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#Kritik an der Coronapolitik, reaktionär-katholische Kreise und eine offene Frage – Gesundheits-Check

Kritik an der Coronapolitik, reaktionär-katholische Kreise und eine offene Frage – Gesundheits-Check

Dass die Querdenker-Szene nicht nur ein kleiner Kreis von Spinnern um Leute wie Sucharit Bhakdi, Bodo Schiffmann, Michael Wendler oder Attila Hildmann ist, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Zu ihrer Corona gehören auch ansonsten in der Mitte der Gesellschaft beheimatete Leute wie wie die Kabarettistin Monika Gruber, der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki oder der Schauspieler Volker Bruch. Oder Sahra Wagenknecht. Wobei man über deren Nähe zur gesellschaftlichen Mitte natürlich streiten kann, aber zur „besseren Gesellschaft“ gehören sie und ihr Mann auf jeden Fall. Und auch die Anthroposophen und andere Kreise des Denkens mit alternativen medizinischen Fakten stehen eher „mitten in der Gesellschaft“.

Eine Ecke, in die man bisher nicht allzu viel gesehen hat, sind christliche Fundamentalisten. In den USA sind sie präsent und verschaffen sich, wenn es sein muss, selbst über terroristische Aktionen Gehör. Hierzulande segeln sie eher im Windschatten medialer Aufmerksamkeit. Gottseidank. Auch auf Gesundheits-Check waren sie kaum je Thema, vielleicht mal, wenn der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera ihnen wieder ein homophobes oder frauenfeindliches Interview gegeben hat.

Aber sie sind da. Nicht nur die „Christen stehen auf“. Bei der rechtskatholischen Zeitung „Die Tagespost“ ist jetzt ein Beitrag zur Coronapolitik erschienen, den eine illustre Autorengruppe zeichnet. Er war zunächst in die Szene gestreut worden und z.B. von Harald Walach veröffentlicht worden. Der Text hat also auch den Segen von Hogwarts an der Oder. Erstautor ist der Labormediziner Paul Cullen, ein „Lebensschützer“, der Leben lieber schützt, bevor es an Covid-19 sterben kann: er ist Abtreibungsgegner. Mit dabei: Karl-Heinz Jöckel, ein renommierter Epidemiologe im Unruhestand, Ulrich Keil, ebenfalls Epidemiologe von Ruf, ebenfalls im Unruhestand, einst aufrechter Kämpfer gegen den Passivrauchqualm, Angela Spelsberg, die Partnerin von Keil und Ex von Karl Lauterbach, so dass deren Positionierung vielleicht auch verständliche biografische Akzente hat, und Andreas Stang, der Nachfolger Jöckels auf dem Epidemiologie-Lehrstuhl in Essen, zuletzt an einigen etwas tendenziösen Publikationen zu Corona beteiligt, vorher des Querdenkens unverdächtig.

Wie Wolfgang Wodarg in seinen gemäßigten Anfangszeiten als Querdenker reihen sie vernünftige Kritikpunkte und schräge Thesen aneinander. Eine Auswahl aus der Abteilung Schräges:

„Es gibt weder ein Recht auf ein Leben in Gesundheit noch eines auf die Abwesenheit von Krankheit.“

„Nach dem neu eingeführten §28 b des Infektionsschutzgesetzes gelten seit dem 22. April 2021 offensichtlich nur noch diejenigen als „gesund“, die den Nachweis geimpft oder genesen vorweisen können.“

„Bei dem im Grundgesetz verbrieften Recht auf körperliche Unversehrtheit (GG, Art. 2 Abs. 2) handelt es sich nicht um ein Positivrecht („steht mir zu“), sondern vielmehr um ein Abwehrrecht („lass mich in Ruhe“) gegenüber dem Staat. Daher darf der Staat keine medizinischen Maßnahmen wie z.B. Zwangsimpfungen verhängen, wenn das Individuum dies ablehnt (…).“

„Die staatlichen Organe wurden durch § 5 Abs 1 und insbesondere §28 a-c Infektionsschutzgesetz zu Vollstreckern einer globalen Pandemie-Bekämpfung gemacht. Damit handeln sie gegen das Grundgesetz (…).“

„Auch eine oft angeführte zukünftig drohende Überlastung des Gesundheitssystems rechtfertigt per se keine gravierenden Grundrechtseinschränkungen.“

Dem Schlussappell der Autoren – „kehren [wir] zurück zum vernünftigen, abwägenden Denken und Handeln in der Politik und bei der Gestaltung unseres individuellen Lebens“ – wird man nicht widersprechen wollen. Er wäre leichter anzunehmen, wenn ihm nicht halbgare Thesen vorangestellt wären und wenn damit die Perspektive einer Problemlösung verbunden wäre. Dieses Papier transportiert aber nur den bekannten Vorwurf der Querdenkerszene: Die Regierung hat mit ihren Maßnahmen überzogen, sie hat gegen das Grundgesetz verstoßen und all das wäre nicht nötig gewesen. So muss man sich fragen, was dieses Papier bezweckt, was man sich von einem rechtskatholischen Publikationsort erhofft, warum gerade dieses Publikum in dieser wenig vernünftigen, so gar nicht abwägenden, vielmehr agitatorischen Form angesprochen wird.

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