglich, ob die haitianische Regierung über die notwendigen Kapazitäten verfügt, um sich selbst aus der schweren Krise zu manövrieren. Washington, die Vereinten Nationen sowie private Hilfsorganisationen stellten Stunden nach dem Erdbeben rasche Hilfe in Aussicht. Vorerst dürfte es darum gehen, die medizinische Versorgung der Opfer zu gewährleisten. „Die Vereinigten Staaten bleiben dem haitianischen Volk ein enger und beständiger Freund, und wir werden auch nach dieser Tragödie da sein“, teilte der amerikanische Präsident Joe Biden mit.


Bild: F.A.Z.

Zuletzt war die Hilfe aus dem Ausland in Haiti zusehends umstritten. Viele sehen in der Unterstützung aus dem Ausland einen Grund für die strukturellen Probleme des Landes. Die internationale Gemeinschaft hat in den vergangenen Jahren mehr als 13 Milliarden Dollar in Haiti investiert. Das hat dem Land geholfen, die Notlage zu überbrücken und die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, jedoch wenig zum Aufbau eines funktionierenden Staates beigetragen. Die notwendigen Reformen sind ausgeblieben. Stattdessen sind die Institutionen des Landes heute ausgehöhlt, was die Gewalt und die Korruption begünstigt.

Doch die Hilfe aus dem Ausland könnte bald noch dringender werden. Schon am Montag dürfte der Tropensturm Grace, der sich in der Karibik formiert hat, die Lage in Haiti weiter zuspitzen. Vor allem die mit dem Sturm einhergehenden Regenfälle könnten zum Problem werden. Laut Experten ist das Risiko von Erdrutschen nach einem Erdbeben noch höher.

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