Was tun, wenn die Partnerin oder ein Arbeitskollege depressiv erscheint? Psychiater Michael Deuschle erklärt im Interview, was die ersten Schritte sind. Er schult Menschen in Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit.

Herr Deuschle, Sie sind Psychiater und bieten im Programm „Mental Health First Aid“ (MHFA) Erste-Hilfe-Kurse für psychische Gesundheit an. Stehen dabei Menschen, die ein Trauma erlitten haben, im Fokus?

Das Programm richtet sich an jeden – weil jeder in der Familie, bei Bekannten oder Kollegen auf Menschen treffen kann, denen es gerade nicht gut geht. Es sind aber nicht immer schwere Traumata, die Menschen aus dem Gleichgewicht bringen und auch ihre Angehörigen belasten. Es kann eine Alkohol-, Tabletten- oder Drogenabhängigkeit sein, genauso wie Psychosen, Depressionen oder Angststörungen. Auf diese psychischen Erkrankungen trifft man häufiger als gedacht im direkten sozialen Umfeld. Aber es kann auch sein, dass man in der U-Bahn mit einem Menschen konfrontiert wird, der gerade eine akute Psychose hat oder gesteigerte Aggressivität zeigt. Da sollte man auch helfen können.