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#Materialmangel legt Baustellen lahm

„Materialmangel legt Baustellen lahm“

Die Bauindustrie stellt sich wegen des andauernden Materialmangels und steigender Preise auf Kurzarbeit ein. Die Situation habe sich in den vergangenen zwei Wochen weiter verschärft, sagt Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindus­trie (HDB) der F.A.Z. „Mittlerweile ist fast jedes Unternehmen direkt oder indirekt von den Kriegsfolgen betroffen.“ Sollte sich die Situation nicht grundlegend verändern, „wird die Luft dünn, die Ziele der Bundesregierung im Wohnungsbau und Verkehr zu erreichen“.

Bernd Freytag

Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

Das Bild der Bauindustrie reiht sich in eine ganze Kaskade düsterer Meldungen: Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen hat vor ein paar Tagen gewarnt, die Errichtung mehrerer Tausend bezahlbarer Wohnungen stehe auf der Kippe. Dass die von der Politik ausgerufenen Neubauzahlen erreicht werden können, sei ausgeschlossen. Das Münchner Ifo-Institut berichtete am Freitag ebenfalls von zunehmenden Lieferengpässen und Preissteigerungen am Bau. Zimmerer und Holzbauarbeiten kosteten ein Drittel mehr.

Der Verband der Bauindustrie hat nach Müllers Worten zum zweiten Mal seit Ausbruch des Krieges seine Mitgliedsunternehmen befragt und dramatische Antworten erhalten. 90 Prozent der Befragten klagten über Preissteigerungen bei Baumaterial, 80 Prozent über Lieferengpässe. Bitumen, Asphalt, Holz, Zement, Beton, Spundwände, selbst Parkett würden knapper und teurer. Nach Müllers Worten stammten bisher 40 Prozent des Baustahls aus Russland, Weißrussland und der Ukraine, auch Parkett sei „kaum mehr zu kriegen“.

30 Prozent der Aufträge storniert

Weil Material nicht mehr zu bekommen sei oder weil sie schlicht auf fallende Preise hofften, hätten mittlerweile 40 Prozent der Auftraggeber Aufträge zurückgestellt, 30 Prozent sogar vollständig storniert. Die Situation sei absurd: Vor Wochen habe die Branche noch händeringend um Arbeitskräfte geworben, „heute müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die halten, die wir haben.“ Der Verband stellt sich nach Müllers Worten darauf ein, dass Unternehmen bald Kurzarbeit anmelden müssen.

Der Beratungsbedarf habe in den vergangen Tagen deutlich zugenommen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat bereits angekündigt, die laufende Kurzarbeitergeldregelung bis September zu verlängern. Das sei ein richtiger Schritt, sagt Müller. Zugleich forderte er, dass der Bund künftig auch die Sozialbeiträge übernimmt. Sollte einigen Unternehmen die Krise nicht überstehen, würde das die Lage auf dem ohnehin angespannten Markt später weiter verschärfen und die Ausbauziele gefährden.

Der rekordhohe Auftragsbestand sei heute eher Bürde denn Puffer. Niemand könne schließlich sagen, ob die Aufträge bei der aktuellen Versorgungs- und Preislage überhaupt kostendeckend ausgeführt werden können.

Bauen wird für den Staat teuer

Um die Situation zu entschärfen, müssen nach seinen Worten auch die Kommunen – die wichtigsten Auftraggeber der Branche – die kürzlich mit dem Bund vereinbarten Preisgleitklauseln übernehmen. Bei Bauprojekten des Bundes hat die Industrie erreicht, dass die Materialpreise in laufenden und neuen Verträge neu verhandelt werden dürfen. Auch aus den Ländern gebe es entsprechende Signale.

Die für die Bauindustrie wichtigen großen Auftraggeber Bahn und bundeseigene Autobahn GmbH haben nach Müllers Worten eine ähnliche, wenn auch abgeschwächte Regelung akzeptiert. So oder so müssten die Unternehmen einen beträchtlichen Teil der Mehrkosten tragen. Klar ist aber auch: Bauen wird für den Staat in jedem Fall teurer. Die Kommunen weigern sich nach Müllers Worten entsprechende Nachverhandlungen oder Gleitklauseln in neuen Verträgen zu akzeptieren. Dabei berichteten heute schon 85 Prozent der Bauunternehmen, dass ihre Lieferanten nur noch tagesaktuelle Preise akzeptierten.

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