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#Mit der Macht stiller Kraft

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„Mit der Macht stiller Kraft“

Dieses Bild könnte das Auktionshaus Grisebach und den deutschen Markt in bisher unerreichte Regionen katapultieren: Am 1. Dezember kommt in Berlin ein Gemälde Max Beckmanns zur Versteigerung – geschätzt auf 20 bis 30 Millionen Euro. Damit ist das 1943 entstandene „Selbstbildnis gelb-rosa“ das bisher höchsttaxierte Kunstwerk des hiesigen Handels und könnte mit weitem Vorsprung zum teuersten je in Deutschland zugeschlagenen avancieren.

Bisher liegt der Rekord bei 9,5 Millionen Euro, erreicht im vergangenen Jahr bei Nagel in Stuttgart von der feuervergoldeten Bronze einer Gottheit, die der chinesische Kaiser Chenghua 1473 von einer Konkubine erhalten hatte. Die Skulptur schob ein Werk des Künstlers vom Spitzenplatz, der nun wieder nach oben drängt. Beckmanns „Die Ägypterin“ von 1942 wurde 2018 bei Grisebach für 4,7 Millionen Euro vermittelt. Das fünftteuerste Kunstwerk des deutschen Auktionswesens 2021 war gleichfalls ein Beckmann: „Badende mit grüner Kabine und Schiffern mit roten Hosen“ von 1934 sicherte sich – wieder bei Grisebach – das Kunstmuseum Den Haag für 1,9 Millionen Euro.

Max Beckmann spazierengehend, 1926


Max Beckmann spazierengehend, 1926
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Bild: Städel Museum Frankfurt

Der für das „Selbstbildnis gelb-rosa“ anvisierte Preis bewegt sich dagegen auf internationalem Niveau. Wichtige Arbeiten aus den holländischen Exiljahren des von den Nationalsozialisten geächteten deutschen Expressionisten haben dieses längst erreicht: In Ronald Lauders Museum „Die Galerie“ hängt das „Selbstbildnis mit Horn“ von 1938, ersteigert von dem Kunsthändler Richard Feigen 2001 bei Sotheby’s in New York für 22,5 Millionen Dollar als teuerstes deutsches Gemälde aller Zeiten. Aus Feigens eigener Sammlung stammte Beckmanns dystopisches Gemälde „Hölle der Vögel“ von 1937/38, das vor fünf Jahren bei Christie’s in London den Rekordzuschlag von 32 Millionen Pfund erzielte. Der amerikanische Megahändler Larry Gagosian zog es damals an Land. Da nimmt es nicht wunder, dass Grisebach das „Selbstbildnis gelb-rosa“ nicht nur in Berlin-Charlottenburg ausstellt (vom 23. bis zum 30. November), sondern auch in New York (vom 5. bis zum 10. November).

Dort können Interessenten aus Übersee das Bild, das der Künstler noch in Amsterdam seiner Frau Mathilde, genannt „Quappi“, schenkte und danach in Schweizer Privatbesitz verblieb, in Augenschein nehmen. Ungewöhnlich licht inszeniert Beckmann, der sein Selbst immer und immer wieder malend erforscht hat, sich hier in dunkelster Zeit. Frontal vor hellem Grund in Halbfigur dem Betrachter zugewandt, hält er die Arme mit ausgebreiteten Händen flach vor dem Körper übereinander. Von weichen Schatten modelliert, ragt sein kahler Kopf aus dem V-Ausschnitt eines gelben Mantels, vielleicht eines Morgenrocks, mit weißem Tuch, Pelz oder Kragen um den Hals. Der Blick weicht aus in unbestimmte Ferne. Ein runder Spiegel links wirft nur Dunkel zurück.

Beckmann, der in Amsterdam unter großen Schwierigkeiten arbeitete und nur knapp der Einberufung entging, hat sich als König, Barbesucher und Wahrsager, Clown, Krankenpfleger und Künstler gemalt. In „Selbstbildnis gelb-rosa“ hält er inne, fast mönchisch, fast meditativ, doch mit offenen Augen. Seine Rechte könnte einen Pinsel halten, bleibt aber leer. Festgehalten ist ein Moment der Ruhe im Sturm: auch das ein Akt der Selbstbehauptung, ein Zeichen der inneren Freiheit.

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