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#„Jungen Vätern fehlen die Vorbilder“

„„Jungen Vätern fehlen die Vorbilder““

Herr Moorstedt, Sie haben zwei Kinder und galten nach Selbstauskunft als ein durchaus engagierter Vater. Warum hat Ihnen das nicht gereicht?

Ehrlich gesagt, hatte ich mir eine ganze Weile selbst eine Art goldenen Vaterschaftsorden geheftet, weil ich ja, wie ich dachte, mehr mache als alle anderen. Bis ich gemerkt habe, dass das ein ziemlich dummes Argument ist. Und dass es meine Frau nervte, wenn ich von ihrer oder meiner Mutter für mein Engagement gelobt wurde. Und, vor allem, dass dieses Lob keine Würdigung meiner großartigen Leistung war, sondern ein Zeichen der geringen Erwartungen, die an Väter noch immer gestellt werden.

Wie meinen Sie das?

Ich habe mich immer als sogenannten modernen Mann gesehen, der ganz selbstverständlich die Hälfte der sogenannten Care-Arbeit in der Familie erledigt. Aber irgendwann fiel mir auf, dass ich öfter ins Fitnessstudio ging als meine Frau zur Rückbildungsgymnastik. Dass ich Dinge wie Fingernägelschneiden, Kinderarzttermine oder die Organisation von Treffen mit anderen Kindern ganz selbstverständlich meine Frau machen ließ. Und natürlich saß ich mal wieder bis abends im Büro, als meine ältere Tochter die ersten Schritte machte. Ich musste mir eingestehen, dass ich mehr mit dem Durchschnittsvater zu tun hatte, als mir lieb war – der verbringt täglich 2,19 Stunden mit den Kindern, während es bei der Mutter 5,12 Stunden sind. Dieser Zustand war nicht gut für meine Frau, nicht gut für meine Beziehung zu ihr und auch nicht gut für mich.

Sie hätten also für ein Buch über moderne Väter sehr gut aus Ihrem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen können. Sie haben aber außerdem eine beeindruckende Recherchearbeit geleistet.

Zum einen wollte ich wirklich verstehen, warum ich plötzlich so traditionelle Rollenmuster aufführte. Zum anderen sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass da wieder mal ein Mann ein Thema für sich entdeckt hat und jetzt der Welt erklärt, wie die Rollenaufteilung wirklich geht. Tatsächlich stehe ich – wie man so schön sagt – on the shoulders of giants. Genauer gesagt, auf den Schultern von wissenschaftlichen Gigantinnen. Denn es sind vor allem Frauen, Soziologinnen, Ökonominnen, Psychologinnen, die zu dem Thema forschen.

Tobias Moorstedt schreibt für verschiedene Medien und hat einige Bücher veröffentlicht, im vergangenen Jahr im Verlag Dumont „Wir schlechten guten Väter: Warum Männer sich erfolgreich gegen Familienarbeit wehren – und warum wir das dringend ändern müssen“. Moorstedt lebt mit seiner Familie in Kronberg.


Tobias Moorstedt schreibt für verschiedene Medien und hat einige Bücher veröffentlicht, im vergangenen Jahr im Verlag Dumont „Wir schlechten guten Väter: Warum Männer sich erfolgreich gegen Familienarbeit wehren – und warum wir das dringend ändern müssen“. Moorstedt lebt mit seiner Familie in Kronberg.
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Bild: Lando Hass

Was hat Sie bei Ihren Erkundungen zu fairer Aufteilung der Familienarbeit am meisten überrascht?

Das Ergebnis verschiedener Studien mit sogenannten aufgeklärten Paaren. Also Menschen, die in der Theorie bestens verstanden haben, dass es keine biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, die diese enormen Unterschiede in der Familienarbeitsbelastung rechtfertigen würden. Wissenschaftlerinnen konnten zeigen, dass gerade gebildete und materiell gut ausgestattete Paare nicht nur traditionelle Rollenmuster nachleben, sondern auch schlichtweg abstreiten, dass ihr Familienleben etwas mit struktureller Ungleichheit zu tun hat. Sie erklären die traditionelle Aufteilung eher mit individuellen Vorlieben oder Talenten. Zum Beispiel: „Sie hat ein anderes Sauberkeitsbedürfnis“, „Sie ist einfach organisierter“, „Sie kann das einfach viel besser als ich“.

Sie haben die Kapitel Ihres Buches nach solchen klassischen Männer-Ausreden benannt. Eine weitere lautet: „Sie lässt mich ja nicht.“ Tatsächlich kenne ich das Phänomen auch aus meinem Umfeld: Frauen, die denken, ein Kind, allein dem Vater überlassen, würde ernsthaften Schaden nehmen . . .

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