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#Mal mit dem Florett, mal mit dem Schwert

„Mal mit dem Florett, mal mit dem Schwert“

Im Februar griff Madeleine Albright noch einmal zur Feder. In einem Gastbeitrag für die „New York Times“, der einen Tag vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine veröffentlicht wurde, beschrieb sie ihre erste Begegnung mit Wladimir Putin. Anfang 2000 war das. Die Außenministerin war die erste ranghohe Vertreterin der Vereinigten Staaten, die den neuen Mann im Kreml traf. Über diesen wusste man in Washington, wie sie schrieb, nicht viel – im Grunde nur, dass er einst ein KGB-Offizier gewesen sei.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Schon damals notierte sie, Putin sei beschämt über den Zerfall der Sowjetunion und gewillt, Russland wieder stark zu machen. Wohl aber habe er ihr seinerzeit gesagt, Russlands Platz sei im Westen. In dem Beitrag warnte sie Putin vor einem historischen Fehler: Eine Invasion würde Russland diplomatisch isolieren, ökonomisch lahmlegen und angesichts eines geeinten, starken Westens strategisch verwunden. Auch den Widerstand der Ukrainer sagte sie richtig voraus.

Ihre Amtszeit war geprägt vom Kosovo-Krieg

Bill Clinton hatte Albright in seiner zweiten Amtszeit an die Spitze des State Department berufen. Nach vier Jahren als UN-Botschafterin in New York folgte sie 1997 Warren Christopher und wurde die erste Außenministerin der Vereinigten Staaten. Ihre Amtszeit war geprägt vom Kosovo-Krieg, der Auseinandersetzung mit dem Regime Saddam Husseins im Irak und der (vergeblichen) Suche nach einer Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern. Sie sorgte dafür, dass man sie nicht unterschätzte. Colin Powell, den seinerzeitigen Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs im Pentagon, soll sie einmal angeblafft haben, wofür man denn dieses erstklassige Militär habe, wenn man es nicht benutzen könne. Die Diplomatin konnte mit dem Florett fechten. Robustere Disziplinen waren ihr aber auch nicht fremd.

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Albright wurde 1937 als Marie Jana Korbelova in Prag geboren. Sie war die Tochter eines Diplomaten, der 1941 mit seiner Frau vom Judentum zum Katholizismus konvertierte. Den Kindern erzählten die Eltern nichts davon. Von ihren jüdischen Wurzeln erfuhr Albright erst durch Recherchen, nachdem sie Außenministerin geworden war. Die Familie hatte 1939 die Tschechoslowakei Richtung England verlassen – wenige Tage nach dem Einmarsch der Nazis. Nach dem Krieg kehrte die Familie zunächst zurück, doch mit der Machtübernahme der Kommunisten siedelte man schließlich in den Vereinigten Staaten.

Albright – 1959 hatte sie den Verleger Joseph Albright geheiratet, mit dem sie drei Kinder hatte – studierte internationale Beziehungen in Washington und wurde an der Columbia University in New York mit einer Doktorarbeit über den Prager Frühling promoviert. Dort lernte sie Zbigniew Brzezinski kennen, den späteren Nationalen Sicherheitsberater Jimmy Carters, der sie später ins Weiße Haus holte. Der akademischen Welt blieb sie verbunden: Während der Präsidentschaften Ronald Reagans und George H. W. Bushs lehrte sie an der Georgetown University.

Nach dem Ausscheiden aus dem Amt als Außenministerin, gründete sie eine Beratungsfirma. Vaclav Havel hatte sie zwar als seine Nachfolgerin im Präsidentenamt in Prag ins Gespräch gebracht, doch schlug Albright eine Rückkehr in ihr Geburtsland aus. 2016 warb sie für Hillary Clinton im Wahlkampf. Da einige junge Demokratinnen sich schwer taten mit Clinton, deren feministische Botschaft für unglaubwürdig hielten und lieber Bernie Sanders in den Vorwahlen unterstützten, schimpfte Albright in der ihr eigenen Weise: „In der Hölle gibt es einen besonderen Platz für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.“ Am Mittwoch ist sie im Alter von 84 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.

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