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#Macron und der Zorn der Fischer

Macron und der Zorn der Fischer

Die Drohung ist eindeutig: „Wenn das Abkommen nicht gut ist und unseren Interessen, insbesondere den Interessen der Fischer, nicht entspricht, könnten wir, Frankreich, wie jeder Mitgliedstaat, ein Veto einlegen.“ Das kündigte der französische Europaminister Clément Beaune an. Noch überlässt Präsident Emmanuel Macron ihm bei der Frage des Zugangs zu britischen Gewässern nach dem Ende der Übergangsphase die Bühne. Aber der Präsident verfolgt aufmerksam die Lage. Die Fischer sind ein wichtiges Wählerreservoir in Frankreich. Eine Million Menschen leben vom Meer. Sie stehen wie die Landwirte für das traditionelle Frankreich, das schwer in Wallung geraten kann, wenn es sich übergangen fühlt.

Michaela Wiegel

Jeder Präsident pilgert im Wahlkampf nach Boulogne-sur-Mer, in die Hafenstadt an der Ärmelkanalküste. Der Standort sieht sich durch den Brexit bedroht. Die meisten Fischkutter, die im Hafen schaukeln, fischen regelmäßig in englischen Gewässern. Die bisherigen Angebote der britischen Verhandlungsführer über die künftigen Fangrechte reichen den Fischern nicht.

400.000 Tonnen Fisch werden jedes Jahr verarbeitet

Boulogne-sur-Mer rühmt sich schon auf den Ortseingangsschildern damit, den „größten französischen Fischereihafen“ zu besitzen. Viel wichtiger für die 42.000-Einwohner-Stadt ist aber die fischverarbeitende Industrie mit mehr als fünftausend Arbeitsplätzen. Etwa 400.000 Tonnen Fisch werden jedes Jahr in den großen Hallen verarbeitet, die sich entlang der Hafenbecken erstrecken. Rund dreißig Prozent des Fisches stammt aus Großbritannien.

Deshalb fürchtet sich der Vorsitzende des regionalen Fischereiverbandes, Olivier Leprêtre, vor allem vor einem harten Brexit ohne Vereinbarung: „Wir brauchen auf jeden Fall eine Übereinkunft. Ohne Übereinkunft droht unseren Fischern die Katastrophe.“  Die Veto-Drohung unterstützt er deshalb nur, solange sie ein Verhandlungsinstrument bleibt. Die fischereiverarbeitende Industrie sei auf eine Übereinkunft angewiesen.

Eine Angestellte in einem fischverarbeitenden Betrieb in Boulogne-sur-Mer


Eine Angestellte in einem fischverarbeitenden Betrieb in Boulogne-sur-Mer
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Bild: EPA

Seit Jahren schon fürchten sich die Regierenden in Paris vor dem Zorn der Fischer in Boulogne-sur-Mer. Die Fronde der Männer und Frauen von der Küste nährt die Europaskepsis. Die Region ist eine Hochburg des Rassemblement National. Schon Präsident Nicolas Sarkozy versuchte, die protestierenden Fischer mit rechtsnationalen Thesen zu beruhigen.

Eine Frage der Identität

2008 stellte er die EU-Fischereipolitik in Frage. „Die Fischerei ist Teil der nationalen französischen Identität“, sagte er damals und lehnte es ab, die EU mit ihren wissenschaftlichen Beiräten darüber entscheiden zu lassen, welche Fischbestände des Schutzes bedürfen und wie die Fangquoten verteilt werden. „Es muss damit Schluss sein, dass man auf der einen Seite die Wissenschaftler und auf der anderen die Fischer hat“, sagte Sarkozy.

Der französische Ministerpräsident Jean Castex (Mitte) zusammen mit dem Bürgermeister von Boulogne-sur-Mer, Frederic Cuvillier (links), bei einem Besuch in der Stadt in der vergangenen Woche


Der französische Ministerpräsident Jean Castex (Mitte) zusammen mit dem Bürgermeister von Boulogne-sur-Mer, Frederic Cuvillier (links), bei einem Besuch in der Stadt in der vergangenen Woche
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Bild: AFP

Auch seine Nachfolger waren stets bemüht, die Fischer mit Subventionen ruhig zu stellen. Die französische Fangflotte zählt etwa 8000 Schiffe. In Boulogne-sur-Mer sind bereits neue Kühlhallen fertiggestellt worden, in denen nach Ende der Übergangszeit die Hygiene- und Zollkontrollen vorgenommen werden sollen, die für britischen Fisch notwendig werden. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, wurde die Zweigstelle des staatlichen Untersuchungsamtes für Nahrungsmittelkontrolle erweitert. Aber alle Planungen drohen die Wut der Fischer nicht zu besänftigen, sollte es keine Übereinkunft zu den Fangrechten in britischen Gewässern geben.

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