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#Microsofts neue Offenheit

Microsofts neue Offenheit

Wenn Marketingexperten etwas verkaufen müssen, greifen sie gelegentlich zu merkwürdigen Formulierungen. Microsoft macht da keine Ausnahme. Der Softwarekonzern veröffentlicht in diesem Jahr die größte neue Version seines Betriebssystems seit sechs Jahren – und beworben wird das Ganze mit Worten, die nach Atemübung und Yoga klingen: „Windows 11 bietet einen ruhigen und kreativen Raum, in dem Sie Ihren Leidenschaften durch eine neue Erfahrung nachgehen können.“

Viele Nutzer wären wohl schon zufrieden, wenn da stehen würde: Das neue Windows ist das schönste, sicherste, schnellste und einfachste Windows aller Zeiten – und vielleicht war es genau das, was die Werbestrategen ausdrücken wollten. Denn es geht bei Windows 11 laut Microsoft nicht nur um eine „neue Perspektive“, sondern auch darum, die eigene „Produktivität“ zu „maximieren“ und „mehrere Aufgaben gleichzeitig“ zu erledigen. Ob das gelingt, kann heute noch niemand aus erster Hand sagen. Das neue Betriebssystem kommt erst im Laufe des Jahres in die Notebooks und Desktop-PCs rund um die Welt – kostenlos für Besitzer des Vorgängers Windows 10.

„Das Microsoft von 2021 ist das beste Microsoft überhaupt“

Aktuell können sich Interessierte lediglich anhand von Bildschirmfotos und wenigen Herstellerinfos ein erstes Urteil bilden. Zu sehen ist ein neu gestaltetes, luftigeres Erscheinungsbild. Angekündigt werden einfachere Programmverbindungen sowie neue Werkzeuge, Töne und Apps. Zu den überraschendsten Neuerungen gehört die Tatsache, dass künftig auch Android-Smartphone-Apps über Windows laufen. Microsofts Büro-Konferenzprogramm Teams wird direkt in das Betriebssystem integriert.

Eingebaut wird über eine neue Xbox-App auch das hauseigene Spiele-Abo Games Pass. Damit reagieren die Amerikaner auf die stark gestiegene Nutzung von Videokonferenzen und Computerspielen während der Corona-Pandemie. Änderungen gibt es in wichtigen Bedienelementen wie dem Start-Button und den dazugehörigen Menüs, die künftig standardmäßig in der Mitte der Taskleiste statt am Rand zu finden sind.

Microsoft-Chef Satya Nadella hatte schon in der Vergangenheit deutlich gemacht, wie wichtig das neue Windows, das sechs Jahre nach Windows 10 auf den Markt kommt, für den Softwarekonzern aus Redmond ist. Nun wählte er abermals Formulierungen, die auf die weitreichende strategische Bedeutung hinweisen: „Die Welt braucht heute eine offenere Plattform. Eine, die es Apps erlaubt, selbst zu Plattformen zu werden.“ Microsofts Anspruch sei, dass Windows 11 zur Plattform für das nächste Web oder eine bahnbrechende neue Software-Kategorie werde.

Nadellas Aufrufe zu mehr Offenheit und Auswahl haben eine besondere Bedeutung in der Debatte um das Geschäftsmodell von Apple und Google. Die beiden Konkurrenten sehen sich mit Vorwürfen unfairen Wettbewerbs konfrontiert: Sie zweigen als Plattformbetreiber von iOS und Android bis zu 30 Prozent der Erlöse der dort aktiven App-Softwareentwickler ab. Der Spieleanbieter Epic Games („Fortnite“), der einen eigenen App-Store auf dem iPhone betreiben will, zog dagegen vor Gericht. Ein Urteil steht nach dem jüngst abgeschlossenen Prozess in Kalifornien noch aus. Epic hatte in dem Verfahren Schützenhilfe von Microsoft bekommen. Nun twitterte Epic-Chef Tim Sweeney: „Das Microsoft von 2021 ist das beste Microsoft überhaupt.“

App-Entwickler können auf der Windows-Plattform ihre eigenen Bezahlwege integrieren, wie der Konzern erläuterte. Das soll sie nichts kosten. Der Softwareriese wolle sich mit solchen Neuerungen als der „Musterschüler im Klassenzimmer“ positionieren, während die anderen Technologiekonzern die bösen Buben gäben, kommentierten Beobachter.

Zumindest überall trifft das nicht zu: Mit der Integration von Teams – das beispielsweise gegen Konkurrenzangebote wie Slack steht – scheint wieder die alte Ära anzubrechen, als Microsoft viele eigene Programme kostenlos in Windows integrierte und damit Wettbewerber ausstach.

Windows 10 nur noch bis Oktober 2025 mit Updates unterstützt

Die Apps für das Google-System Android kommen im übrigen über einen Umweg auf die Windows-PCs. Sie stammen aus Amazons Android-Store und werden mit Hilfe von Technologie des Chipkonzerns Intel zum Laufen gebracht. Microsoft folgt damit einem Trend: Apple ermöglicht es Entwicklern bereits, iPhone-Apps auf seine Mac-Computer zu bringen.

Mit dem neuen Windows 11 und den neuen Funktionen demonstriert Microsoft zumindest, dass das in der Vergangenheit von einigen Kritikern schon totgesagte Betriebssystem noch lange leben will. In der Pandemie mit dem Boom der Homeoffice-Arbeitsplätze hatten Notebooks und Desktop-PCs einen neuen Schwung erhalten – und die meisten dieser Computer laufen mit Windows.

Branchenanalyst J.P. Gownder von Forrester Research verwies darauf, dass das neue Windows in einer Ära des hybriden Arbeitens in Büro und Homeoffice auf den Markt kommt. Die neue Bedienung gebe der Software eine Chance, sich hervorzuheben. Zugleich begrüßte er, dass der grundlegende Software-Code noch von Windows 10 stamme. Dies mindere das Risiko, dass bisherige Programme und Gerätetreiber wie einst bei Windows Vista nicht mehr funktionierten.

Windows 11 dürfte von Herbst an auf den Markt kommen, mit neuen Geräten von PC-Herstellern, auf denen das Betriebssystem vorinstalliert ist. Upgrades für Geräte mit Windows 10 werden den Angaben zufolge von Ende 2021 an eingeführt und bis 2022 fortgesetzt. Nutzer müssen nicht aufrüsten – jedoch ist die Lebensdauer von Windows 10 begrenzt: Es wird vom Hersteller nur noch bis zum 14. Oktober 2025 mit Updates unterstützt.

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