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#Man stelle sich das nicht zu gottesfürchtig vor

Man stelle sich das nicht zu gottesfürchtig vor

Es beginnt mit einer Fahrt, die in den Sechzigern noch nicht trivial war: Aretha Franklin reist mit ihrem Manager und Ehemann von Detroit nach Alabama. Dort will sie in den Fame Studios neue Musik aufnehmen, darunter „I Never Loved a Man (The Way I Love You)“, das sich später eine Million Mal verkaufen wird. Aber vorher ist da ihr dauerndes Unbehagen: als Schwarze im Auto in Alabama, geprägt von einem gefährlichen Vorfall aus ihrer Kindheit in einer ähnlichen Situation. Als Sängerin im Tonstudio, aber umgeben von weißen Musikern. Als erfolgreiche Frau, aber mit einem neidischen und eifersüchtigen Ehemann, der sich dauernd in ihre Karriere einmischt. Aretha Franklin, so zeigt es uns die neue Serie auf Disney+, war nicht nur eine große Sängerin, sondern auch groß darin, sich nicht entmutigen zu lassen.

„Genius: Aretha“ ist die dritte Staffel der Anthologieserie von National Geographic, die sich zuvor mit Albert Einstein und Pablo Picasso befasste. Nun also das Genie Aretha Franklin – gerade noch rechtzeitig vor dem Kinofilm „Respect“ über ihr Leben, der im August in die US-Kinos kommen soll. Jennifer Hudson wird Aretha Franklin im Kino spielen. Auf Disney+ wird sie dargestellt von der Britin Cynthia Erivo, die im vergangenen Jahr zweifach für den Oscar nominiert war: einmal als Harriet Tubman im Biopic über die berühmte Fluchthelferin, einmal für den von ihr mitverfassten und selbst gesungenen Titelsong „Stand Up“.

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Cynthia Erivo ist ein Glücksfall für die Serie, denn sie bringt genau die richtige Balance aus Temperament und Zurückhaltung mit. Manche Biopics kranken daran, dass die Hauptfiguren sich stets so verhalten, als drehe sich alles um sie – was in manchen Fällen authentisch sein mag, in den meisten jedoch nicht. „Genius: Aretha“ macht diesen Fehler nicht. Cynthia Erivos Aretha ist Teil einer Familie, in der sie nicht immer im Vordergrund steht, und sie verlässt auch mal frustriert den Raum, obwohl die Handlung sich nebenan abspielt. Automatisch ist weniger Drama im Spiel, dafür wird die Figur runder.

Nur die ersten zwei Folgen standen für Rezensionen zur Verfügung, doch auch sie bieten schon Überraschungen für jene, die nur ein paar Eckdaten zu Aretha Franklin kannten. Aufgewachsen als Tochter eines Pastors und früh Gospel gesungen: Das Bild, das sich anhand dieser Informationen formt, ist sehr viel braver als die Realität, die die Serie zeigt. Es gibt zwar artige Szenen, in denen die junge Aretha, brillant gespielt von Shaian Jordan, Dinah Washington singen hört und beschließt, dass sie auch Sängerin werden will. Aber ihre Kindheit war nicht gerade behütet.

Pastor Franklin (gespielt von Courtney B. Vance) war ein überaus lebenslustiger Mann, der von seiner Frau getrennt lebte, gerne Partys feierte und mit seiner begabten Tochter mit einer Art Gottesdienst-Gospel-Roadshow durch die Lande zog. Dort ging es alles andere als fromm zu: Mit zwölf gebar die kleine Aretha ihren ersten Sohn, mit vierzehn den zweiten – die Serie deutet an, dass jemand sie bei einer der Partys der Roadshow missbrauchte, aber wer es war, ist bis heute nicht öffentlich bekannt. Die Serie thematisiert allerdings in den ersten beiden Folgen nicht, dass auch Aretha Franklins Vater ein zwölfjähriges Mädchen missbrauchte, das Mitglied seiner Kirchengemeinde in Memphis war und 1940 eine Tochter von ihm bekam. Im selben Jahr gebar Franklins Ehefrau Barbara Arethas ältere Schwester.

Ihre zwei ältesten Söhne binden Aretha Franklin noch enger an die Familie, vor allem an ihre Großmutter (Pauletta Washington), die sich um die Kinder kümmert, und ihre Schwestern, die ebenfalls musikalisch begabt sind und später für sie im Background singen. Die Szenen mit Liveauftritten oder Studioaufnahmen gehören zu den stärksten Momenten der Serie, und das liegt nicht nur an den Hits, sondern auch am differenziert abgebildeten Prozess: wie die Sängerin sich die Lieder zu eigen macht, wie sie nach dem richtigen Beat sucht, wie sie nach dem ersten Versuch unzufrieden ist und nach dem zehnten immer noch und später dann doch zufrieden und gelöst.

Aber Aretha Franklin war nicht nur Sängerin. Ebenso wie ihr Vater setzte sie sich entschieden und lautstark für die schwarze Bürgerrechtsbewegung ein und forderte den „R.E.S.P.E.C.T.“, den sie so erfolgreich besungen hatte. Diese Entwicklung deutet die Serie in der zweiten Folge erst an, wie sie überhaupt viele Fäden auf einmal aufnimmt. Das ist im Grunde das Einzige, was „Genius: Aretha“ fehlt: eine Dramaturgie, die auf ein Ereignis hinarbeitet und den Zuschauer damit bei der Stange hält. So plätschert die Geschichte eher vor sich hin. Aber das ist ja mit dem echten Leben meist genauso.

„Genius: Aretha“, von heute an auf Disney+

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