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#Mistral AI: Das ist Frankreichs blutjunges KI-Einhorn

Kaum mehr als ein halbes Jahr nach der Gründung strebt Mistral AI an die Weltspitze. Nach kurzer Zeit schon steht das französische Unternehmen auf einer Stufe mit bekannten Wettbewerbern. Investoren haben die Franzosen überzeugt.

Wenn von Mistral die Rede ist, dann ist in der französischen Wirtschaft zur Zeit selten der berüchtigte Fallwind in der Provence, sondern meist das gleichnamige Pariser Start-up Mistral AI gemeint. Im Mai erst gegründet, lenkt das Unternehmen schon jetzt viel Aufmerksamkeit auf sich. Mit dem Fokus auf der Entwicklung neuer Modelle generativer Künstlicher Intelligenz (KI), die als Computerprogramme eigene Inhalte wie Texte oder Fotos erstellen, hat es schnell ein großes Investoreninteresse geweckt. Die Technologie verspricht, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu revolutionieren.

Niklas Záboji

Wirtschaftskorrespondent in Paris

Gleich wenige Wochen nach der Gründung sammelte Mistral AI rund 105 Millionen Euro von bekannten Geschäftsleuten wie dem französischen Medienmilliardär Xavier Niel, dem Chef und Eigentümer der Marseiller Reederei CMA CGM Rodolphe Saadé und dem ehemaligen Google-Chef Eric Schmidt ein. Angeführt wurde die Runde vom amerikanischen Wagniskapitalgeber Lightspeed. Auch weitere namhafte Kapitalgeber wie Motier Ventures und La Famiglia sowie die staatliche französische Förderbank Bpifrance beteiligten sich. Das Start-up lieferte schnell. Im September kam sein erstes Sprachmodell namens Mistral7B auf den Markt.

Während die Zinswende viele Jungunternehmen in Finanzierungsschwierigkeiten gebracht hat, kündigte Mistral AI nun schon die zweite Kapitalspritze binnen eines halben Jahres an. Diesmal gibt es 385 Millionen Euro. Mit einer geschätzten Bewertung von rund 1,9 Milliarden Euro genießen die Franzosen im Start-up-Jargon zudem fortan den Status eines Einhorns. Angeführt wird die zweite Finanzierungsrunde abermals von Lightspeed, zu dem sich mit Andreessen Horowitz diesmal ein zweiter großer Geldgeber des Silicon Valley gesellt. Hinzu kommen der Chipriese Nvidia und der Cloud-Konzern Salesforce aus den Vereinigten Staaten, BNP Paribas sowie neben Lightspeed noch einige weitere Investoren der ersten Runde.

„Eindeutig auf dem Radar der Amerikaner aufgetaucht“

Spätestens durch das bekräftigte Investorenvertrauen gilt Mistral AI als größter Hoffnungsträger unter den europäischen KI-Start-ups neben Aleph Alpha aus Heidelberg. Die Deutschen hatten vor wenigen Wochen mit einer Finanzierungsrunde in Höhe von knapp 500 Millionen Euro für Schlagzeilen gesorgt. Wie Aleph Alpha arbeitet auch Mistral AI an großen Sprachmodellen, die mit den führenden Angeboten der amerikanischen Konkurrenten Open AI, Google oder Meta mithalten können. Aleph Alpha ist allerdings schon seit 2019 im Geschäft und konzentriert sich vor allem auf die Anwendung von KI-Modellen in der Verwaltung und Industrie.

Mistral AI will den Hauptfokus dagegen erst einmal auf die Entwicklung richten und verfolgt dabei eine quelloffene Strategie (Open Source). Es macht seine Arbeiten also offen für Unternehmen und Entwickler und will sie erst später kommerziell verwerten. Ähnlich hat 2015 auch Open AI, Urheber des in rasanter Zeit populär gewordenen Chatbots ChatGPT, angefangen. „In Gemeinschaften lässt sich Software-Infrastruktur billiger, schneller und sicherer aufbauen“, zeigt man sich bei Andreessen Horowitz überzeugt. Die meisten Kernsysteme, die die moderne Datenverarbeitung antreiben, seien heute quelloffen, das Server-Betriebssystem Linux etwa oder die Programmiersprache Javascript.

Mistral AI will ähnlich hoch hinaus wie ChatGPT, und das mit rasantem Tempo. Mit Mixtral 8x7B bringe man Anfang 2024 das „beste Modell einer offenen Sprache der Welt“ auf den Markt, kündigten die Franzosen parallel zur Finanzierungsrunde an. Es soll sechsmal so effizient sein wie das aktuell leistungsfähigste Produkt. Man wolle „einen europäischen Champion mit globaler Ausrichtung“ im Bereich der Künstlichen Intelligenz schaffen, lautet die Kampfansage von Ko-Gründer und Geschäftsführer Arthur Mensch in einer Pressemitteilung. „In einigen Unternehmen haben wir ChatGPT sogar verdrängt“, wurde Mensch gegenüber der Zeitung „Le Figaro“ noch deutlicher. „Wir sind eindeutig auf dem Radar der Amerikaner aufgetaucht.“

Förderung des heimischen Ökosystems

Wie der Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis, der früher leitender Entwickler in der Spezialprojekte-Abteilung von Apple war, hat auch Mensch zuvor im Silicon Valley gearbeitet. Nach einem Abschluss an den französischen Ingenieurselitehochschulen Ecole Polytéchnique und Télécom Paris war der heute 31-jährige knapp drei Jahre bei Deepmind, dem KI-Labor von Google, ehe er sich zusammen mit seinen beiden Landsleuten Guillaume Lample und Timothée Lacroix unabhängig machte und Mistral AI gründete. Lample und Lacroix kommen beide vom Facebook-Mutterkonzern Meta. Ersterer war dort federführend beteiligt an der Entwicklung des neuen Sprachmodells LLama. Die drei Gründer bleiben Mehrheitsaktionäre von Mistral AI.

Mathematiker und Informatiker von französischen Elitehochschulen genießen im Silicon Valley schon lange einen guten Ruf. Mit Yann LeCun ist sogar der Vizechef der KI-Entwicklung von Meta Franzose. Frankreichs Regierung bemüht darum, die Abwanderung zu bremsen und das heimische Ökosystem von KI-Unternehmen zu fördern. Auch von privatwirtschaftlicher Seite gibt es Bemühungen. Der umtriebige Unternehmer Niel gründete in Paris im November das gemeinnützige KI-Forschungslabor „Kyutai“ und gab mit anderen Investoren rund 300 Millionen Euro.

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