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#Lustig ist’s, wenn nichts passiert, wirklich gar nichts

„Lustig ist’s, wenn nichts passiert, wirklich gar nichts“

In und um Flatch, Ohio, gibt es Felder und Silos, Schweine, Trecker, eine Kirche, ein Gemeindehaus, einen Schuhladen, die Redaktion eines lokalen Käseblatts, eine historische Gesellschaft und das jährlich stattfindende „Flatch Scarecrow Festival“. Höhepunkt ist die Kür der besten Vogelscheuche, die freilich stets vom Verdacht der Schiebung begleitet wird. Es gibt 1526 Einwohner, plus minus ein paar, die sich nicht so leicht feststellen lassen. Vielleicht, weil von ihnen nie etwas zu sehen ist, da sie sich vermutlich auf ihren weitläufigen Farmen aufhalten und mit den Hühnern aufstehen und schlafen gehen. Stolz ist man in Flatch auf einen denkmalgeschützten Holzbau, eine Latrine aus dem Jahr 1810. Stadtgründer General Flatch erbaute sie einst als Thronsitz, sehr zum Neid der Einwohner des Nachbarkaffs, die aus Rache einmal im Jahr das Ortsschild klauen.

Der ideale Platz zum Leben

Ansonsten passiert wenig in Flatch. Folglich gibt es eine Menge Zeit. Zeit, nichts zu tun. Oder Unfug zu treiben. Für die meisten Amerikaner folglich der ideale Platz zum Leben, wie die „Mockumentary“ „Welcome to Flatch“ (Fox) behauptet. Im Stil pseudosoziologischer und „datengestützter“ Reportagen, hierzulande im Dutzend billiger zu sehen beim Sender TLC („Mein Leben mit 300 Kilogramm“, „Die Albtraum(ver-)mieter“, „In neunzig Tagen zum Altar“), beginnt die Comedy-Serie mit der Feststellung, dass die meisten Amerikaner sich nach einem Leben in ländlichen Kleinstädten sehnten. Um herauszufinden, wie sich solches tatsächlich anfühle, habe der Sender Fox ein Dokumentarfilmteam ins – repräsentativ ausgewählte – Flatch geschickt, um gemeinsam mit den Bewohnern die Zeit totzuschlagen und davon zu berichten.

Dass es lustig sein kann, wenn so gut wie nichts passiert, ist Comedy-Gemeinplatz. Mangel an Handlung kann Situationskomik und Dialogwitz aufs Beste forcieren. Im Fall von „Welcome to Flatch“ stehen außerdem die Zeichen günstig. Die fiktive Hinterwäldler-Doku kommt nämlich im Original aus Großbritannien und hat als sehr komische, gelegentlich tiefsinnige BBC-Produktion „This Country“ mehrere BAFTAs, die maßgeblichen englischen Fernsehpreise, gewonnen. Sie stammt von der britischen Komikerin Daisy May Cooper, die mit ihrem Bruder, Charlie Cooper, auch die Hauptrollen juveniler Nichtsnutze spielt, die mit großen Plänen und seltener Naivität das Städtchen unablässig in Aufregung versetzen und immer wieder an sich selbst und dem Eigensinn der anderen scheitern. Coopers Humor konzentriert sich in ihrer Parodie des Fotos, mit dem Kim Kardashian vor einiger Zeit das Internet lahmlegte: knapper Dress, Champagnerflasche in der Hand, das Glas auf der Kehrseite balancierend, mit entsprechender Strahl-Treffsicherheit.

Daisy May Cooper trägt, allerdings in anderer Größe, mit großer Selbstverständlichkeit Wurstpellen-Pailettendress, hält eine hundsgemeine Ketchupflasche in der Hand und balanciert eine Schale vermutlich labbriger Pommes auf dem falschen Po-Polster, schaut nichtsdestotrotz ähnlich verzückt wie Kardashian. Auch in „This Country“ funktioniert die Vertauschung von High-End-Prätention und Underdog-Imitation, prächtig. Für „Welcome to Flatch“ zeichnen die Coopers als Producer verantwortlich, geschrieben wurde die amerikanische Adaption von Jenny Bicks, Regie führt Paul Fleig.

In Flatch sind es statt der Coopers Chelsea Holmes als Kelly Mallet und Sam Straley als ihr Cousin Lloyd „Shrub“ Mallet, die den Pfarrer Father Joe Binghoffer (Seann William Scott) zur Verzweiflung bringen. Father Joe hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Gemeindeleben auf Vordermann zu bringen und den jungen Leuten Perspektive zu geben. Als Videos auftauchen, die ihn als ehemaliges Mitglied der christlichen Boyband „A-Men“ in knapp jugendfreien „Backstreet Boys“-Tanzeinlagen zeigen, gewinnt er beim Zielpublikum schwer an Glaubwürdigkeit.

Kelly, die immer neue Business-Ideen umtreiben, wird allerdings auch fortan gebremst durch das übrige Personal, darunter die taffe Mandy Matthews (Krystal Smith) oder „Mrs. Perfect“ Nadine (Taylor Ortega). Nicht gerade hilfreich ist zudem, dass Kellys Gang aus sieben Kindern besteht, die alles andere als gefährlich wirken. Auch wenn das Original „This Country“, das übrigens in den Cotswolds spielt, um Längen besser ist, lässt sich „Welcome to Flatch“ als Anti- „Landlust“-Comedy gut wegschauen. Vor allem liegt das an Hauptdarstellerin Chelsea Holmes, die als Landei Kelly von verpeilt bis rührend auch viele tragikomische Töne trifft.

Welcome to Flatch läuft dienstags ab 21 Uhr, donnerstags ab 20.15 Uhr und freitags ab 22.35 Uhr in Doppelfolgen bei Sky Comedy.

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