Nachrichten

#Lieber nicht die Lippen bewegen

Lieber nicht die Lippen bewegen

Das vom ägyptischen Präsidenten und früheren Generalstabschef Abd al-Fattah al-Sisi autoritär geführte Regime steht schon seit einigen Jahren massiv in der Kritik. Mit geschätzten sechzigtausend politischen Gefangenen dürfte es zu den repressivsten Regierungen gerechnet werden, die das Land am Nil je hatte. Kritisiert wird die Menschenrechtslage in Ägypten besonders auch von Washington, das seit Jahrzehnten Kairo vor allem im Militärbereich unterstützt. Auf die immer lauter werdenden amerikanischen Einwände hat das Sisi-Regime nun reagiert und vor zwei Wochen eine für das Land, zumindest vom propagierten Anspruch her, präzedenzlose Menschenrechtskampagne gestartet.

Initiatorin ist die staatliche Ständige Hohe Kommission für Menschenrechte – im November 2018 war auch sie auf internationalen Druck entstanden. Das großspurig verkündete Unterfangen ist von einem hundert Seiten starken Strategiepapier begleitet, das die Koordinaten für die nächsten fünf Jahre vorgibt. Darin ist zwar von der Notwendigkeit, in Ägypten eine „Menschenrechtskultur“ zu etablieren, die Rede und ebenso von Pluralismus und Diversität. Konkret dem Recht auf freie Kultur ist jedoch nur ein kurzer Abschnitt gewidmet, in dem es heißt: „Die Freiheit des künstlerischen und literarischen Schaffens ist garantiert. Der Staat verpflichtet sich, Kunst und Literatur zu fördern und Kulturschaffende zu unterstützen.“

„Wenn du mich verlässt, trinke ich Alkohol (und rauche) Haschisch“

Wie allerdings Staatsrhetorik und gesellschaftliche Realität auseinanderklaffen, zeigt sich besonders auch im Bereich der Populärmusik. Eine der Folgen des Arabischen Frühlings in Ägypten war die allmähliche Etablierung einer alternativen Musikszene, die ihren Ursprung in den ärmeren Vierteln der Großstädte, besonders derjenigen Kairos, hat. Bei den Musikern handelt es sich um junge Männer, die als „Mahraganat-Sänger“ bezeichnet werden.

Mahraganat bedeutet in der ägyptischen Umgangssprache Festlichkeiten oder Festivals. So werden auch Hochzeiten und Straßenfeste genannt, auf denen die Karrieren der jungen Musiker häufig beginnen. Ihre umgangssprachlichen Songtexte sind nicht nur wegen ihrer Frechheit und Direktheit beliebt, sondern auch deshalb, weil sie an gesellschaftlichen Tabus rütteln und oft die Beziehungen zwischen den Geschlechtern thematisieren – von Flirts bis hin zu vorehelichem Sex. Auch Anspielungen auf Drogen- und Alkoholkonsum fehlen nicht. Zwar ist der Musikstil dieser Szene von westlichen Musikgenres und -trends wie R&B, Rap und Techno beeinflusst. Aber die Festivalsänger bleiben weitgehend der Tradition der heimischen Volksmusik treu, die sie allerdings mit modernen Instrumenten wie Synthesizer, mit deutlich schnelleren Rhythmen und schrillen Bühnenauftritten neu interpretieren. In dieser Männerdomäne sind Frauen auf der Bühne die Ausnahme – die Musiker treten gelegentlich in Begleitung bekannter ägyptischer Popsängerinnen auf, was zur Steigerung der Popularität aller Beteiligten beiträgt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!