#Queere Raves und Patriotismus in Kiew

Vor grünen Hügeln weht die ukrainische Flagge über Techno-Beats. Jemand bläst Seifenblasen über die Tanzfläche. Zwei Mädchen küssen sich, sie haben grünes und rosafarbenes Haar, sie flüstern sich etwas zu und kichern. Ein sehr junger Mann mit Rock und freiem Oberkörper albert herum und schmust mit dem Geländer. An einem idealen Frühsommertag tanzen in der ukra­inischen Hauptstadt junge, freie Leute, die lieben, wen sie lieben wollen, und sich anziehen, wie sie es schön finden.

Das „Closer“ ist ein Pionier unter Kiews Techno-Clubs. Rau, underground, aber auch freundlich mit seinen Freiluftstrukturen aus Holz in einer waldigen kleinen Schlucht. Hier hat Serhij Leschtschenko vor dem Krieg unzählige Nächte verbracht. Serhij war früher Journalist, jetzt gehört er zum Beraterteam von Präsident Selenskyj, und fast jedes Wochenende bringt er der Armee als Freiwilliger Autos und Drohnen an die Front. Serhij ist auch ein Techno-Experte und DJ. Als ich zwischen 2008 und 2016 in Kiew lebte, haben wir uns immer wieder im „Closer“ getroffen.