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#Klare Worte in Jackson Hole

„Klare Worte in Jackson Hole“

Das geldpolitische Treffen von Jackson Hole hat auf begrüßenswerte Weise die Bereitschaft der großen Zentralbanken verdeutlicht, entschlossen gegen die Inflation vorzugehen – auch wenn dieser Kampf vorübergehend leider mit negativen Folgen für Konjunktur und Beschäftigung verbunden sein wird. Es hilft nichts: Erfahrungen der Vergangenheit lehren, dass eine verspätete Reaktion der Geldpolitik auf hohe Geldentwertung die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Bekämpfung nicht reduziert, sondern im Gegenteil noch weiter in die Höhe treibt.

Dies gilt auch heute. Alle Versuche, die Inflation unserer Zeit als ein spezielles Phänomen zu deuten, das bald wieder von selbst verschwinden wird und daher keiner kräftigen geldpolitischen Reaktion bedarf, sind gescheitert.

An den Finanzmärkten hatten sich schon Hoffnungen verbreitet, die Inflation habe in den Vereinigten Staaten ihren Höhepunkt erreicht und die Federal Reserve werde daher von weiteren deutlichen Leitzinserhöhungen Abstand nehmen. Diese Hoffnungen wurden am Freitag vom Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in einer kurzen, aber prägnanten Rede unbarmherzig zerstört. Powells Ankündigung einer weiter straffen Geldpolitik traf einen überraschten Aktienmarkt, der mit deutlichen Kursverlusten reagierte.

Gefahr einer Preis-Lohn-Spirale

Noch bemerkenswerter erscheint ein Beitrag von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel am Samstag. Die Europäische Zentralbank hatte die Inflation lange Zeit noch konsequenter unterschätzt als die Fed. Schnabels unmissverständliche Bemerkungen auf der Konferenz können als Ausdruck einer wachsenden Überzeugung in der EZB gedeutet werden, dass die Bekämpfung der Inflation im Euroraum endlich zügig und konsequent stattfinden sollte. Schnabel erwähnte ein Szenario, in dem eine Zentralbank, welche die Inflation einfach laufen lässt, das Vertrauen der Bevölkerung verlieren kann. In diesem Falle würde die Bekämpfung der Inflation für die Geldpolitik noch schwieriger.

Schnabels Beitrag verdeutlicht die Abwegigkeit der von manchen Ökonomen betriebenen Verniedlichung der Gefahr einer Preis-Lohn-Spirale mit Verweis auf die jüngsten, noch halbwegs moderaten Tarifabschlüsse. Für die Geldpolitik zählt aber nicht die Vergangenheit, sondern die Erwartungen der Menschen über die Zukunft. Angesichts einer Inflationsrate von mehr als 8 Prozent und der Aussicht auf weitere exorbitante Steigerungen von Energiepreisen, die im Herbst eine zweistellige Inflationsrate zur Folge haben können, bedarf es keiner blühenden Phantasie, um in einer durch Arbeitskräftemangel gekennzeichneten Situation erheblichen Lohndruck entstehen zu sehen. Dieser Lohndruck würde umso ärger, je mehr das Vertrauen in die Wiederherstellung der Preisniveaustabilität durch die Geldpolitik in Frage gestellt würde. Eine Erhöhung der EZB-Leitzinsen um mindestens 0,50 Prozentpunkte im September ist daher dringend notwendig.

Die Verantwortung für die Stabilität des gesamten Preisniveaus obliegt aus gutem Grund der Geldpolitik, die sich ihrer immensen Verantwortung gerade in schwierigen Zeiten bewusst sein muss. Die Möglichkeit eines nachhaltigen Vertrauensverlusts in die Zentralbanken erfordert konsequentes Handeln.

Regierungen können die Zentralbanken in der Bekämpfung hoher Inflationsraten nicht ersetzen, wohl aber unterstützen. In Europa, in Deutschland zumal, gehört dazu auch in schwierigen Zeiten eine kohärente Energiepolitik. Der äußerst kräftige Anstieg der für das kommende Jahr gezahlten Großhandelspreise für Gas und Strom sorgt derzeit für Aufmerksamkeit und Verunsicherung. Diese Preise sind Momentaufnahmen und müssen keinen Bestand haben, sollten aber als Aufforderung zum Handeln verstanden werden.

Vor allem aber müssen die Regierungen nicht nur wegen der Geldwertstabilität auf die Tragfähigkeit ihrer Staatsverschuldung achten. Es existiert zwar kein strenger allgemeiner Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Geldwertstabilität. Sollten die Staatsschulden aber so hoch werden, dass ihre Finanzierung dauerhaft durch die Zentralbank gesichert werden muss, werden begründete Zweifel an der Fähigkeit der Geldpolitik entstehen, für ein stabiles Preisniveau zu sorgen.

Auch die EZB muss wie die Fed in die Lage kommen, ihre riesige Bilanzsumme durch eine Reduzierung ihrer Anleihebestände eher früher als später wieder zurückzufahren. Auch wenn so manche Regierung dies nicht akzeptieren mag: Schuldenregeln sind kein lästiger Ballast.

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