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#Lager bilden hilft nicht

Lager bilden hilft nicht

Im vergangenen Jahr wurde die Wissenschaftsjournalistin Mai-Thi Nguyen-Kim als „Stimme der Aufklärung“ über das Coronavirus bekannt; der Bundespräsident zeichnete sie mit dem Bundesverdienstkreuz aus, Angela Merkel zitierte sie im Bundestag. Schon lange davor produzierte Mai-Thi Nguyen-Kim auf Youtube das Wissenschaftsformat „maiLab“, mit dem sie ein Millionenpublikum erreicht. Ab 1. April wird sie für das ZDF tätig sein. Die promovierte Chemikerin, die ihre Doktorarbeit an der RWTH Aachen, der Harvard University und dem Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung schrieb, veröffentlicht jetzt das Buch „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ über Streitfragen, die unsere Gesellschaft prägen – und fordert dazu auf, nicht weniger zu streiten, sondern besser.

Ihr Buch heißt „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ – was verstehen Sie darunter?

Wir alle erleben seit einem Jahr sehr deutlich, wie unsere Gesellschaft auseinanderdriftet. Auch vor Corona war dieser Prozess erkennbar, wenngleich nicht so emotional aufgeladen wie jetzt. Aber auch wenn es um die Klimakrise geht, liegen die Überzeugungen darüber, was wahr ist und was nicht, zum Teil weit auseinander. Wir müssen als Gesellschaft zueinanderfinden und sehen, was wirklich ist. In dem Buch nehme ich mir verschiedene Themenbereiche vor und zeige, was wissenschaftlich plausibel ist, gehe der Frage nach, auf welche „kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ wir uns einigen können.

Nun ist es aber doch gerade in den letzten 12 Monaten so gewesen, dass wir täglich Stimmen aus der Wissenschaft gehört und uns als Gesellschaft mit wissenschaftlichen Inhalten beschäftigt haben. Trotzdem gibt es Menschen, die Corona leugnen – oder den Klimawandel, um bei Ihren Beispielen zu bleiben.

Stimmt. Hätten Sie mich vor einem Jahr gefragt, was müssen wir tun, um Menschen klarzumachen, dass es keine Alternative zu Fakten gibt, hätte ich gesagt: Am besten hören wir tagtäglich Stimmen aus der Wissenschaft. Aber ich hatte ein zu idealistisches Bild davon, was so bewirkt werden kann.

Und jetzt?

Grundsätzlich ist meine Lehre aus dem letzten Jahr: Wir brauchen mehr Dolmetscher – und damit meine ich Experten, Wissenschaftsjournalisten –, um komplexe Inhalte verständlich zu vermitteln und Informationen, den Wust an immer neuen Nachrichten, in das größere Bild einzuordnen.

Woran hat es am meisten gefehlt?

Besser zu erklären, mit welcher Methodik Daten erhoben wurden und was sie aussagen können.

Was ist das größte Missverständnis in der Wissenschaftskommunikation, wenn Sie auf die letzten 12 Monate blicken?

Es gibt leider einige, aber ich möchte vorher noch etwas zur Methodik und ihrer Bedeutung sagen.

Ja?

Wichtig ist eine saubere Trennung zwischen Debatten innerhalb der Wissenschaft und solchen, die in der Gesellschaft darum kreisen. Wir erleben in Echtzeit mit, wie die Wissenschaft versucht, den Umgang mit einem hochansteckenden Virus zu finden, während wir alle zuschauen. Und wir alle haben ja erlebt, dass wissenschaftliche Debatten sich im letzten Jahr mit gesellschaftlichen Debatten vermischt haben, sie folgen aber unterschiedlichen Prinzipien. In der Wissenschaft geht es um den wissenschaftlichen Konsens als Navigationspunkt, nicht darum, wie sehr man etwas als zustimmungswürdig empfindet.

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