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#Miranda und der Schatz der Medea – Kapitel 11 – Hier wohnen Drachen

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Miranda und der Schatz der Medea – Kapitel 11 – Hier wohnen Drachen

Ein Drachenbaby

Nachdem Wyveria eingeschlafen war, konnte Miranda Draconia ausführlich erzählen, wie Wyveria geschlüpft war. Noch einmal betrachteten sie sie ganz in Ruhe: Ihre Schnauze war spitz, ihre Augen, die jetzt fest geschlossen waren, groß und rund, und am Ende des Kopfes saßen zwei kleine Hörner. Ohren konnte man keine erkennen. Für einen Moment fragte Miranda sich, ob sie dann überhaupt hören konnte, aber dann fiel ihr ein, dass man auch bei Vögeln oder Eidechsen keine Ohren sehen kann. Wyverias Hals war lang und hatte Zacken auf der Oberseite, die sich auch auf Rücken und Schwanz fortsetzten. Ihre vier Beine hatte Wyveria eingeklappt, ebenso wie die beiden Flügel, die oben am Rücken saßen und die Miranda vorher gar nicht richtig bemerkt hatte. „Ob sie irgendwann fliegen kann?“, fragte Miranda.

„Ich weiß nicht“, sagte Draconia. „In den Geschichten können Drachen fliegen, aber wie es bei echten Drachen ist…?“

Miranda gähnte. Immerhin hatte sie ja heute noch nicht geschlafen, und nach all der Aufregung war sie nun müde geworden. Sie lehnte sich im Sessel zurück und schlief mit Wyveria auf den Arm ein.

Als es Abend wurde, klopfte es an der Tür. Draconia öffnete. Netti war als Ablösung gekommen. Ihr Blick fiel auf Miranda und Wyveria, die immer noch im Sessel saßen, und vor Staunen blieb ihr Mund offen stehen und ihre Augen wurden kugelrund. Draconia erzählte ihr leise, was passiert war.

Kurz darauf weckten sie Miranda, denn es war Zeit, sich für die Schule fertigzumachen. Sie spätstückten – da Hexen abends munter werden, kann man bei ihnen ja nicht von Frühstücken reden – und Wyveria fing wieder an, sich zu beklagen: „Hunger!“ Also fütterten sie sie mit dem Rest des Bratens, den sie gierig auffraß. „Wir müssen nachher im Dorfladen unbedingt Fleisch besorgen“, sagte Miranda.

„Komm, wir müssen los“, sagte Draconia.

„Dann gebe ich Dich jetzt an Netti weiter“, sagte Miranda und wollte Wyveria in Nettis Arme legen. Ängstlich klammerte sich Wyveria an Mirandas Arm fest, mit allen vier Beinen und auch mit dem Schwanz, den sie um Mirandas Unterarm wickelte. „Nicht allein!“, schrie ihre Stimme in Mirandas Kopf.

„Ich glaube, sie hält Dich für ihre Mutter“, meinte Netti. „Ich denke nicht, dass ich sie nehmen kann.“

„Dann musst Du sie mit zur Schule nehmen“, sagte Draconia. „Anders geht es nicht.“

Miranda hängte sich ihre Schultasche um und sie gingen nach draußen. Wyveria, die sich wieder beruhigt hatte, als sie merkte, dass sie bei Miranda bleiben durfte, schaute sich mit ihren großen Augen neugierig um. Sie drehte den Kopf in alle Richtungen, um die Welt draußen genau zu betrachten. Miranda stieg auf ihren Besen und flog los. Kaum waren sie in der Luft, da begann auch Wyveria, mit ihren kurzen Flügeln auf und ab zu schlagen, so, als wollte sie ebenfalls fliegen. Dabei zappelte sie wild herum und rutschte plötzlich ab. Miranda griff nach ihr, doch das war nicht so einfach, denn sie musste ja noch den Besen lenken. Zum Glück aber hatte Wyveria ihren Schwanz immer noch um Mirandas Arm geschlungen. Für einen Moment baumelte sie, wild zappelnd und um sich schlagend, nach unten, dann konnte Miranda sie wieder hochziehen.

Natürlich kamen sie zur spät in der Schule an. Der Unterricht hatte bereits begonnen, als Miranda und Draconia das Klassenzimmer betraten. Die Hexenlehrerin schaute die beiden streng an: „Ihr kommt spät“, sagte sie vorwurfsvoll. Dann bemerkte sie, das Miranda etwas auf dem Arm trug. „Was hast Du denn da?“, fragte sie überrascht.

