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#Lebenslang für Mörder von französischer Holocaust-Überlebender

Lebenslang für Mörder von französischer Holocaust-Überlebender

Das Schicksal der 85 Jahre alten Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll hat Frankreich erschüttert. Die gebrechliche, wehrlose Frau wurde in ihrer Pariser Wohnung im März 2018 mit elf Messerstichen getötet, weil sie Jüdin war. Das antisemitische Motiv der beiden Angeklagten stand im Mittelpunkt des Strafprozesses in Paris, der am Mittwoch nach zwei Wochen zu Ende gegangen ist. Der 32 Jahre alte Hauptangeklagte muss laut der Zeitung Le Monde lebenslang in Haft, der sieben Jahre jüngere Mitangeklagte für 15 Jahre ins Gefängnis. Die Mutter des Täters wurde wegen Vernichtung von Beweismitteln zu drei Jahren verurteilt, zwei davon auf Bewährung. Sie muss nicht ins Gefängnis, sondern eine elektronische Fußfessel tragen.

Für Staatsanwalt Jean-Christophe Muller markiert der Mord an der Holocaust-Überlebenden das dramatische Ende gutnachbarlicher Beziehungen zwischen jüdischen und muslimischen Bürgern in Paris. Wenn der Prozess zu etwas dienen solle, dann zu einem neuen Bewusstsein für die Herausforderung durch den Antisemitismus, der von der islamistischen Ideologie ausgehe, betonte der Staatsanwalt.

Ein „besonders barbarischer Mord“

Täter und Opfer seien einander nicht fremd gewesen. Der Hass sei nicht durch Unkenntnis über die Religion und die Lebensbedingungen des anderen entstanden. „Sie lebten in der gleichen Gesellschaft, im gleichen Wohnblock, unter ähnlichen sozio-ökonomischen Bedingungen“, sagte Muller. Diesen Umstand müsse man gründlich analysieren.

Antisemitismus sei in der Geschichte Frankreich immer wieder aufgeflammt. Fortan habe die Gesetzgebung das Motiv des Antisemitismus integriert. Der Staatsanwalt plädierte dafür, die antisemitische Motivation des Hauptangeklagten Yacine Mihoub als straferschwerend zu berücksichtigen. Er forderte lebenslange Haft und eine anschließende Sicherheitsverwahrung von 22 Jahren für den heute 32 Jahre alten Mann, der einen „besonders barbarischen Mord verübt hat“.

Obwohl Mihoub bis zuletzt leugnete, mit dem Messer auf die an Parkinson leidende Nachbarin losgegangen zu sein, sah der Staatsanwalt die Schuld als erwiesen an. „Mihoub lügt“, sagte Muller. Die wechselnden Beschreibungen des Tathergangs seien nicht schlüssig gewesen.

Er verwies auf die von Mihoub geäußerten Vorurteile gegen Juden, die alle reich seien, die Medien und die Politik kontrollierten. In seiner Haftzelle hatte Mihoub zudem aus Bewunderung den Namen Amédy Coulibalys an die Wand geschrieben, der am Morgen des 9. Januar 2015 einen jüdischen Supermarkt überfallen und vier Franzosen jüdischen Glaubens erschossen hatte.

Ein Glas Portwein vor dem Mord

Der Staatsanwalt forderte für die Mutter des Hauptangeklagten, Zoulikha Khellaf, ebenfalls die Höchststrafe dafür, dass sie die Beweismittel vernichtet hatte. Er verlangte drei Jahre Freiheitsentzug ohne Bewährung für die 59 Jahre alte Mutter. Sie habe die Flasche Portwein, das Glas und das Mobiltelefon Mireille Knolls weggeworfen, um Beweise verschwinden zu lassen. Während das Gericht im Falle des Haupttäters dem Staatsanwalt folgte, fielen die Strafen für dessen Mutter und den Mittäter milder aus als gefordert.

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Die gesellige alte Dame hatte den Nachbarn in ihrer Wohnung ein Glas Portwein eingeschenkt, bevor er vermutlich nach einem Streit zum Thema die Juden und das Geld mit dem Messer auf sie losging. Mit ihrem Vorgehen habe Khellaf die Aufklärung des Verbrechens erschwert, sagte der Staatsanwalt. Gegen den zweiten Angeklagten, den 26 Jahre alten Alex Carrimbacus, hatte er 18 Jahre Haft und eine Sicherheitsstrafe von neun Jahren gefordert.

Carrimbacus habe nicht den Mord begangen, aber eine besonders abscheuliche Form des Diebstahls. Er habe Knoll versucht auszurauben, „eine Tote, deren Leichnam noch warm war.“ Er habe allerdings nicht viel gestohlen, weil es nur wenig zu stehlen gab. Zudem habe er Mihoub das Feuerzeug gegeben, damit dieser die Wohnung in Brand setzen könne.

Die beiden Söhne Mireille Knolls haben in einem Brief an Bildungsminister Jean-Michel Blanquer vorgeschlagen, jeweils am Todestag ihrer Mutter am 23. März in allen Schulen ein Bildungsprojekt gegen Antisemitismus und Rassismus zu organisieren. Der Mordfall markiert das Ende einer gewissen gesellschaftlichen Indifferenz angesichts des Antisemitismus. Mehrere zehntausend Franzosen versammelten sich in Paris zu einem „weißen Marsch“.

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