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#Kirchen in Niedersachsen wollen gemeinsamen Religionsunterricht

Kirchen in Niedersachsen wollen gemeinsamen Religionsunterricht

In Niedersachsen wollen die evangelische und die katholische Kirche einen grundsätzlichen neuen Weg beim Religionsunterricht beschreiten. Künftig soll es dort in allen Schulformen statt getrenntem evangelischen und katholischen Unterricht einen gemeinsamen „christlichen Religionsunterricht“ geben. Einen entsprechenden Vorschlag präsentierten am Mittwoch die fünf evangelischen Landeskirchen und drei katholischen Bistümer im Land, die nun mit der rot-schwarzen Landesregierung in Gespräche eintreten wollen.

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

Der Beratungsprozess soll ein Jahr lang dauern. Auch Lehrer und Elternvertreter sollen eingebunden werden. Der neue Unterricht könnte dann ab dem Schuljahr 2023/24 eingeführt werden. Die beteiligten Kirchen wollen dafür eine ökumenische Struktur schaffen, die gemeinsame Lehrpläne entwickelt und Schulbücher und Studiengänge zulässt. 

Mit dem Vorhaben reagieren die beiden großen Kirchen auf wachsende Schwierigkeiten in der schulischen Praxis. Der konfessionelle Religionsunterricht hat nach Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes als ordentliches Schulfach Verfassungsrang. Der Religionsunterricht wird demnach unter Aufsicht des Staates, aber „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften“ erteilt. Diese Regelung soll die weltanschauliche Neutralität der staatlichen Schulen sichern.

Zunehmende Pluralität schafft neue Herausforderungen

Solange die meisten Schüler entweder evangelisch oder katholisch waren, hat dieses System an den Schulen auch funktioniert. Die zunehmende religiöse Pluralität der Schülerschaft stellt den konfessionellen Religionsunterricht allerdings vor immer größere Herausforderungen, weil die Klassen immer kleinteiliger aufgeteilt werden müssen. Neben dem Religionsunterricht der beiden großen Kirchen wird verstärkt Ethikunterricht und neuerdings islamischer Unterricht nachgefragt.

In den drei kleineren Ländern Bremen, Hamburg und Brandenburg gibt es deshalb schon seit Jahren unterschiedliche Modelle für einen gemeinsamen Unterricht. In der schulischen Praxis wird der weltanschauliche Unterricht  aber auch häufig in anderen Ländern entgegen den dort geltenden Regeln für den gesamten Klassenverband erteilt.

Um den Problemdruck zu reduzieren, setzen die Kirchen in Ländern wie Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und auch Niedersachsen schon seit längerer Zeit auf einen konfessionell-kooperativen Religionsunterricht. Das bedeutet, dass der Unterricht einer großen christlichen Konfession auch von Schülern der jeweils anderen Konfession besucht wird. In Niedersachsen wird nach inoffiziellen Schätzungen bereits rund 40 Prozent des Religionsunterricht auf diese Weise erteilt, mit steigender Tendenz. Gegen dieses Modell gibt es jedoch Widerstände aus konservativen katholischen Diözesen. In Nordrhein-Westfalen verweigert sich das Erzbistum Köln dieser ökumenischen Zusammenarbeit.

Aufgeschlossen für die Ökumene

In Niedersachsen wollen die Kirchen nun noch einen Schritt weitergehen und ihren jeweiligen Religionsunterricht zu einem gemeinsamen „christlichen Religionsunterricht“ weiterentwickeln. Dies ist möglich, weil die Bistümer Hildesheim, Osnabrück und Münster deutlich aufgeschlossener für die Ökumene sind als das Erzbistum Köln oder manche bayerische Bistümer. Auf evangelischer Seite wird der Plan von den fünf niedersächsischen Landeskirchen Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und der Reformierten Kirche unterstützt.

Der Vorstoß stammt aus dem Kreis der kirchlichen Schulreferenten auf Landesebene. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) wurden in die Beratungen nur am Rande einbezogen. Die hannoversche Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track sagte, man sei jedoch gespannt auf die „bundesweite Diskussion“ über den Vorschlag. Der Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bistum Hildesheim, Jörg-Dieter Wächter, sagte, man habe sich zunächst auf Landesebene positioniert. Die Deutsche Bischofskonferenz könne sich gerne an der weiteren Diskussion beteiligen.

Hintergrund dieser Äußerungen sind unterschiedliche Ausrichtungen. EKD und DBK verfolgen das Interesse, das bisherige Modell des Religionsunterrichts zu verteidigen, und wollen einen noch stärkeren Flickenteppich vermeiden. Der Vorstoß aus Niedersachsen zeigt, dass viele Schulreferenten auf Landesebene dieses Bestreben inzwischen für aussichtslos halten. Sie dringen auf rasche Änderungen, um den Problemdruck in der schulischen Praxis zu vermindern.

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