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#Luftfahrt und Tourismus fügen sich

Luftfahrt und Tourismus fügen sich

„Jetzt erst recht“, mit diesem Slogan sorgt Touristik-Urgestein Karlheinz Kögel für Aufsehen zum Thema Urlaub. Die Bundesregierung hat am Freitag drastische Reisebeschränkungen für Gebiete, in denen eine erhöhte Zahl an Coronavirus-Mutationen festgestellt wurde, beschlossen. Aus Großbritannien, Irland, Portugal, Südafrika und Brasilien ist die Einreise mit allen Verkehrsmitteln, nicht nur im Flugzeug – untersagt. Grenzkontrollen an Landstraßen wird es aber nicht geben, sondern mehr Stichprobenkontrollen, für die Autos in bis zu 30 Kilometern Entfernung von der Grenze angehalten werden.

Timo Kotowski

Kögel, der einst mit der Marke Ltur das Last-Minute-Reisegeschäft groß machte, und heute mit seinem Unternehmen HLX für Urlaubsofferten unter dem Namen von Fluggesellschaften wie Eurowings Holidays sorgt, zeigt sich derweil kämpferisch. Ein Widerspruch zur Regierung ist das allerdings nicht. Denn mit dem „erst recht“ meint Kögel nicht das Aufbrechen, sondern das Buchen – für irgendwann in der Zukunft, idealerweise in den Sommerferien. Und das will er Kunden damit schmackhaft machen, indem sie für die Eurowings Holidays vorerst nur 50 Euro  anzahlen müssen, und damit die Gebühren für eine eventuell spätere Stornierung zu abgegolten sind.

Schwere Buchungsflaute

Aktuell bricht ohnehin kaum ein Urlauber auf. Viel mehr als die geringen Einbußen durch aktuelle Verbote fürchtet die Branche den psychologischen Effekt, dass Bürger angesichts der aktuellen Mahnungen sich darauf einstellen, noch über Monate daheim zu bleiben. In der zweiten Januarwoche erreichten nach Daten des Tourismusmarktforschers TDA die Buchungsumsätze für alle Reisezeitpunkte zusammen lediglich 15 Prozent des Volumens aus der Vorjahreswoche.

Konkrete Folge: Gibt es nur 15 Prozent der Buchungsumsätze, fließen auch nur bestenfalls 15 Prozent früherer Werte als Anzahlungen in die Unternehmenskassen. Da ohnehin aktuell kaum Urlauber unterwegs sind, warnte der Deutsche Reiseverband in der Debatte um Verbote auch nicht vor unmittelbaren Verlusten, sondern vor einer „Stigmatisierung des Reisens“ mit längerer Wirkung.

Verbote als „absolute Ausnahme“

Auch der Luftfahrtverband BDL lehnt die neuen Verbote nicht rundheraus ab. BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow mahnte, derart „gravierende Eingriffe in den Personenverkehr“ müssten „eine absolute Ausnahme“ sein und auf die Eindämmung der Einschlepprisiken aus den Virusvarianten-Gebieten beschränkt bleiben. Kritik kommt nur, weil die Neuregelung der Bundesregierung über Nacht greifen soll. „Die Unternehmen werden alles dafür tun, ihren Beitrag zur Umsetzung der Regelung zu leisten. Allerdings wird die extrem kurze Vorlaufzeit von nur wenigen Stunden dazu führen, dass viele Passagiere nicht rechtzeitig kontaktiert werden können“, sagte von Randow.

Eine Ausnahme hatte die Luftfahrtbranche auch noch durchsetzen können. Passagiere, die an einem deutschen Flughafen lediglich umsteigen, ohne in die Bundesrepublik offiziell einzureisen, dürfen ihren Weg fortsetzen. Vor allem für die Deutsche Lufthansa ist das Geschäft mit den Umsteigern wichtig. Kritisch wird gesehen, dass Verbote nicht nur unbekehrbare Freizeitreisende treffen, sondern auch die wenigen Manager und Monteure, die trotz Pandemie noch zu Terminen ins Ausland müssten.

Mehr Corona-Tests gefordert

Minuten, nachdem die Entscheidung der Bundesregierung bekannt war, meldete sich daher der Geschäftsreiseverband VDR zu Wort, in dem die Reiseverantwortlichen deutscher Unternehmen vom Mittelständler bis zum Dax-Konzern organisiert sind. „Notwendige Geschäftsreisen, etwa zur Inbetriebnahme oder Wartung technischer Anlagen, müssen weiter möglich bleiben. Andernfalls wird die ohnehin gebeutelte Wirtschaft weiteren Schaden nehmen“, sagte VDR-Präsident Christoph Carnier. Er forderte, Reisende besser mehr auf Infektionen zu testen.

Mit Blick auf den Sommer sehen Anbieter von Urlaubsreisen das genauso. Ralph Schiller, Chef des Reiseveranstalters FTI, der am Freitag seine Hauptsaisonpläne vorstellte, sagte: „Wir konnten bereits im vergangenen Jahr zeigen, dass Urlaub – vor allem in organisierter Form wie wir als Veranstalter ihn anbieten – mit einer gut ausgebauten Testinfrastruktur nahezu risikolos möglich ist.“ Türkei-Urlauber waren ausnahmslos getestet worden – Ergebnis: 0,3 Prozent hatten ein positives Resultat. Für Balkan-Länder, die nicht Pauschalreisende, sondern Besucher von Angehöriger ansteuerten, lagen die Positivquoten in Testzentren mitunter über 5 Prozent.

Vor der Berliner Entscheidung hatten sich am Freitag alle EU-Staaten auf gemeinsame Empfehlungen für Reisebeschränkungen verständigt. Demnach sollen Reisen in und aus Hochrisikogebieten – mit einer 14-Tage-Inzidenz von 500 oder mehr Infektionsfällen je 100000 Einwohner – nur noch in „unbedingt notwendigen“ Fällen und unter strengen Auflagen möglich sein. Wer aus diesen Hochrisikogebieten in andere Länder reisen will, muss sich vorher testen lassen und nach der Ankunft in Quarantäne gehen.

Das gilt in Deutschland allerdings schon seit dem vergangenen Wochenende. Zur Einreise aus einem Gebiet mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 oder mehr muss ein negativer Test mitgebracht werden. Deutsche Fluggesellschaften nehmen auf solchen Strecken keine Passagiere ohne Test für den Flug in die Bundesrepublik an Bord. Die neue deutsche Regelung geht über die EU-Empfehlungen hinaus. Brüssel hatte Deutschland deshalb zur Zurückhaltung gemahnt, allerdings ist die Bundesrepublik nicht das einzige Land, dass strengere Regeln schafft.

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