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#König Roger ohne Reich

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König Roger ohne Reich

Einiges deutete darauf hin, dass der Mann auf dem Tennisplatz Roger Federer war. Sein Name stand auf der Anzeigetafel und wurde immer wieder von der Schiedsrichterin erwähnt. Auch die Marke der Kleidung und das Schlägermodell legten nahe, dass es sich um den Rekord-Grand-Slam-Turniersieger aus der Schweiz handelte. Allein, dieser Mann dort auf dem Centre Court von Halle bewegte sich weniger geschmeidig als der Maestro, den man kennt.

Thomas Klemm

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Seine Aufschläge waren alles andere als präzise, die Returns harmlos, die Grundschläge fehlerhaft. Als dieser Mann im dritten Satz gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime 2:5 zurücklag, verlor er beim Seitenwechsel auch noch die Contenance, kauerte auf dem Stuhl, blickte ratlos auf seinen Schläger. Einen Roger-Federer-Ähnlichkeitswettbewerb hätte dieser Mann an diesem Mittwoch nicht mit Sicherheit gewonnen.

Doch er war es wirklich. Der alte Bekannte. Der mutmaßlich beste Rasenplatzspieler der Geschichte. Der achtmalige Wimbledon-Champion und zehnmalige Turniersieger im ostwestfälischen Halle, wo sogar eine Allee nach ihm benannt ist. Nach der 6:4-, 3:6-, 2:6-Niederlage gegen Auger-Aliassime schon im Achtelfinale wirkte Roger Federer wie ein König, der die Kontrolle über sein Herrschaftsgebiet verloren hatte. Er selbst erkannte sich am wenigsten wieder. „Ich hatte keine gute Einstellung und wurde negativ. Darauf bin ich nicht stolz.“ Beim letzten Seitenwechsel, so bekannte der 39-Jährige, sei ihm die ganze Schwierigkeit seines Comebacks in den Sinn gekommen.

An diesem Tag zu gut für Federer: der Kanadier Felix Auger-Aliassime


An diesem Tag zu gut für Federer: der Kanadier Felix Auger-Aliassime
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Bild: EPA

So viele Selbstzweifel waren ungewohnt, aber berechtigt. Nach zwei Knieoperationen 2020 und mehr als einem Jahr Pause hatte der Schweizer sein ganzes Tun und Lassen auf die Rasensaison ausgerichtet. Nach der Rückkehr im März verlor er in Doha sein zweites Spiel, legte dann eine zweimonatige Trainingspause ein und scheiterte in Genf gleich zum Auftakt abermals an einem Gegner, der in der Weltrangliste weit von Federers achtem Rang entfernt liegt.

Um auf Rasen in Halle und vor allem demnächst in Wimbledon fit zu sein, hatte sich Federer jüngst nach drei Siegen vom Grand-Slam-Turnier in Paris zurückgezogen und war früh nach Ostwestfalen gereist. Nach dem ersten Training auf Rasen hatte er behauptet, der Spaß sei ebenso zurück wie die Automatismen. Den Ball früh nehmen, ihn oft unterschnitten spielen, das habe sich sofort „natürlich“ angefühlt, sagte der Schweizer vor Turnierstart. Einige Tage später wusste er besser, dass lustvolle Trainingseinheiten keine Matchpraxis ersetzen können.

Federer muss sich sammeln

Was das wohl heißt für sein angestrebtes Wimbledon-Comeback, zwei Jahre nach der Finalniederlage gegen Novak Djokovic, einer der schmerzlichsten seiner Karriere? Nach dem letzten Ballwechsel gegen den 19 Jahre jüngeren Auger-Aliassime ließ sich der Schweizer zweieinhalb Stunden Zeit, eher er sich der Öffentlichkeit stellte.

Er musste sich sammeln, wollte sich zunächst mit Trainer und Familie beraten, bevor er womöglich „falsche Dinge“ sage. Was das Falsche wohl gewesen wäre: Mir reicht’s? Oder: Das mit Wimbledon und so weiter sollten wir vergessen? Was er tatsächlich sagte: Er müsse jedes Match als „Information“ sehen und herausfinden, was vor sich gehe.

Dass die Souveränität nicht von heute auf morgen zurückkehrt, das wusste Federer selbst. Aber ob er es wahrhaben wollte? Es hatte ja bisher immer so wunderbar geklappt, vor allem, als er nach einem halben Jahr Zwangspause Anfang 2017 zurückkehrte, sofort die Australian Open gewann und einige Monate später auch in Wimbledon.

Nun aber steht er kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag, und die Zeichen mehren sich, dass ihm selbst sein Rasen-Reich entgleitet. Wehmut macht sich schon unter Profikollegen breit. „Ich würde ihn gerne wieder gewinnen sehen“, sagte Jan-Lennard Struff. Alles andere, so der deutsche Davis-Cup-Profi, finde er „merkwürdig“.

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