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#„Mein Leben wird ein anderes sein“

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„Mein Leben wird ein anderes sein“

Die Sonne stand noch tief über dem fast regungslosen Atlantik, als Ari Huusela am Freitagmorgen freudestrahlend erstmals wieder Gäste auf seiner Yacht empfing – und sich von einem seiner Crewmitglieder erst einmal ein dick belegtes Sandwich überreichen ließ. Genau 118 Tage, 18 Stunden und 15 Minuten nach dem Start und damit mehr als einen Monat und eine Woche nach der Zielankunft von Charlie Dalin sowie des späteren Siegers Yannick Bestaven, erreichte der 58 Jahre alte Finne am Freitagmorgen als 25. und letzter Teilnehmer der Vendée Globe den Hafen von Les Sables d’Olonnes.

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Sebastian Reuter

„Mein Leben wird ein anderes sein, wenn ich wieder zu Hause bin“, sagte Huusela, der in seinem Heimatland in den vergangenen Wochen dank seiner ersten 25.000 Seemeilen lange Solo-Reise nonstop um die Welt zu einem Nationalhelden aufgestiegen ist und dem im Zielhafen nun ein ähnlich großer Empfang geboten wurde wie allen anderen Seglerinnen und Seglern zuvor.

Auch Huusela musste unterwegs mit vielen Widrigkeiten kämpfen: Bereits der erste Sturm des Rennens war so schwer, dass er den Finnen fast zum Aufgeben bewegt hätte. Und zuletzt machte ihm besonders die Einsamkeit zu schaffen. „Es fühlt sich an, als wäre das Erreichen der Ziellinie eine nie endende Geschichte“, hatte der normalerweise als Pilot einer finnischen Fluglinie arbeitende Huusela bereits an seinem 100. Tag auf hoher See leicht entnervt zu Protokoll gegeben. Am Ende überquerte er allerdings fast anderthalb Monate früher die Ziellinie als der Franzose Jean-Francois Coste, der bei der ersten Vendée Globe vor 31 Jahren erst nach mehr als 163 Tagen wieder an Land ging.

Eine ganz besondere Vendée Globe

Huusela erging es schlussendlich auch deutlich besser als Alexa Barrier. Die 41 Jahre alte Französin erreichte am vergangenen Wochenende als Vorletzte das Ziel und quälte sich nach einem Sturz offenbar mit angebrochenem Lendenwirbel durch ihre letzten Regatta-Tage. Und etwas mehr als eine Woche zuvor war bereits Isabelle Joschke wieder an der französischen Westküste angekommen.

Die 44 Jahre alte Deutsch-Französin hatte nach mehreren Stürmen und Schäden, die sie fast zum Kentern gebracht hätten, das Rennen aufgeben und ihre Yacht in Brasilien reparieren lassen müssen.  Es sei ihr aber wichtig gewesen, „diese Weltumseglung zu beenden, damit alles eine Bedeutung hat und ich wieder auf die Füße komme“.

Generell war diese Vendée Globe eine ganz besondere: Zwar wurde der Geschwindigkeitsrekord von Armel Le Cleac’h um mehrere Tage verfehlt, doch sorgten gleich fünf Yachten, die bis zuletzt um den Sieg kämpften, und an drei Skipper verteilte mehrstündige Zeitgutschriften für das spannendste Vendée-Finale in der Geschichte der Regatta. Dazu bescherte die dramatische Rettungsaktion des Franzosen Kevin Escoffier, der seine sinkende Yacht binnen Sekunden auf eine Rettungsinsel verlassen musste, Teilnehmern, Organisatoren und Fans einige bange Stunden.

Außerdem gelang der Französin Clarisse Cremer die schnellste Weltumsegelung einer Frau, und der Japaner Kojiro Shiraishi überquerte als erster Asiate überhaupt die Ziellinie der Regatta. In Erinnerung bleiben wird hierzulande jedoch wohl hauptsächlich die umjubelte Teilnahme von Boris Herrmann. Der Hamburger machte sich als erster Deutscher mit seiner „Seaexplorer“ auf den beschwerlichen Weg um die Welt, segelte bis zum Schluss um den Sieg mit und zerstörte sich durch eine Kollision mit einem Fischerboot kurz vor dem Ziel beinahe selbst noch seinen langgehegten Traum.

Fünf Wochen nach seiner Ankunft und viele Interviews, einige Talkshow-Auftritte und sogar ein Gespräch mit dem Bundespräsidenten später, sitzt Herrmann entspannt in seiner Wohnung in der Hamburger Hafencity und lässt die vergangenen Wochen und Monate Revue passieren. „Als ich ins Ziel kam, herrschte Freude pur. Es war wunderbar, meine Familie und mein Team wiederzusehen, da gab es keinen Anlass zu weinen anzufangen“, sagt er. „Das Tolle an dem Rennen war schon der Weg dorthin. Wir haben in den vier Jahren so viel erlebt, tolle Menschen kennengelernt und grandiose Erinnerungen gesammelt. Alles in allem war es eine unfassbar intensive Zeit.“

Die ersten Tage zurück auf dem Festland wären zwar auch anstrengend, aber sehr spannend gewesen. „Ich habe erstaunlich wenig Regenerationszeit gebraucht, weil ich auf dem Boot relativ fit geblieben bin, gut gegessen habe und mich viel bewegt habe. Nur an Schlaf musste ich in den ersten Tagen einiges aufholen“, erzählt der 39 Jahre alte gebürtige Oldenburger, dessen Yacht sich derzeit im Hafen von Lorient befindet und von Fachleuten repariert, gereinigt und fit für mögliche nächste Regatten gemacht wird.

Beispielsweise für die für November geplante Transatlantik-Regatta Transat Jacques Vabre oder das vom Sommer 2022 an stattfindenden Ocean Race, das in mehreren Etappen rund um die Welt führt und mit einer fünf- bis siebenköpfigen Crew absolviert wird.

Auch Herrmann selbst ist schon wieder mit Plänen für die Zukunft beschäftigt – ohne dabei allerdings allzu konkret zu werden. „Im Moment sind wir dabei auszuloten, was alles möglich ist. Rund um Team, Technik und Finanzierung müssen wir eigentlich immer fast zwei Jahre im Voraus planen“, sagt Herrmann. „Wenn wir ungefähr wissen, wie es weitergeht und welche Ziele wir angehen, dann machen wir alle allerdings erstmal ein bisschen Urlaub. Das haben wir uns verdient.“

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