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#Sind die Hausärzte überfordert?

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Sind die Hausärzte überfordert?

Die Praxis von Gerd Appel liegt im Zentrum von Kassel, in einem Ärztehaus zwischen Hauptbahnhof und dem Stadtpark Karlsaue. Die Straßenbahn hält gleich vor der Tür, im Erdgeschoss hat sich eine Apotheke angesiedelt, eine typische Großstadtpraxis. Zusammen mit zwei Kolleginnen behandelt der Allgemeinmediziner etwa 2000 Patienten im Quartal. Die drei Ärzte waren schon ausgelastet, bevor sich Corona im Land ausbreitete. Bevor Hunderte Patienten anriefen, weil sie so schnell wie möglich gegen das Virus geimpft werden wollen. Und genau da ist das Problem.

„Ich stecke als Hausarzt in einem unlösbaren Konflikt“, sagt Appel. Zwar möchte er so vielen Patienten wie möglich helfen, sich gegen Corona zu schützen. „Andererseits habe ich auch einen Versorgungsauftrag gegenüber meinen Patienten zu erfüllen und soll und muss wirtschaftlich arbeiten.“ Beides zusammen, lässt Appel durchblicken, geht einfach nicht.

Auf den rund 55.000 Hausärzten in Deutschland lasten gerade immense Erwartungen, die bald sogar noch steigen dürften. Sie sollen nicht nur die medizinische Versorgung der Bürger im Alltag sicherstellen, sondern nun auch im Kampf gegen Corona den entscheidenden Unterschied machen.

Wenn es darum geht, den Corona-Impfstoff in die Oberarme der Republik zu bekommen, setzten Bund und Länder bisher vor allem auf die Impfzentren. Etwa 400 von ihnen gibt es bundesweit. Sie bekamen zunächst jede verfügbare Dosis Impfstoff, nach dem Einstieg der Hausärzte in die Impfkampagne Anfang April haben sich die Kräfte langsam angeglichen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums gehen in dieser Woche jeweils rund 2,4 Millionen Dosen Impfstoff sowohl an die Zentren als auch an die Hausärzte. Doch das ändert sich bald. Während die geplanten Lieferungen an die Impfzentren konstant bleiben, sollen die Haus- und Betriebsärzte im Juni deutlich mehr Impfstoff bekommen und die Zentren erstmals klar überholen. Das Ministerium von Jens Spahn (CDU) rechnet mit 3,4 Millionen Einheiten in der ersten Juniwoche und mit mehr als 3,7 Millionen in der letzten.

Wie genau die Dosen zwischen Haus- und Betriebsärzten verteilt werden, geht aus der Aufstellung nicht hervor. Doch es ist wahrscheinlich, dass die Hausärzte mehr Impfstoff bekommen werden als jetzt. Zudem wird am 7. Juni die Priorisierung bei der Impfung komplett aufgehoben, so haben es Bund und Länder kürzlich beschlossen. Es hängt also eine Menge an den Hausärzten. Können sie das schaffen?

Fünf Millionen Impfungen jede Woche

Wenn es nach der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geht, steht das außer Frage. „Die Kapazität der Praxen liegt bei fünf Millionen Impfungen pro Woche“, rechnet Stephan Hofmeister vor. Das wären im Mittel 91 Impfungen pro Hausarztpraxis und Woche. Der stellvertretende Vorsitzende der Ärztevereinigung ist selbst Allgemeinmediziner, hatte lange eine eigene Praxis in Hamburg.

Dass die niedergelassenen Mediziner derzeit nur etwa halb so viele Spritzen setzten, liege an Engpässen beim Impfstoff – und nicht etwa daran, dass die Praxen nicht mehr schafften, sagt Hofmeister. Doch er bestätigt auch, dass es für die Praxen ein immenser Aufwand sei, die Patienten gezielt zur Impfung einzubestellen. Vor allem, wenn – wie derzeit – oft nicht klar ist, wie viele Einheiten am Ende tatsächlich geliefert werden. „Dann geht das wilde Telefonieren los, und Termine müssen abgesagt oder umgebucht werden“, sagt er. Das mache Patienten wütend, die Auseinandersetzungen mit ihnen kosteten Zeit und Nerven. „Ich will nicht ausschließen, dass der eine oder andere Arzt sagt, das mache ich nicht mehr mit.“

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