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#Mit Marcos hat auch Peking auf den Philippinen gewonnen

„Mit Marcos hat auch Peking auf den Philippinen gewonnen“

Im Jahr 1974, der nun gewählte Präsident der Philippinen war gerade 18 Jahre alt, traf er bei einer Reise nach Peking im Schlepptau seiner Mutter Imelda den „Großen Steuermann“ Mao Tse-tung. Fast ein halbes Jahrhundert später deutet sich an, dass Ferdinand Marcos Jr. seine früh geschaffenen Verbindungen nach Peking aufleben lässt. Der Sohn des 1986 vertriebenen, gleichnamigen Diktators hat früh in seiner Wahlkampagne keinen Zweifel daran gelassen, dass er China zuneige und nicht Amerika, dem viele Philippiner kulturell näherstehen. „Wer Amerika hereinlässt, macht sich China zum Feind“, hatte der mit großer Mehrheit gewählte Präsident der Philippinen gesagt.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Bei dem historischen Besuch hatte Chinas damaliger Vizepräsident Deng Xiaoping gesagt: „China wird niemals eine Supermacht sein und niemals Aggression ausüben.“ Heute weiß man das im benachbarten Südostasien besser. Und genau deshalb deutet alles darauf hin, dass Marcos Jr. den Inselstaat mit seinen gut 110 Millionen Einwohnern stärker an Peking binden wird. Damit verschieben sich die Gewichte in Asien weiter zugunsten der spendablen Großmacht. Die Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen: Der amerikanische Präsident Joe Biden empfängt nun Regierungschefs aus Südostasien, Ende nächster Woche wird er seine Wirtschaftsstrategie für Asien, den „Wirtschaftlichen Rahmen für den Indopazifik (IPEF)“, vorstellen. Zählen kann er dabei auf Australien und Neuseeland, Japan, Südkorea und in Maßen Singapur, den hochgerüsteten Stadtstaat, der sich nicht festlegen mag. Das Wirtschaftswunderland Vietnam und die Demokratie Indonesien werden umworben. Mit den Philippinen verbindet Amerika neben der kulturellen eine militärische Partnerschaft.

Seit Jahren Konflikte mit Peking

Eine klare Ausrichtung der Philippinen auf China wäre für die Amerikaner und die Demokratien der Region ein großer Verlust an der Westflanke des Pazifiks, dem Vorhof Chinas. Dabei tragen die Philippinen – wie auch Vietnam und Indonesien – seit Jahren Konflikte mit Peking aus. Es geht um dessen Ansprüche im Südchinesischen Meer, um Öl und Gas, Fischgründe, Schifffahrtsrouten und sogar das Sammeln begehrter Riesenmuscheln. Ein Schiedsspruch entsprechend des Internationalen Seerechtsabkommens (UNCLOS) hatte Peking 2016 in seine Schranken verwiesen. Nun aber sagte Marcos: Die Entscheidung sei „nicht effektiv“, weil Peking sie eben nicht anerkenne.

Aussichtsreicher sei ein bilaterales Übereinkommen mit China. Ein solches Abkommen aber schwächte den südostasiatischen ASEAN-Bund weiter. Er ist tief gespalten in seinem Verhältnis zu Peking. Die Diplomaten der chinesischen Botschaft in Manila bezeichnete Marcos als „Freunde“. Dort hängt auch ein Kommuniqué, das sein Vater und Chinas früherer Ministerpräsident Zhou Enlai zur Normalisierung ihrer Beziehungen unterzeichnet hatten. Marcos Jr. hofft auf weitere Milliarden Dollar aus China für die Infrastruktur und die Entwicklung von Öl- und Gasfeldern vor den Philippinen.

Direktinvestitionen verzwölffacht

Der neue Präsident schaut auf eine lang währende Nähe zu Peking zurück. Immer wieder reiste er mit Mutter Imelda nach Peking, das eröffnete später ein Konsulat ausgerechnet in der kleinen Provinz Ilocos Norte, die Marcos als Gouverneur führte. Schon unter dem scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte, dessen Tochter Sara Duterte-Caprio Vizepräsidentin werden wird, haben sich die Direktinvestitionen aus China im Vergleich zur vorherigen Präsidentschafts-Periode Benigno Aquinos verzwölffacht. Die Nähe zu China sei „wirklich unsere einzige Chance“, sagte Marcos im Wahlkampf. Zwar haben die Philippinen seit 1951 einen Verteidigungsvertrag mit Amerika, der 2014 erweitert wurde, den Duterte aber zeitweilig aussetzte. Doch ist die Beziehung des Marcos-Clans mit den Amerikanern schwer belastet: Marcos Jr. war dort seit 15 Jahren nicht mehr, auch weil der Familie eine Strafe in Höhe von 350 Millionen Dollar droht. 2 Milliarden Dollar soll sie an die Opfer ihrer Gewaltherrschaft zahlen. Vor ihrer Flucht nach Hawaii 1986 hatte sie dem Land gestohlene rund 10 Milliarden Dollar über die Welt verteilt.

Angesichts der drohenden Haft ist völlig offen, ob Marcos Jr. an internationalen Gipfeln in Amerika teilnehmen wird. Die Amerikaner ihrerseits betonten schon am Dienstag, sie blickten weiterhin auf die Lage der Menschenrechte und das Einhalten der Gesetze auf den Philippinen, was für sie „fundamental“ für eine Zusammenarbeit sei.

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