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#Moskau in Zeiten der „Spezialoperation“

„Moskau in Zeiten der „Spezialoperation““

Wer, wie viele Russen, westliches Fast Food schätzt, hat immer noch große Auswahl. McDonald’s hat zwar geschlossen, will sich nun wegen des Ukrainekrieges ganz aus Russland zurückziehen; aber Burger King und KFC braten weiter. Ein Moskauer Familienvater, der kürzlich in Kasan war, der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan, berichtet freudig, dass dort sogar McDonald’s geöffnet gewesen sei. „Burger und Pommes schmeckten wie immer“, sagt er, im kleinen Triumph der Normalität über die politischen Wirren.

Solche Erfolge gibt es viele. Eine Fahrt durch Moskaus Vorstädte und in Einkaufszentren ergibt, dass zwar die deutsche Baumarktkette OBI geschlossen ist, aber die französischen Wettbewerber von Leroy Merlin weitermachen. Im Bereich Körperpflege sind die Läden von The Body Shop geschlossen, doch Yves Rocher bleibt geöffnet. Zu sind die Läden von Adidas, aber Turnschuhe des Unternehmens kann man in anderen Läden kaufen. Auch Apple hat Direktverkäufe in Russland eingestellt, doch iPhones sind in anderen Läden erhältlich.

In den Supermärkten sind die Regale gut gefüllt, Panikkäufe der ersten Kriegstage vorbei. Fachleute sagen, in zwei, drei Monaten, könnten sich die Lager leeren, wenn der Nachschub ausbleibe und Finanzsanktionen und Logistikprobleme durchschlügen. Unternehmen wie IKEA und Volkswagen, die ihr Russlandgeschäft eingefroren haben, schickten ihre Arbeitnehmer erst einmal in bezahlten Urlaub. In der Summe entsteht ein Bild der Normalität, an dem sich die meisten gerne festhalten.

Die „Ereignisse“ in der Ukraine

In Moskau sind die Bars und Restaurants, wie jedes Jahr in den Frühlingstagen, gut besucht. Junge Leute ziehen feiernd durch die Nacht. An manchen Gebäuden und Autos sieht man das „Z“, das Symbol des Krieges. Aber die Präsenz des Buchstabens ist bei Weitem nicht so stark, wie es die Staatspropaganda für die „Spezialoperation“ vermuten ließe. Auf einem der schicken Märkte mit Imbissen von Sushi bis Pizza, wie sie typisch für die jüngsten Moskauer Modernisierungen sind, fällt eine Frau mit weißem „Z“ auf schwarzem T-Shirt auf, als große Ausnahme.

Ein älterer Moskauer, der ob seiner kargen Rente immer weiterarbeitet, findet, dass die Leute zum Thema Krieg respektive „Spezialoperation“ schwiegen, es umgingen. Fragt man sie direkt nach dem Krieg oder vorsichtig nach den „Ereignissen“ in der Ukraine, antworten viele in Sätzen, die man aus dem Fernsehen kennt. Zum Beispiel zwei Männer, beide 40 Jahre alt, die mit ihren Kindern zu Siegesparade am 9. Mai gekommen sind. „Der Nazismus hebt wieder sein Haupt“, sagen sie, „wir müssen die Sache unserer Väter, Großväter und Urgroßväter zu Ende führen.“




Soziologen streiten mehr denn je über die Aussagekraft russischer Umfragen, jetzt, da anstelle des Autoritarismus wieder ein Totalitarismus tritt, in dem Abweichler als Landesverräter verfolgt werden. Doch offenkundig glauben viele Russen die Kriegsrechtfertigungen der Führung wirklich – so wie sie bis zu Präsident Wladimir Putins Ansprache zur „Spezialoperation“ am 24. Februar glaubten, dass die westlichen Berichte über russische Angriffspläne gegen die Ukraine „russophobe Hysterie“ seien. Der Kreml hat es in kurzer Zeit geschafft, das Narrativ von einem bevorstehenden Angriff auf den Donbass und Russland zu etablieren, dem man habe zuvorkommen müssen, um Schlimmeres zu verhüten.

Wenn Putins Medien Bilder der Zerstörung aus der Ukraine zeigen, sind für alle Schäden und Toten ukrainische „Nazis“ und westliche Strippenzieher verantwortlich. Es ist eine schlichte, verführerische Logik: Wie zu sowjetischer Zeit steht Russland für das Gute, Amerika für alles Übel. So kann man sich problemlos beispielsweise mit der Hausmeisterin über den Krieg unterhalten, das Grauen, die Unsicherheit, jeder unter seinem Vorzeichen. Nur dass sie am Ende seufzt: „Das liegt alles an Amerika!“

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