„Es ist ein Drachenbaby“, antwortete Miranda. „Draconia, Netti und ich haben ein Drachenei gefunden, und heute morgen ist es geschlüpft.“ Die drei Hexenkinder durften erzählen, wie sie das Drachenei gefunden hatten. Die Hexenlehrerin schien sehr beeindruckt zu sein von allen Abenteuern, die sie erlebt hatten.

„Soweit ich weiß, kommt es nur sehr selten vor, dass ein Drache nicht von anderen Drachen aufgezogen wird. Du hast da eine große Verantwortung auf Dich genommen“, sagte die Lehrerin zu Miranda, nachdem alle ihre Erzählung beendet hatten.

„Ich?“, fragte Miranda. „Wir alle sind doch für Wyveria verantwortlich.“

„Aber du warst dabei, als sie geschlüpft ist, und ich glaube, deshalb hast du ein besonderes Verhältnis zu ihr. Du hast es schon gemerkt, denn Du kannst Dich mit ihr verständigen. Man nennt das ‘Telepathie’, und anscheinend sind Drachenkinder telepathisch mit der Person, die dabei ist, wenn sie schlüpfen.“

„Ich verstehe“, sagte Miranda, und ihr war ein bisschen mulmig zumute. Würde sie es wirklich schaffen, ein Drachenkind großzuziehen? Dann fiel ihr Blick wieder auf Wyveria, die sie voller Vertrauen aus ihre großen schillernden Augen ansah, und sie wusste, dass sie alles für Wyveria tun würde.

Schließlich ging der Unterricht weiter. Miranda war natürlich nicht so aufmerksam wie sonst, sondern schaute immer wieder auf Wyveria. Diese saß auf dem Tisch neben Miranda, ihren Schwanz um Mirandas Oberarm geschlungen, und schaute aufmerksam zu. Immer wenn jemand etwas sagte, ruckte ihr Kopf zur Sprecherin herum.

Nach einer Weile wurde Wyveria unruhig. Sie rutschte auf ihrem Platz hin und her – gehen konnte sie ja noch nicht –, dann sah sie Miranda an. „Hunger!“, hörte Miranda ganz deutlich in ihrem Kopf. „Ich kann jetzt nicht“, sagte Miranda so leise sie konnte. „Du musst bis zur Pause warten.“

„Hunger!“, ertönte Wyverias Stimme wieder in Mirandas Kopf. Miranda streichelte sie, um sie zu beruhigen, doch es half nichts.

„HUNGER! HUNGER!“, dröhnte die telepathische Stimme. Miranda seufzte. Dann meldete sie sich und bat um Erlaubnis, ihr Drachenkind füttern zu dürfen. Die Hexenlehrerin erlaubte es ihr.

Zum Glück hatte die Hexenschule auch eine Küche, und dort fand Miranda sogar ein Stück Schinken, mit dem sie Wyveria füttern konnte. Als Wyveria satt war, rollte sie sich auf Mirandas Arm ein und schlief wieder ein. Miranda ging zurück ins Klassenzimmer.

Nach der Schule flog Miranda mit Draconia nach Hause. Wyveria schlief immer noch auf ihrem Arm. Zu Hause angekommen wollte Miranda in die Küche gehen, um sich ums Essen zu kümmern. „Vielleicht kann ich Wyveria ja doch einmal zur Seite legen“, dachte sie, denn ihr Arm wurde vom Gewicht des Drachenkindes inzwischen lahm und müde. Vorsichtig legte sie Wyveria auf den Sessel und schlang ihren Schwanz von ihrem Unterarm, ohne Wyveria aufzuwecken. In der Küche fiel ihr wieder ein, dass ihre Fleischvorräte aufgebraucht waren. Draconia machte sich auf den Weg ins Hexendorf, um einzukaufen, während Miranda anfing zu kochen. Sie hatte gerade damit begonnen, Kartoffeln zu schälen, als sie einen entrüsteten Schrei hörte: „Allein!“, rief Wyverias telepathische Stimme, und aus dem Wohnzimmer kam ein wütendes Drachenzischen.

