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#Kolumne „Nine to Five“: Homeoffice mit Haustier

Kolumne „Nine to Five“: Homeoffice mit Haustier

Schaltet sich S. in die Konferenz ein, schaltet er neuerdings die Kamera aus. S.’ Frau ist im Tierschutz engagiert und hat wieder zwei Kaninchen aus einem winzigen Quälkasten gerettet. Seitdem sitzt S. in einer Art Käfigbüro. Die Wohnung ist klein, immerhin gibt es ein Arbeitszimmer, das schon vor der Pandemie finanzamtsgerecht professionell ausgestattet war, mit Druckertisch, Aktenschränken, ergonomischem Bürostuhl. So in etwa gehobener Ikea-Durchschnittsstyle. Das ist passé.

Sein Schreibtisch ist von einem zusammensteckbaren Gitterzaun umgeben, der im Zoofachhandel als Freilaufgehege verkauft wird, in Plastikboxen türmen sich Einstreu und Heu. Geplant war das alles nicht. Aber „Flöckchen & Co“ sind Notfälle, sitzen in Quarantäne und haben aktuell keine Chance mehr, ein Winterfell zu entwickeln, um draußen mit der Kaninchenrotte im Freigehege vergesellschaftet zu werden. S.’ Frau hat einen doppelstöckigen Käfig, Modell „Pharao“, aufgetrieben. Die Tiere, die sich bisher nur in einer Art Schuhkarton um die eigene Achse drehen konnten, lernen laufen, arbeiten sich die Treppenrampe hinauf und hinab und nehmen während ihrer Freigänge gutgelaunt das Büro auseinander. Kaninchen knabbern nun mal alles an, kraxeln auf alles hoch, um sich einen Überblick zu verschaffen, und machen für scheue Fluchttiere ordentlich Lärm, hat S. festgestellt. Vor allem betteln sie kulleräugig und herzallerliebst hinter der Käfigtür, um hinausgelassen zu werden. S., der sich gern auf seine Prinzipien beruft, macht dann das Törchen auf.

Improvisiert hat das Paar schon in der Elternzeit. Da wuselten die Zwillinge durchs Büro, während Laptop und Drucker im Laufstall sicher geparkt waren. Die Einjährigen hatten lautstark klargemacht, dass sie sich darin nicht einpferchen ließen. Einmal hat S. übrigens verbaselt, die Kamera auszuschalten. Wie das Leben so spielt, hat er intime Einblicke in sein Arbeitsleben hinter Gittern samt Karnickel im Freilauf ausgerechnet dem testosterongesteuerten Mandanten gewährt, stolzer Besitzer eines nicht minder stolzen repräsentativen Rhodesian Ridgeback, der, wie sein Herrchen gerne erwähnt, ursprünglich in Südafrika zur Löwenjagd eingesetzt wurde. „Das sind reinrassige Löwenkopfkaninchen“, hat S. Flöckchens Ehre verteidigt. Und registriert dann freudig, dass die Frau des Mandanten, angelockt durch abfällige Häschenwitze ihres Mannes und Kläffen ihres Hundes, verstohlen auf den Konferenzbildschirm schielt und murmelt: „Wie süüüß!“

In der Kolumne Nine to Five schreiben wechselnde Autoren über Kuriositäten aus dem Alltag in Büro und Hochschule.

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