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#„Jetzt weiß ich, was Köln ist, das ist einfach Wahnsinn“

„„Jetzt weiß ich, was Köln ist, das ist einfach Wahnsinn““

Ganz langsam, als wollten sie diesen monatelang herbeigesehnten Moment des Wiedersehens noch ein wenig hinauszögern, näherten sich die Kölner Sieger am späten Samstagnachmittag der brodelnden Südkurve. Erstmals nach mehr als zwei Jahren waren die Ränge wieder so besetzt wie vor der Pandemie. Die Ultras und andere aktive Fans waren zurück, hatten hingebungsvoll gesungen, eine komplexe Fan-Choreographie aufgeführt und am Ende ein mitreißendes Fußballspiel erlebt. Eine Partie, die der 1. FC Köln nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 gewann.

„Jetzt weiß ich wirklich, was Köln ist, wie der Verein ist, das ist einfach Wahnsinn“, sagte Dejan Ljubicic, nachdem er und seine Kollegen den Tag schließlich mit einem wilden Siegestanz vor den Stehrängen abgeschlossen hatten. Zum ersten Mal hatte Köln ein echtes Steffen-Baumgart-Spektakel mit echtem FC-Support erlebt.

Wobei Trainer Baumgart keineswegs in Hochstimmung war, als er etwas später auf diese Partie zurückblickte. Dass seine Mannschaft sich durch eine gute „Moral“ und eine stabile „Mentalität“ auszeichne, sei ja bekannt; diese Wesenszüge, die viele andere Trainer am Ende dieses Fußballabenteuers hervorgehoben hätten, sind für den eigenwilligen Kölner Chefcoach mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Baumgart will nicht nur Hingabe, er will auch guten Fußball sehen, und den zeigte eine Stunde lang allenfalls Mainz.

Baumgart: „Sehr viele Fehler“

„Wir wissen schon, dass wir es besser machen müssen in den nächsten Wochen“, sagte Baumgart, nachdem sein Team eine Stunde lang „einfach sehr viele Fehler gemacht“ hatte. Die Kölner Ansprüche sind gestiegen, nachdem der Klub auch rechnerisch nicht mehr absteigen kann. Vielmehr hat der FC die realistische Chance, sich zum zweiten Mal in diesem Jahrtausend für einen Europapokal zu qualifizieren, und Spiele wie dieses werden am Ende von Erfolgsjahren oftmals als Schlüsselmomente erkannt.

Mainz war zunächst sehr souverän, hatte durch Tore von Jonathan Burkardt (14.) und Karim Onisiwo (55.) geführt, während das Kölner Spiel nicht zuletzt durch die Abwesenheit des Anführers Salih Özcan stockte. Der Mittelfeldspieler hatte während der ganzen Woche krankheitsbedingt nicht trainieren können. Erst nach einer Stunde wurde er gemeinsam mit Ljubicic und Louis Schaub eingewechselt, das war der Wendepunkt. Eine Minute später traf Ellyes Skhiri nach einer Ecke zum 1:2 (60.), es folgte eine furiose halbe Stunde Kölner Fußballwucht. Ljubicic (78.) und Luca Kilian (82.) drehten die Partie endgültig. „Ich habe auch keine Ahnung, wo wir das immer herholen“, sagte der Siegtorschütze Kilian und schwärmte: „Die Mannschaft, die hält so zusammen, wir sind ein eingeschworener Haufen, da gibt jeder alles für jeden, jeder versucht, den Fehler vom anderen gutzumachen.“

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Auch das Publikum wurde immer wilder, die Mannschaft gewann fast alle wichtigen Zweikämpfe, das Kölner Spiel funktionierte fußballerisch besser. Aber vor allen Dingen rang der FC den Gast aus Rheinhessen mit einer elektrisierenden Energie nieder, was mit viel Özcan zu tun hatte, der mit einer ganz anderen Ausstrahlung auftrat als sein Vertreter Jonas Hector zuvor. Er sage so etwas nur „selten“ über einen Einzelspieler, erklärte Baumgart, aber Özcan sei „im Moment nicht zu ersetzen“. Jeder habe gesehen, „mit welcher Stabilität und Mentalität Salih unterwegs ist. Ich würde schon sagen, dass er ein großer Faktor war.“

Vor diesem Wendepunkt hatte sich die Kölner Fußballwelt noch ganz anders angefühlt. Die Ultras waren zwar zurück, aber dem Klub drohte eine Art Worst­-Case-Szenario. Der große Erzrivale aus Mönchengladbach, bei dem die Kölner am kommenden Wochenende zu Gast sein werden, war in der Blitztabelle auf drei Punkte an den FC herangerückt. Die Anhänger der Borussia konnten sogar davon träumen, Köln bei günstigen Spielverläufen am kommenden Wochenende zu überholen. Wäre die Aufholjagd von Müngersdorf nicht geglückt, müssten die Kölner nun nach Gründen für eine Phase von sechs Spielen mit nur einen Sieg suchen. All das bleibt ihnen jetzt erspart. Stattdessen konnten die Leute ihr altes Europapokal-Lied schmettern, das in den vergangenen Jahren eher mit ironischem Unterton angestimmt wurde. Nun verbirgt sich dahinter keine Utopie mehr, sondern eine reale Option.

„Alles, was jetzt kommt, sind Spiele, in denen es für uns auch nach oben um viel geht“, sagte Kilian. „Wir wollen gewinnen, und jetzt gucken wir natürlich nicht mehr nach unten.“ Die Tabellenregion zwischen Platz fünf und zehn, wo die Teilnehmer an den kleineren Europapokalen unterhalb der Champions League ausgespielt werden, könnte zu einem Brennpunkt der finalen Bundesligawochen werden. Und in Köln haben alle Lust auf Reisen über den Kontinent, selbst wenn es am Ende nur die Conference League werden sollte.

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