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#Lauter Freudentränen

Lauter Freudentränen

Auf die Frage nach den herausragenden Geigern des zwanzigsten Jahrhunderts werden weithin die Zöglinge der russischen Schule genannt. Hingegen ist den Vertretern der vormals dominanten franko-belgischen Schule der „Aufstieg auf den Ruhmesgipfel“ nicht gelungen. Die „Eleganz, die Verfeinerung und der Charme des französischen Stils“ sei, so schreibt Boris Schwarz, einst erster Geiger in dem von Arturo Toscanini geleiteten NBC Symphony Orchestra in seiner Interpretationsgeschichte „Great Masters of the Violin“, ersetzt worden durch „den bohrenden Schwung, die Brillanz und Sinnlichkeit“ russischer Virtuosen.

Der vor hundert Jahren in Belgien geborene Arthur Grumiaux, der seine Karriere – bedingt durch die Zeitläufte – erst in nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen konnte, fand seinen Platz nicht auf dem Olymp der Stars, sondern in einem Raum, an dessen Tür das Wort steht: „For Connaisseurs only“. Es war ein Kenner höchsten Ranges, der Grumiaux den Vorzug vor allen anderen Geigern gab: „Ich liebte alles, was er tat, weil es immer interessant, voller Wärme und wahrhaftig war.“ Der Laudator kam aus der russischen Schule: Nathan Milstein.

Ein anderer Kenner höchsten Ranges sprach ohne Scheu vor Übertreibung vom „schönsten Ton, der jemals auf der Geige verwirklicht worden ist“: der englische Dirigent Colin Davis, der mit dem London Symphony Orchestra und Grumiaux zu Beginn der Stereo-Ära die Violinkonzerte von Wolfgang Amadé Mozart (KV 207, 211, 216, 218, 219) aufgenommen hat. Wenige Jahre zuvor hatte Grumiaux den Zyklus bereits mit den Wiener Symphonikern unter Bernhard Paumgartner eingespielt. In einer Zeit, in der das Banner der „historisch informierten Aufführungspraxis“ geschwenkt wird, gewinnen diese von Grumiaux hinterlassenen Mozart-Aufnahmen den Reiz klassischer Eleganz. Die ergreifende seelische Wirkung seiner noblen Expressivität spricht aus einem tief empfundenen Lob des Komponisten Francis Poulenc: „Einige Sekunden lang erlebte ich das große, ganz seltene Glück, Tränen der Freude zu vergießen.“

Diese Mozart-Aufnahmen sind nun Teil einer umfangreichen Gedenkedition für Grumiaux, die dessen Aufnahmen für die Firma Philips neu bei Decca (Universal Music) herausbringt. Die mit den Violinkonzerten Mozarts im Detail Vertrauten mögen überrascht gewesen sein über das Statement, das Grumiaux im G-Dur-Konzert KV 216 mit der Kadenz abgegeben hat. Er wählte nicht die weithin gebrauchte und etwa hundert Jahre später entstandene Kadenz von Joseph Joachim, sondern die des Gründungsvaters der franko-belgischen Schule: Eugène Ysaÿe, bei dessen Schüler Alfred Dubois er studiert hat.

Arthur Grumiaux, geboren am 21. März 1921 im belgischen Villers-Perwin, schloss seine Ausbildung am Konservatorium von Charleroi mit einem Doppel-Diplom ab: für Violine und Klavier. Zeugnis dieser Doppelbegabung sind Aufnahmen von Mozarts Sonate in Es-Dur KV 481 und von Johannes Brahms’ Sonate in A-Dur Opus 100. Die Violin- und die Klavierstimme wurden im Studio übereinandergelegt.

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