„Ist ja schon gut, ich komme“, seufzte Miranda und ging zurück um Wyveria auf den Arm zu nehmen. So gut sie konnte, versuchte sie weiterzumachen, aber es war schwierig, mit Wyveria auf dem Arm eine Kartoffel festzuhalten, und sie kam nur langsam voran. Wyveria, die nun ganz wach war, schaute aufmerksam auf das Schälmesser, und Miranda machte sich Sorgen, dass sie danach schnappen und sich verletzen würde.

Da klopfte es zum Glück an der Tür. Netti war gekommen. „Gut, dass du da bist“, begrüßte Miranda sie. „Mit Wyveria auf dem Arm kann ich kaum etwas machen.“ Also ging Netti in die Küche und übernahm das Kochen – sie war zwar noch recht klein, aber Hexenkinder beginnen mit dem Kochen Lernen bereits kurz nachdem sie laufen können.

Draconia kam aus dem Hexendorf zurück. Sie hatte drei große Braten gekauft. Als sie mit dem Fleisch in die Küche kam, ruckte Wyverias Kopf zu ihr herum. Sie schnupperte einmal, dann sagte sie „Hunger!“. Draconia schnitt mit einem Messer ein Stück Braten ab und hielt es ihr hin. Wyveria schaute auf den Braten, dann fauchte sie und drehte ihren Kopf zu Miranda. „Hunger!“, beschwerte sie sich wieder.

„Ich glaube, ich muss sie füttern“, sagte Miranda seufzend. Sie ließ sich von Draconia das Fleischstück geben und hielt es Wyveria hin. Wyverias Kopf schnellte vor und sie riss das Stück aus Mirandas Hand. Mit den Vordertatzen hielt sie es fest und biss einen Happen nach dem anderen ab. Als sie satt war, erwartete Miranda, dass sie nun wieder einschlafen würde, doch das tat sie nicht. Stattdessen zappelte sie auf Mirandas Arm herum und versuchte, ihre Beine zu strecken. Schließlich wurde Miranda das Gezappel zu viel und sie setzte Wyveria auf den Boden.

Wyveria streckte ihre Beine erneut, erst die Vorderbeine, dann eines der Hinterbeine. Dabei geriet sie aus dem Gleichgewicht und fiel um. Sie versuchte es erneut. Wieder verlor sie fast das Gleichgewicht, schlug heftig mit den Flügeln und schaffte es dann, für einen Moment auf vier Beinen zu stehen. Dann kippte sie wieder um. Beharrlich versuchte sie es von Neuem. Schließlich gelang es ihr aufzustehen und stehenzubleiben. Ihre Beine schienen noch etwa wackelig, aber sie stand da und schaute sich stolz um. Dann legte sie sich wieder auf den Boden und schaute Miranda auffordernd an. Diese nahm sie wieder auf den Arm, wo Wyveria sich zufrieden wieder einrollte und einschlief.

Nachdem sie alle etwas gegessen hatten, überkam auch Miranda eine tiefe Müdigkeit. Sie verabschiedete sich von ihren Freundinnen und machte sie sich bettfertig so gut es mit dem Drachenkind auf dem Arm eben ging. Schließlich aber lag sie in ihrem Hochbett. Neferti kam angelaufen und sah, dass Wyveria neben Miranda im Hochbett lag, genau an der Stelle, an der sie sonst zu liegen pflegte. Sie fauchte Wyveria eifersüchtig an. „Tut mir Leid, Neferti, aber Wyveria ist noch ein Baby.“ Miranda streichelte Neferti über den Kopf, um sie zu trösten, dann legte Neferti sich auf Mirandas andere Seite und kuschelte sich dort ein. Miranda schloss die Augen. War es wirklich erst am vergangenen Morgen gewesen, dass Wyveria geschlüpft war? Sie konnte es kaum glauben. ‘Wie es wohl wird, wenn Wyveria größer geworden ist?’, überlegte sie und stellte sich vor, welche Abenteuer sie mit Wyveria noch erleben mochte. Dann schlief sie zufrieden ein.

Tja, und damit endet diese Geschichte. Wenn unser (nicht immer ganz zuverlässiges) Klickzählsystem recht hat, dann liest hier eigentlich niemand mehr mit, oder? Falls ich mich irre und doch jemand wissen will, wie es weitergeht, dann hinterlasst doch einen Kommentar oder schreibt mir auf Twitter (@Drachenblog).

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