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#Kopfüber in das kalte Wasser

Kopfüber in das kalte Wasser

Vorgeplänkel ist ihre Sache nicht. Ein Antippen reicht und Kristina Jeromin ist mitten im Thema. Das 1,5-Grad-Ziel, die Möglichkeiten von grüner Finanzierung, das Erschließen neuer Geschäftsfelder für Unternehmen im Zuge von Umweltschutz. „Diese Transformation ist ein komplexer Prozess, die klare Weichenstellung muss dringend erfolgen“, sagt Jeromin im Gespräch mit der F.A.Z. „Uns läuft die Zeit weg.“ Bei einem Gespräch mit der 37-Jährigen hat man besser eine gute Kondition, es bleibt nur wenig Zeit zum Durchatmen.

Inken Schönauer

Inken Schönauer

Redakteurin in der Wirtschaft, verantwortlich für den Finanzmarkt.

Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Sustainable Finance. Das sind ihre Herzensthemen, das ist ihr Job. Seit 2009 ist sie bei der Deutschen Börse beschäftigt, ist verantwortlich für den Bereich der Nachhaltigkeit bei dem Dax-Konzern. Ihr Engagement geht inzwischen weit über ihre Arbeit bei der Börse hinaus. Sie hat das Green and Sustainable Finance Cluster Germany mit aufgebaut, bei dem ganz verschiedene Partner sich zum Thema Nachhaltigkeit zusammengetan haben.

Gesprächspartner schätzen ihre Durchsetzungs- und Willenskraft

Das Cluster ist Ideengeber, Interessengemeinschaft, Anlaufstelle rund um das Thema des unaufhaltsamen Trends der Nachhaltigkeit. Dieses Wort des Trends mag Jeromin gar nicht. „Die Nachhaltigkeit hat die Trendphase schon lange verlassen“, sagt sie. Ursprünglich gab es in Hessen verschiedene Initiativen dazu. Im April 2018 bündelten die Deutsche Börse, die sich als „Marktplatz der Unternehmen“ in einer besonderen Verantwortung für den Fortschritt der Nachhaltigkeit sieht, und das hessische Wirtschaftsministerium ihre einzeln aufgesetzten Initiativen. Jeromin führt das Cluster mit ihrem Geschäftsführer-Kollegen Karsten Löffler.

Die gebürtige Hessin sitzt auch im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung. Seite an Seite sitzt sie dort mit dem Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, der dieses Thema seit seinem Amtsantritt besonders hoch auf seine politische Agenda gesetzt hat. Noch immer nicht hoch genug, findet Jeromin. Vieles geht ihr oft nicht schnell genug, noch viel mehr geht ihr nicht nachhaltig genug. Jeromin mag die Diskussion zwischen den verschiedenen Interessengruppen, sie wirbt immer für den Austausch von Argumenten.

Ihre Gesprächspartner schätzen ihre Durchsetzungs- und Willenskraft. Wer Podien und Diskussionen zu diesem Trendthema besetzen will, kommt zwangsläufig auf die 37-Jährige. Oft sitzt sie dort mit Sabine Mauderer, die als Vorstand der Bundesbank die Nachhaltigkeit betreut und ebenfalls mit viel Energie vorantreibt. „Über die gemeinsamen Auftritte haben wir schon oft gelacht“, sagt Jeromin. „‘Und? Auch wieder da?‘“

Sicher ist gar nichts

Nun wagt Jeromin den Sprung in sehr kaltes Wasser. Sie will in die Politik. Zum Ende des Jahres hat sie ihren Arbeitsplatz bei der Deutschen Börse gekündigt und kandidiert für einen Listenplatz der hessischen Grünen für die kommenden Bundestagswahlen. Nichts davon ist sicher. Nicht, dass Sie einen attraktiven Listenplatz erringt und noch weniger, dass sie über diese Liste tatsächlich in den nächsten Bundestag der Bundesrepublik Deutschland einzieht. Sicher ist nur die Kündigung bei der Deutschen Börse. Warum tut sie das?

Sie scheut neue Wege nicht. Schon die Stelle beim Finanzunternehmen Deutsche Börse sei für sie als Philosophin ja nun alles andere als eine natürliche Fügung gewesen. Die studierte Philosophin und Politikwissenschaftlerin ist seit über zehn Jahren bei der Deutschen Börse – es ist ihr erster Arbeitgeber, seit sie die Universität Mainz verlassen hat. „Es ist Zeit für einen Perspektivenwechsel und neue Gestaltungsspielräume.“ Ob Schule oder Studium, Jeromin hat stets auch Verantwortung übernommen, sie war Schülersprecherin und im Fachschaftsrat. Der Gang in die Politik scheint da vielleicht nicht zwangsläufig, aber eben doch auch nicht abwegig.

Quereinsteiger haben es nicht leicht

Aber gleich in das Haifischbecken des Berliner Politikbetriebs, bei dem Quereinsteiger nicht den leichtesten Start haben dürften? „Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe und der damit einhergehenden Verantwortung“, sagt Jeromin. Ihr sei völlig klar, dass – so es denn klappt – viel Unbekanntes auf sie zukommt. Es gehe ihr darum, mit ihren Erfahrungen einen Beitrag zu leisten, dabei zu unterstützen, dass der Aufbau einer zukunftsfähigen Ökonomie gelingt. „Mich reizt der politische Diskurs.“ Jeromin will dorthin, wo die Entscheidungen dann auch getroffen werden. Sie will weg von der reinen Diskussion, hinein in die entscheidenden Gremien. Dass sie das für die Grünen versucht, liegt nahe. Sie ist dort Parteimitglied und aus der Partei sei dann auch die Anfrage gekommen, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen könne. „Der Gedanke, mich politisch zu engagieren, beschäftigt mich schon länger, daher war der Entscheidungsprozess kurz.“

Eine mögliche Karriere im Bundestag würde Pendelei zwischen der Hauptstadt und ihrer Heimat Hessen bedeuten. Immer wieder berichten Berufspolitiker von den Strapazen des Alltags in der Berliner Blase. „Ich bin schon jetzt viel unterwegs und habe ein tragfähiges Netzwerk aus Familie und Freunden auch in Berlin, das schreckt mich nicht.“ Und was das Gewimmel in Berlin angeht: „Ich kann die Tür gut hinter mir zu machen.“

Quereinsteiger in der Politik sind selten, schon die Bewerbung auf den Listenplatz ist kein Selbstläufer. Was passiert, wenn der Traum platzt, bevor er überhaupt angefangen hat? „In den letzten Jahren habe ich gelernt, meine ganze Kraft immer auf den nächsten konkreten Schritt zu konzentrieren. Ich mag keine halben Sachen“, sagt Jeromin.

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