In Schanghai ist ein Bewohner eines Altenheims bei lebendigem Leibe in einen Leichensack gesteckt und in einen Leichen­wagen gebracht worden. Der Fehler fiel erst auf, als er nochmals aus dem Wagen auf eine Trage gehoben wurde und sich dabei offenbar bewegte. Der Zwischenfall wurde offenbar zufällig von einem Anwohner gefilmt. Sein Video ging viral und rief einen Sturm der Empörung hervor.

Die zuständige Bezirksverwaltung von Putuo teilte am Dienstag mit, dass Ermittlungen gegen sechs Personen eingeleitet worden seien. Der Leiter des Altenheims sei entlassen worden. Dem beteiligten Arzt, der den Totenschein ausgestellt hatte, wurde die Lizenz entzogen. Ebenfalls entlassen wurden zwei Verantwortliche der Sozialbehörde. Laut „Volkszeitung“ befindet sich der für tot erklärte Mann in einem stabilen Zustand.

Auf dem Video ist zu sehen, wie einer der Beteiligten den Leichensack öffnet und dabei feststellt, dass der Mann noch am Leben ist. Eine Altenpflegerin schließt daraufhin den Sack wieder und geht weg, um sich mit Kollegen zu besprechen. Laut Berichten lobte das Leichenschauhaus seine Mitarbeiter dafür, dass sie den Irrtum entdeckt hätten. Sie hätten eine Belohnung von umgerechnet 700 Euro bekommen.

Die Vorkommnisse erschüttern wieder einmal das Vertrauen in die Schanghaier Behörden, das angesichts des seit mehr als vier Wochen anhaltenden Lockdowns ohnehin auf einem Tiefpunkt ist. Zudem verstärkt der Zwischenfall die Sorge über die Zustände in den Altenheimen der Stadt angesichts der hochansteckenden Omikron-Variante. Die Zahl der Neuinfektionen in Schanghai sank am Dienstag auf 5669. In Peking kündigten zwölf der 16 Stadtbezirke unterdessen an, in dieser Woche alle Bewohner weitere dreimal auf das Coronavirus testen zu wollen. Mithilfe solcher ­Massentests hoffen die Behörden, einen vollständigen Lockdown wie in Schanghai vermeiden zu können. Zahlreiche Wohngebiete in der Hauptstadt sind dennoch abgeriegelt.